Klimawende innovativer umsetzen

Großprojekte dank Contracting ermöglicht

Beim Contracting Kongress gab es Gelegenheit überdurchschnittliche Beispiele zu betrachten und sich gemeinsam auszutauschen. © KEA / Martin Stollberg

Die Energiewende ist für alle Beteiligten eine Herausforderung – Bauherren, Architekten, Kommunen und Handwerker. Eine spannende Lösung sind Großwärmepumpen. Diese werden durch Contracting kostengünstiger und attraktiver. Beim Contracting Kongress der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA) wurden relevante sowie effiziente Projekte präsentiert.

Das Motto lautete „Contracting für Kommunen, Wirtschaft, Sozialeinrichtungen und Wohnungsbau“ und die KEA informierte mit Beispielen aus der Praxis. Unter Contracting versteht man eine Kooperationsform, bei welcher durch einen Vertrag zwischen Contractinggeber und Contractingnehmer Wärme, Kälte, Strom oder Dampf bereitgestellt werden.

Wärme-Contracting gewinnt seit den 1990er-Jahren auch in der Bundesrepublik an Bedeutung. Von mittelständischen Heizungsbauunternehmen oder öffentlichen und privaten Energielieferanten angeboten, trägt es dazu bei, Wohnungsunternehmer bei der Finanzierung zu entlasten. Durch eine Auslagerung der Investitionen für eine Modernisierung oder Errichtung einer Heizanlage werden die finanziellen Belastungen  vom Eigentümer an den Unternehmer geleitet. Im Gegenzug wird der Eigentümer dem Contractor in einem Wärmelieferungsvertrag mit einer Laufzeit von meist zehn bis fünfzehn Jahren das Recht geben, die Bewohner mit Heizwärme und eventuell Warmwasser zu beliefern.

Das Ziel soll eine Gewinnsituation für beide Seiten darstellen. Der Contractor übernimmt das Risiko und garantiert eine effiziente Betriebsführung. Dafür bekommt er sein Geld durch die Einsparung von Energie zurück. Denn er kann durch die lange Laufzeit seine Investition in die Anlage auf Jahresraten umlegen, das Konzept wird für zahlreiche Investoren interessant. Der Contracting-Kongress diente dazu, Best-Practice-Beispiele kennenlernen zu können.

Best-Practice-Beispiel aus Heilbronn

Viele Aufgaben waren letzter Zeit für Heilbronn zu meistern. Im Rahmen der Bundesgartenschau (Buga) wurde in Heilbronn das Projekt Neckarbogen von der Zeag Energie AG energieeffizient saniert. Das war nicht einfach – rechtliche Aspekte gewinnen an Bedeutung. Wichtig: Früher wurden Strom und Wärme getrennt geregelt. „Heute will man Energie miteinander erzeugen, sie nutzen wenn sie erzeugt wird und dabei vor allem auf erneuerbare Energie achten“, erläuterte Stefan Bärwald von der Zeag. „Strom muss in speicherbare Medien geleitet oder umgewandelt werden, fossile Energieträger sollen ersetzt sein. Eine zusätzliche Herausforderung war die hohe Anzahl der Beteiligten – Kommune, Investoren wollten mitgestalten“, führte er aus.

Die Projektlaufzeit war von 2014 bis 2019, 16 Objekte können beheizt werden. Die beheizte Fläche beträgt 23.463 Quadratmeter, der Pufferspeicher zweimal 5000 Liter in der Energiezentrale und Objektpufferspeicher. Die Zeag bietet im Rahmen des Projekts Nahwärmeversorgung, Mieterstrom, Glasfaseranbindung, innovative Beleuchtung und Infrastruktur für Elektromobilität. Außerdem gibt es auf dem Buga-Gelände W-LAN. Für das Konzept wurde der Contracting-Preis Wohnwirtschaft verliehen. Für die Bewohner bietet es Versorgungssicherheit.

Contracting am Rand des Bodensee

Die Stadtwerke Konstanz stellten ein Quartier mit Mieterstrommodell vor. Durch Energielieferer-Contracting gibt es geringere Investitionskosten und gesetzliche Anforderungen werden kostengünstig erfüllt. Dank einem zeitvariablen Preissystem ist es den Nutzern möglich, das Verbrauchsverhalten anzupassen und etwa in Zeiten hoher Eigenstromerzeugung Wasch- und Spülmaschine laufen zu lassen. „Dadurch können Mieter profitieren“, macht Olaf Westerhoff von Stadtwerke Konstanz Vorteile klar. Für Stadtwerke ist ein Contracting-Modell gerade aufgrund seiner bedarfsorientierten Ausrichtung planbar.  Mit KWK-Anlagen und durch den Ausbau regionaler Stromerzeugung steigt die Akzeptanz der Verbraucher für die Energiewende. Der erzeugte Strom wird direkt an die Mieter verkauft.

Der Gewinn für Mieter ist mehrfach. Einerseits senken sie ihre Energiekosten, andererseits haben sie ein geringeres Preisrisiko. Bisher wurden neun Projekte mit 40 Gebäuden so verwirklicht. 445 Wohneinheiten werden durch Photovoltaikanlagen mit 407 kWp versorgt. Die guten Argumente scheinen überzeugt zu haben. „Bei Neubauten liegt die Kundengewinnung für Mieterstrom bei bis zu 70 Prozent, dank einem breiten Produktangebot liegt die Kundenbindung bei 97 Prozent“, meint Westerhoff.

Nominierungen für Contracting-Preis

Die Maßnahme war erfolgreich. Was es gebracht hat? Neben der Einsparung von Kosten und CO2 vor allem auch einige Awards. 2016 gab es den Preis des BHKW des Jahres, 2017 folgte der VKU-Innovationspreis, 2018 wurde der zweite Platz beim Contracting-Preis erzielt. Noch kann man bis Oktober Beispiele für den Contracting-Preis des Konferenzzentrum Contracting sowie dem BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Baden-Württemberg einreichen, gesucht werden Neubau- und Sanierungsprojekte, bei welchen Energie-, Umwelt- oder Nachhaltigkeitsziele durch Contracting erreicht wurden. von Wolfram Hülscher

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