Neue Studie der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien in Berlin vorgestellt

Irena empfiehlt zehnmal mehr Solarthermie

Adnan Amin, der Generaldirektor der Internationalen Organisation für Erneuerbare Energien. © Irena

In einer neuen Studie hat die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (Irena) untersucht, wie sich das Energiesystem bis 2050 verändern muss, um die Klimaziele von Paris einzuhalten. Ein Kapitel widmet sich dem Gebäudesektor.

In der Studie "Global Energy Transformation: A Roadmap to 2050" geht die Irena davon aus, dass Gebäude künftig gut isoliert und elektrische Geräte hocheffizient sein werden. Smart-Home-Systeme mit umfangreicher Steuerung von Beleuchtung und Heizung würden zum Einsatz kommen. Trotzdem werde die Stromnachfrage im Gebäudesektor bis 2050 stark steigen. Grund ist der wachsende Bedarf in den Schwellenländern und die Elektrifizierung des Heizens mit Wärmepumpen. Außerdem rechnet die Irena damit, dass sich die Gebäudefläche bis 2050 weltweit fast verdoppeln wird.

77 Prozent der in Gebäuden verbrauchten Energie sollte 2050 aus erneuerbaren Energien stammen, so das Szenario der Irena. 56 Prozent des Energiebedarfs sollte mit Strom gedeckt werden, der zum größten Teil erneuerbar erzeugt werde. Heute sind es 31 Prozent.

Für eine Entwicklung im Einklang mit dem Klimaabkommen von Paris – die Irena hat in der Studie das Erreichen des Zwei-Grad-Ziels zugrunde gelegt – müsste der Kohlendioxid-Ausstoß des Gebäudesektors von heute weltweit 2,8 Gigatonnen pro Jahr auf 0,8 Gigatonnen sinken. Rund 570 Millionen traditionelle Holzöfen zum Kochen müssten verschwinden und durch moderne Geräte ersetzt werden. Die Fläche von Solarthermiekollektoren müsste sich bis 2050 auf 6299 Millionen Quadratmeter verzehnfachen. Geothermie müsste knapp sechsmal mehr Energie liefern als heute und die Zahl der Wärmepumpen müsste von 20 Millionen Stück weltweit auf 253 Millionen steigen.

Heute beträgt der Anteil erneuerbarer Energien im Gebäudebereich nach Angaben der Irena bereits 36 Prozent. Diese Zahl verwundert zunächst, liegt doch der Anteil erneuerbarer Wärme in Deutschland aktuell nur bei 13 Prozent. Und Wärme macht den größten Anteil am Energieverbrauch im Gebäudebereich aus. Der hohe Anteil erneuerbarer Energien weltweit resultiert aus der weit verbreiteten Nutzung von Biomasse, vor allem von Holz.

31 Billionen Euro Investitionen nötig

Der Löwenanteil der Energieversorgung im Gebäudesektor bestünde zu 48 Prozent aus Grünstrom, so die Berechnungen der Irena. Es folgen Solarthermie mit zehn Prozent und sogenannte moderne Biomasse mit 14 Prozent. Gemeint sind unter anderem Reststoffe der Agrarwirtschaft oder Müll. Geothermie und erneuerbare Fernwärme hätten demgegenüber nur einen Anteil von drei beziehungsweise zwei Prozent.

Die nötigen Investition dafür sind hoch. Umgerechnet 31 Billionen Euro könnten es für den Umbau des Gebäudebereichs von 2015 bis 2050 weltweit sein, heißt es in der Studie. Um Gebäude mit erneuerbaren Energien auszustatten, wären zusätzlich 1,3 Billionen Euro erforderlich.

"Mit öffentliche Geldern allein ist das nicht zu schaffen", sagte der Generaldirektor der Irena, Adnan Amin, bei der Vorstellung der Studie am gestrigen Montag in Berlin. Für den Erfolg der Energiewende brauche es deshalb die richtigen politischen Rahmenbedingungen. Private Investoren müssten wissen, dass ihr Kapital sicher angelegt sei, sagte Amin. Das sei um so wichtiger, als bei den erneuerbaren Energien in der Regel 100 Prozent der Investitionen zu Beginn eines Projekts anfallen.

Lob für Deutschlands Energiewende

Amin war anlässlich des Berlin Energy Transition Dialogues in die Stadt gekommen. Mit dieser internationalen Konferenz suchen das Auswärtige Amt und das Wirtschaftsministerium den Dialog mit Partnern weltweit, die die Energiewende umsetzen wollen. Amin verbreitete am Vorabend die positive Botschaft von den Vorteilen der neuen Infrastruktur, die mit der Energiewende geschaffen wird: "Wir sind mitten in einer neuen Phase des Wachstums, der Innovation und der Investitionen in die Infrastruktur", sagte Amin. "Ihr Ursprung lag in der deutschen Öffentlichkeit, die in Solarpanele investiert hat und bei den deutschen Ingenieuren, die den Rahmen dafür geschaffen haben." Die Dynamik der Energiewende würde nun immer stärker werden.

Um sie zu unterstützen empfiehlt die Studie, Energieeffizienz mit erneuerbaren Energien zu kombinieren, etwa bei der Renovierung von öffentlichen Gebäuden. Außerdem sollten mehr Technologien zur Steigerung der Energieeffizienz wie Kraft-Wärme-Kopplungen eingesetzt werden. Kommen Maßnahmen wie diese zu spät, könnten auch Immobilien zu verlorenen Vermögenswerten werden, warnt eine weitere Studie der Irena zum Thema "Stranded Assets and Renewables: How the energy transition affects the value of energy reserves, buildings and capital stock". von Susanne Ehlerding

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