"Ressourcenproduktivität muss Megathema werden"

Fachleute fordern mehr Recycling am Bau

Zur Entsorgung mineralischer Abfälle sind in Deutschland jährlichzehn Millionen Lkw-Fahrten nötig. © Ehlerding

Die Recyclingrate in der Baustoffbranche muss steigen. Das sagten Umweltpreisträger der Deutschen Bundesstiftung Umwelt während des Symposiums "Effizienz – Suffizienz – Kreislaufwirtschaft: Zukünftige Ressourcenstrategie".

Angelika Mettke von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus und Walter Feeß von der Erdbaufirma Heinrich Feeß richteten während der Tagung in Braunschweig einen flammenden Appell für mehr Recycling an ihre Zuhörer. Mettke wünschte sich "noch viel mehr Unterstützung in der Umsetzung des Baustoffrecyclings und der Wiederverwendung von Bauteilen".

Feeß hob hervor, dass zur Entsorgung mineralischer Abfälle in Deutschland allein zehn Millionen Lkw-Fahrten nötig seien. Ein Großteil davon lasse sich vermeiden, indem die Baustoffe vor Ort wieder aufbereitet würden. Dazu aber müsste die Akzeptanz von Recyclingbaustoffen noch deutlich gesteigert werden.

Nachhaltigkeitsziele in sich widersprüchlich

Der Ko-Präsident des Club of Rome und Umweltpreisträger des Jahres 2008, Ernst-Ulrich Weizsäcker, stellte unter Berufung auf Quellen der UN-Umweltorganisation UNEP klar: "Eine Entkopplung von Wohlstand und Ressourcenverbrauch findet weltweit nach wie vor nicht statt." Eine Verfünffachung der Ressourcenproduktivität aber sei technisch machbar. "Wenn sie machbar ist, muss sie zum Megathema werden." Ohne ein Preissignal, unterstützt von der Politik, könne dies aber nicht funktionieren. Weizsäckers Vorschlag: Es müsse sich eine Art Pingpong zwischen Ressourceneffizienz und Ressourcenpreisen entwickeln. "Steigt die Ressourcenproduktivität, dürfen die Preise steigen, ohne dass dadurch das Leben teurer wird", so das Fazit Weizsäckers.

Viele Ideen für besseres Bauen

Lamia Messari-Becker, Professorin für Gebäudetechnologie und Bauphysik an der Universität Siegen, gelang es anhand vieler Beispiele, die Zuhörer mit dem Thema "Wie baut man heute und was macht man dabei falsch?" mitzunehmen.

Weltweit stehe das Bauen für 70 Prozent Flächen-, 50 Prozent Ressourcen- und 40 Prozent Energieverbrauch sowie 50 Prozent an Abfallaufkommen. Um dies zu ändern, schlug Messari-Becker eine Reform der Bebauungspläne und des Baurechts vor. Ferner machte sie sich für mehr Nutzungsflexibilität und Multifunktionalität von Gebäuden stark: "Der Kindergarten von heute ist ein Altenheim von morgen." Die wahre Herausforderung aber liege nicht im Neu-, sondern im Altbaubestand, so Messari-Becker. 90 Prozent der Gebäudeemissionen entstünden in Häusern, die vor 1978 gebaut wurden. Um erfolgreich zu sein, müsse Altbaumodernisierung nach Ansicht der Bauexpertin quartiersweise organisiert werden.

Systemischer Ansatz nötig

Harry Lehmann, langjähriger Fachbereichsleiter im Umweltbundesamt (UBA), befasste sich in seinem Vortrag "Nexus Klimaschutz – Ressourceneffizienz" mit dem Thema "Große Transformation". Deutschland werde das Klimaschutzziel für 2020 von minus 40 Prozent Treibhausgasausstoß klar verfehlen und bei nur 35 Prozent landen. Grund dafür seien die mangelnde Altbausanierungsrate, der Autoverkehr und die Stromproduktion aus Kohle. Als Gegenmaßnahmen forderte Lehmann unter anderem verstärkte Aktivitäten bei der Altbausanierung.

In der abschließenden Diskussion wies Ralph Appel, Direktor des Vereins Deutscher Ingenieure VDI, unter anderem auf die zahlreichen Aktivitäten seiner Organisation hin und hob hier vor allem das VDI Zentrum Ressourceneffizienz hervor, das die angesprochenen Themen bereits seit 2009 in Kooperation mit dem Bundesumweltministerium bearbeite. Quelle: DBU / sue

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