Immer mehr Hersteller schließen sich EEBus-Standard an

Interesse am intelligenten Zuhause wächst

Alexander Matheus ist beim VDE für die Sicherheit im smarten Haus zuständig. © Ehlerding

Mit dem Energiemanagement von Gebäuden sowie der Licht- und Fenstersteuerung werden bis 2022 in Deutschland insgesamt 2,5 Milliarden Euro umgesetzt werden. Das ergibt eine Studie von Eco – Verband der Internetwirtschaft und Arthur D. Little, die bei der Internationalen Funkausstellung Ifa vorgestellt wurde.

Der Markt für Smart-Home-Anwendungen werde in den kommenden fünf Jahren alles in allem um das Dreifache auf 4,3 Milliarden Euro wachsen, prognostiziert die Studie. Dahinter steht ein jährliches Wachstum von 27 Prozent - ein ordentliches Plus im Vergleich zu Branchen wie der Elektrotechnik oder dem Maschinenbau. Sie legten von 2010 bis 2015 jährlich um 0,5 bis sechs Prozent zu.

Allerdings müssen deutsche Unternehmen noch eine bessere, nutzerfreundlichere Software für ihre an sich guten Geräte entwickeln, sagt Lars Riegel von Arthur D. Little: "Während zahlreiche deutsche Unternehmen exzellente Hardwareprodukte herstellen, sind die dazugehörigen smarten Anwendungen oft sehr limitiert und nur bedingt nutzerfreundlich." Um das zu ändern empfiehlt die Studie, anderen Marktteilnehmern den Source Code preiszugeben, damit neue vernetzte Dienste entstehen können. "In diesem Umfeld sehen wir riesige Chancen für den deutschen Mittelstand", sagt Riegel.

Tatsächlich entwickeln viele Hersteller weiterhin eigene Systeme zur Steuerung von Haustechnik. Neben dem Standard für Gebäudeautomation KNX hat sich mit dem EEBus-Standard aber eine Plattform etabliert, über die sich viele Geräte zur Steuerung von intelligenter Haustechnik vernetzen lassen. Eine breite Koalition von bisher 60 Herstellern habe sich unter diesem Dach vereint, berichtet Alexander Matheus vom Elektrotechnikverband VDE.

Der Verband hilft Unternehmen mit einem speziellen Gerät, der Testsuite 2.0, die Interoperabilität ihrer Systeme zu prüfen. Der unscheinbare kleine Kasten wird vom VDE auf Nachfrage zur Verfügung gestellt und testet, ob das eigene Gerät korrekt mit anderen Smart-Home-Anwendungen zusammenarbeitet. Hersteller müssen ihre Hardware also nicht in die Prüflabore des VDE in Offenbach schicken.

Ziel der Bundesregierung ist, Deutschland zum Leitmarkt für Smart-Home-Anwendungen zu machen. Daran arbeitet im Auftrag des Wirtschaftsministeriums die im März gegründete "Initiative Smart Living". Sie will unter anderem gemeinsame Standards zur Sicherheit von Smart-Home-Produkten entwickeln. Dazu bietet der VDE das Zertifikat "Smart Home - Informationssicherheit geprüft" an, das er bei der IFA vorstellte.

Eins der ersten zertifizierten Systeme ist Homematic von eQ-3, einem Anbieter für Rundumlösungen im intelligent gesteuerten Haus. Die VDE-Experten hatten dafür den Server im Rechenzentrum des Unternehmens, die Haussteuerung selbst und die Apps des Hersteller auf mögliche Schwachstellen geprüft. Das Homematic Portfolio enthält Produkte für die Regelung des Raumklimas, aber auch für die Sicherheit, Beleuchtung und Beschattung. "Gerade im Smart-Home-Bereich ist es wichtig, dass die Bürger der Technologie vertrauen. Zu groß ist die Angst, dass Kriminelle sich Zugang in die eigenen vier Wände per Knopfdruck verschaffen", sagt Wolfgang Niedziella vom VDE Prüf- und Zertifizierungsinstitut des VDE. Das Zertifikat stärke den Markt für Smart-Home-Technologien

Hersteller können ihre Geräte auch bei sogenannten Plugfesten im Prüflabor des VDE selbst testen. Anfang Oktober findet das nächste für das Zusammenwirken von Haustechnik und Elektroautos statt. Diese können über eine sogenannte Wallbox mit Solarstrom aus dem vernetzten Haus geladen werden. Dass hier nun auch die Automobilhersteller mit an Bord kommen, wertet Alexander Matheus als wichtigen Schub für den EEBUS-Standard.

Laut einer Umfrage des VDE aus dem Jahr 2014 wünschen sich 62 Prozent der Verbraucher ein modernes Energiemanagement in ihrem Zuhause und können sich für die Vernetzung von Photovoltaikanlage, Energiespeicher und Heizung durch intelligente Steuerungstechnik begeistern. 51 Prozent der Befragten wünschen sich Hausautomation, also die automatische (Fern)Steuerung von Beleuchtung, Fenster, Jalousien, Heizung oder Alarmanlage. Die Hälfte der Befragten sieht allerdings in der Überwachung und Steuerung des Smart Home mittels Smartphone oder Tablet keinen Mehrwert.

Die Frage "Braucht man das?" sei aber falsch gestellt, sagte VDE-Geschäftsführer Ansgar Hinz bei der Eröffnung des Standes bei der Ifa. "Ist es nützlich?" hält er für die sinnvollere Frage. Die Studie von Eco und Arthur D. Little beantwortet sie vor allem für ein heute noch kleines Segment der automatischen Haussteuerung mit Ja: Gesundheitsdienstleistungen wie das automatische Erkennen von Unregelmäßigkeiten des Gesundheitszustandes und das Auslösen eines Rettungsnotrufs werden demnach das am schnellsten wachsende Segment unter den Smart-Home-Anwendungen sein. von Susanne Ehlerding

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