Yamina Saheb sieht noch viel Potenzial

"EU soll bei der Gebäudesanierung mehr Verantwortung übernehmen"

Die EU solle sich stärker auf Sanierungskonzepte für Gebäude festlegen, fordert Yamina Saheb vom Forschungszentrum der Europäischen Kommission.

Im Auftrag der Europäischen Kommission hat Yamina Saheb, Senior Research Fellow am Forschungszentrum der Europäischen Kommission, die Bedeutung der Bauwirtschaft für die Konjunktur in Europa untersucht. Sie sieht enormes Potenzial vor allem der energetischen Sanierung im Gebäudebestand. Die Steigerung der Energieeffizienz im Gebäudebereich müsse aber künftig als gesellschaftliche Herausforderung begriffen werden, nicht allein als Aufgabe der einzelnen Hausbesitzer.

Die Praxis der vergangenen Jahrzehnte habe gezeigt, dass die Aussicht auf eine künftige Heizkostenersparnis viel zu wenige Hausbesitzer zu umfassenden energetischen Sanierungen motiviere, sagte sie im Interview mit dem europäischen WDVS-Verband EAE. Der enorme Energieverbrauch der Gebäude in Europa lasse sich auf diesem Weg nicht substanziell verringern. Die wirtschaftlichen Vorteile der Hausbesitzer seien relativ überschaubar: geringere Heizkosten, besserer Wohnkomfort und vielleicht ein höherer Wert ihrer Immobilie. Für die EU-Länder sei der potenzielle Nutzen ungleich vielfältiger: ökonomisch, politisch und sozial.

So mache die Bauwirtschaft rund 7 Prozent der europäischen Gesamtwirtschaft mit fast neun Prozent aller Beschäftigten. Die wirtschaftliche Stabilität des Bausektors mit mehr als 11 Millionen Beschäftigten hängt vom politischen Willen zu mehr Energieeffizienz im Gebäudebestand ab, so Saheb weiter. Sie verweist außerdem auf den sozialen Nutzen durch Beschäftigung und die Vermeidung von Energiearmut sowie den politischen Nutzen durch Unabhängigkeit von Energieimporten.

Das Thema sei zu wichtig, um es alleine auf die Schultern der Hausbesitzer zu laden. Ein Sanierungskonzept auf EU-Ebene, das gemeinsame und verbindliche Standards für die energetische Sanierung festlegt, könnte abhelfen. "Diese könnte man vielleicht bis 2020 erarbeiten und auf diesem Weg – ganz wichtig – müssen wir die Wirtschaft mitnehmen. Die Unternehmen müssen verstehen, dass tiefgreifende Sanierungen ein sinnvolles Geschäftsmodell werden und die Grundlagen dafür können wir nur gemeinsam schaffen", betont Saheb. Ihr schwebt ein "Sanierungs-Kit" für verschiedene Gebäudeklassen mit vorbestimmten Parametern etwa für Fassadendämmung oder Heizanlage vor. Quelle: Energy Saving Guide / pgl

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