Die Klimakonferenz in Paris geht in die entscheidende Phase. Bis zum Wochenende soll der Nachfolger des Kyoto-Abkommen stehen. Was der neue Vertrag wirklich bringt, ist noch nicht klar. Eine der vielen ermutigenden Initiativen am Rande des Klimagipfels ist die Gründung einer Global Alliance for Buildings and Construction. Sie soll die Entwicklung hin zu emissionsarmen Gebäuden fördern.
18 Länder, darunter Brasilien, Kanada, Finnland, Frankreich, Deutschland und Japan machen mit. Unter den 60 beteiligten Organisationen ist das World Green Building Council ein wichtiges Mitglied. Es will bis 2050 weltweit das erreichen, was sich Deutschland bereits als Ziel gesetzt hat: Neue Gebäude sollen klimaneutral und Bestandsgebäude energieeffizient saniert sein.
Um das zu erreichen hat sich die Allianz drei Aufgaben gestellt: Sie will ihre Mitglieder dabei unterstützen, Effizienzstrategien für Gebäude zu entwickeln und einzuführen und die Technologien dafür verbreiten. Sie will die Wertschöpfungsketten in der Bauindustrie transformieren und sie will die Finanzierungsmöglichkeiten weiterentwickeln.
Solche Ankündigungen sind zunächst wohlfeil. Offenbar wird in der Bauindustrie aber eine koordinierende Hand vermisst, wie sie die Allianz bieten könnte. So äußerten sich jedenfalls die Mitglieder einer weiteren Initiative, der Prince of Wale's Corporate Leaders Group (CLG). 16 große Unternehmen aus der EU wollen daran arbeiten, dass der Nazu-Nullenergie-Standard, der bis Ende 2020 für alle neuen Gebäude in der EU gelten wird, tatsächlich umgesetzt wird. "Ohne zusätzliche konzertierte Anstrengungen und neue Zusagen werden wir diesen Standard bis 2020 nicht erreichen können", glauben die Mitglieder der CLG. Was diese neuen Initiativen leisten, wird sich noch zeigen.
Compact of Mayors will Emissionen reduzieren
Eine effektive Gruppe, die seit 2014 besteht, ist der Compact of Mayors. Dieser weltweite Zusammenschluss von Bürgermeistern will die CO2-Emissionen in seinen Städten reduzieren und stellte sich bei der Klimakonferenz bei einer der vielen Begleitveranstaltungen vor. Der Compact arbeitet eng mit der C40 Cities Climate Leadership Group und dem Carbon Disclosure Project (CDP) zusammen. C40 ist ein Zusammenschluss von rund 80 Megastädten, die ihre Emissionen reduzieren wollen. Das CDP sammelt regelmäßig Daten und Informationen zu Emissionen, Klimarisiken und Reduktionszielen von Unternehmen.
"Wenn du es nicht messen kannst, kannst du es nicht managen", erklärt Frank Cownie, Bürgermeister von Des Moines in den USA, den Sinn des Compact of Mayors. In fünf Stufen arbeiten sich die Mitglieder von der Verpflichtung über die Inventarisierung ihrer Daten, eine Zielsetzung und einen Aktionsplan bis zum Compliant-Status hinauf, in dem sie die Anforderungen des Netzwerks erfüllt haben. Welche Reduktionsziele sich die Städte setzen, ist ihnen selbst überlassen.
Software erleichtert Wahl unterschiedlicher Optionen
"Für die Inventarisierung benutzen die Städte die Software ClearPath, die ihnen kostenlos zur Verfügung steht", erklärt Maryke van Staden vom Städtenetzwerk ICLEI, einem weiteren Partner des Compact of Mayors. An die Hand bekommen die Städte außerdem ein Szenario-Werkzeug, das ihnen dabei hilft, verschiedene politische Optionen durchzuspielen, die Kosten und die benötigte Zeit abzuschätzen. Das Tool erlaubt es auch, Vergleiche mit anderen Städte ähnlicher Größe anzustellen. 428 Städte weltweit sind Mitglied des Compact, 43 Städte haben den Compliant-Status erreicht. "Das war harte Arbeit", sagt James Nxumalo, Bürgermeister von Durban, bei der Veranstaltung während der Klimakonferenz.
Arron Wood, Stadtrat in Melbourne, sieht den Compact of Mayors als Quelle der Inspiration: "Es ist wirklich ein Maschinenraum. Die Kraft für unsere Arbeit kommt aus Netzwerken wie diesem." Melbourne hat schon viele Preise für seinen Lebensqualität gewonnen und ist außerdem Mitglied im 100 Resilient Cities Network. Die Bedeckung durch Laubbäume will die Stadt bis 2040 auf 40 Prozent verdoppeln und die Stadt damit um vier bis fünf Prozent kühler machen, sagt Wood. "Aber wir haben noch einen langen Weg zu gehen. 90 Prozent unseres Stroms erzeugen wir mit Kohle", nennt er ein Beispiel. Einig waren sich alle Bürgermeister auf dem Podium, dass es höchste Zeit ist zu Handeln. "Wir können es uns nicht leisten zu warten", ließ der Bürgermeister von Istanbul, Kadir Topbas, in einer Grußbotschaft wissen
"Allein können die Städte die Weelt nicht retten"
"Allein können die Städte aber die Welt nicht retten", sagte Magda Aelvoet vom Förderalen Rat für Nachhaltige Entwicklung in Belgien bei einer zweiten Veranstaltung zu Städten im Klimawandel. Tine Heyse, stellvertretende Bürgermeisterin von Gent, gab ein Beispiel dazu: "In unserer Stadt gehen 85 Prozent der Emissionen auf das Konto von Unternehmen, die mit dem Europäischen Emissionshandelssystem verbunden sind." Die Reduktionsmöglichkeiten der Stadt sind also beschränkt.
Dennoch arbeiten auch die europäischen Städten in einem weiteren Netzwerk an der Reduzierung ihrer Emissionen. Er nennt sich Covenant of Mayors. Diese Initiative, die sich inzwischen global ausgedehnt hat, umfasst schon 6000 Mitglieder und repräsentiert 126 Millionen Menschen. Ihre Mitglieder haben sich verpflichtet, den Ausstoß von Kohlendioxid bis 2030 um 40 Prozent zu reduzieren und bis 2050 klimaneutral zu sein. Städte werden in Zukunft noch mehr als bisher eine Rolle beim Kampf gegen den Klimawandel spielen.
Auch die Teilnehmer des Climate Summit for Local Leaders, der am 4. Dezember in Paris stattfand, mischten sich mit einer Ankündigung ein: Die Unterzeichner wollen 100 Prozent Erneuerbare oder eine Reduktion ihre Klimagase um 80 Prozent bis 2050 erreichen. Die Ankündigungen reißen so schnell nicht ab. Ein verbindliche Rahmen für all die Initiativen wird trotzdem gebraucht: "The deal will do the job", sagte Julie Laenoes vom Netzwerk der 100 Prozent erneuerbaren Städte und Regionen innerhalb von ICLEI: "Das Abkommen wird es bringen." von Susanne Ehlerding