Energieberatung

Energieberatung: Jetzt aufwerten für mehr Klimaschutz

Das Deutsche Energieberater-Netzwerk DEN setzt sich für das Berufsbild „Energieberater*in“ ein. Foto: contrastwerkstatt/stock.adobe.com

Das Deutsche Energieberater-Netzwerk DEN e.V. setzt sich dafür ein, dass Energieberatung als eigenes Berufsbild anerkannt wird.

„Es ist unverständlich und fahrlässig, warum dies nicht schon längst geschehen ist“, sagt der DEN-Vorsitzende Dipl.-Ing. Hermann Dannecker. „Unser Netzwerk tritt seit vielen Jahren dafür ein, die Energieberatung durch die Anerkennung eines eigenen Berufsbildes aufzuwerten. Dies kann den klimapolitischen Absichten der neuen Bundesregierung nur dienlich sein.“

Die neue Regierung in Berlin stehe vor einer gewaltigen klimapolitischen Aufgabe: „Alle sind sich einig, dass im Gebäudesektor durch Sanierungen und energetische Optimierungen ein enorm großes Potential für den Klimaschutz gehoben werden kann“, ist Dannecker überzeugt. Dazu werde man aber deutlich mehr Energieberater*innen benötigen, als derzeit zur Verfügung stünden.

Lange Wartelisten für Energieberatung

So mache er die Erfahrung, dass im DEN organisierte qualifizierte Energieberater*innen volle Auftragsbücher haben und auf längere Zeit ausgebucht seien. „Das ist zwar erfreulich“, sagt Dannecker, „wird aber den Herausforderungen und der Größe der Aufgabe nicht gerecht. Es darf nicht sein, dass die Menge der zu bearbeitenden Projekte negative Auswirkungen auf die Qualität der Beratungen hat. Das müssen wir im Sinne der Kunden und Bauherren und im Interesse unseres Berufsstandes unbedingt verhindern!“

Dannecker verweist zudem darauf, wie wichtig qualifizierte und unabhängige Energieberatungen für die einzelnen Projekte, als auch für die gesamte Branche sind: „Es kann doch nicht sein, dass Bauherren beraten werden von vermeintlichen Fachleuten, welche vor allem ihr eigenes Interesse und ihre eigenen Gewerke im Blick haben. Gute Energieberaterinnen und Energieberater sind wirtschaftlich unabhängig und arbeiten gewerkeneutral.“

Auf Förderseite seien dafür die Voraussetzungen geschaffen. Dannecker: „Wir verfügen inzwischen über gut ausgestattete Fördertöpfe, welche insbesondere den ganzheitlichen Ansatz verfolgen und individuelle Sanierungspläne großzügig unterstützen. In ihnen geht es darum, ein Wohngebäude oder ein Nichtwohngebäude in seiner Gesamtheit zu betrachten und die einzelnen Schritte seiner Sanierung sinnvoll aufeinander abzustimmen. Dies ist der richtige Weg, doch er erfordert eine gute Ausbildung, hohe Kompetenz und viel Erfahrung vom jeweiligen Energieberater.“

Berufsbild Energieberater*in schaffen

So hätten die Bauherr*innen die Wahl zwischen akademisch ausgebildeten Bauingenieur*innen, Architekt*innen oder Techniker*innen, wie sie beispielsweise im Deutschen Energieberater-Netzwerk organisiert sind, und zwischen Energieberater*innen, die aus dem Handwerk stammen. Ohne deren Kompetenzen pauschal infrage stellen zu wollen, bestünden doch oftmals Unterschiede im Leistungsangebot und im Leistungsumfang. Dies sei aber für den Laien nicht ohne weiteres erkennbar. Ein eigenes, nach Kompetenzen gestaffeltes und transparentes Berufsbild für Energieberater*innen könnte deutlich einfacher machen, die richtige Expertin oder den richtigen Experten zu finden, regt Dannecker an.

Das DEN habe vor langer Zeit schon Vorschläge gemacht, die Grundsätze der Berufsethik für Energieberater in einem Leitbild formulieren sowie eine klare Staffelung nach Ausbildungs- und Qualitätsstufen enthalten. „Die Berufsbezeichnung ‚Energieberater‘ sollte bundesweit gesetzlich geschützt werden, und es wäre wünschenswert, auf eine europäische Regelung hinzuwirken. Es müssten ebenso ein Leistungsbild und eine Honorarordnung erarbeitet werden. Dies alles sollte von einem einheitlichen Berufsverband oder von einer Kammer als qualitätssichernde Einrichtung organisiert und überwacht werden.“

Der Ingenieur hat dabei auch den Nachwuchs im Blick: „Genauso wie in Industrie und Gewerbe leiden auch die freien Berufe unter Nachwuchsmangel. Wer sich heute für ein Ingenieur- oder Architekturstudium entscheidet, geht erst einmal viele Jahre in Vorleistung. Mit einem eigenen Berufsbild und einer zielgerichteten Ausbildung mit Blick auf spätere Energieberatungen könnten hier für junge Leute langfristig Perspektiven aufgezeigt werden. Das Tätigkeitsfeld ist enorm breit und bietet für Spezialisierungen beste Chancen. Deshalb können Energieberaterinnen und Energieberater der Zukunft nicht nur von einer Zusatzausbildung leben, sondern sollten ihren Beruf in all seinen Facetten erlernen und studieren können.“

Perspektiven für den Nachwuchs schaffen

Gegenwärtig müssen Studierende nach ihrem Abschluss noch einmal eine komplette Ausbildung absolvieren und haben selbst nach Praxiserfahrung keine Chance, sich über Projektnachweise als qualifizierte Energieberatende einstufen zu lassen. „Das ist eine völlig unzeitgemäße und vor allem frustrierende Situation für junge Menschen, die jetzt aktiv im Klimaschutzbereich arbeiten wollen“, ergänzt DEN-Vorständin Dipl.-Ing. Marita Klempnow, die selbst aktiv auch in der Ausbildung von Nachwuchskräften tätig ist.

Dies verlange nach einer Anerkennung, wie sie nur ein gesetzlicher Schutz und ein Berufsbild bieten könne, stellt die DEN-Vorsitzende fest. „Die künftige Bundesregierung könnte hier mit einfachen organisatorischen Mitteln Zeichen setzen, die Energieberatung aufwerten und für den Nachwuchs attraktive Perspektiven aufzeigen. Dies ist zwingend erforderlich, um die Klimaschutzziele zu erreichen!“

Quelle: DEN / Delia Roscher

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