Laut einer Analyse des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) sind die Angebotsmieten von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern 2011 deutlich gestiegen. Im Bundesdurchschnitt erhöhten sich die Nettokaltmieten um 2,9 Prozent auf 6,38 Euro/m², in Westdeutschland auf 6,72 Euro/m² (+2,7 Prozent), in Ostdeutschland auf 5,51 Euro/m² (+3,5 Prozent).
Etwa die Hälfte der Bevölkerung Deutschlands lebt in Städten und Kreisen mit aktuellen Steigerungsraten der Angebotsmieten von mindestens zwei Prozent. Aber auch die Bautätigkeit hat sich merklich belebt. Die Angebotsmieten haben sich besonders in den boomenden Großstädten und in vielen Universitätsstädten stark erhöht. So verzeichneten die 20 Städte mit den kräftigsten Mietsteigerungen 2011 ein Plus zwischen 5 und 10 Prozent, etwa Greifswald, Bremen, Freiburg im Breisgau und Kiel. Neben eher kleineren Großstädten gehören auch Hamburg und Berlin zu den Städten mit stark steigenden Mieten.
"In immer weniger Kreisen stagnieren oder sinken die Mieten. Die Schere zwischen günstigen und teuren Städten geht immer weiter auseinander", sagt Matthias Waltersbacher, Wohnungsmarktexperte im BBSR. "Gerade in den attraktiven Großstädten ist die Nachfrage hoch, was teilweise zu Angebotsengpässen und zu deutlichen Mietsteigerungen führt", so Waltersbacher. Am höchsten sind die Mieten in den wachsenden, wirtschaftsstarken Metropolen und Regionen, darunter München, Rhein-Main, mittlerer Neckar und Hamburg. Auch das südliche und nördliche Oberrheintal, die Bodenseeregion und die südliche Rheinschiene in Nordrhein-Westfalen ragen heraus. Die ostdeutschen Städte Potsdam, Jena und Weimar gehören inzwischen ebenfalls zu den Top 20, wenngleich die Spanne innerhalb dieser Gruppe nach wie vor beträchtlich ist.
Die Belebung der Bautätigkeit lässt sich gut an den Baugenehmigungszahlen in 2011 ablesen. Die Genehmigungen von Wohnungen haben im Vergleich zum Vorjahr um 21,7 Prozent zugelegt, im Geschosswohnungssegment sogar um 26,8 Prozent. Aufgrund der aktuellen Marktlage ist zu erwarten, dass hiervon ein größerer Teil auch tatsächlich realisiert wird und somit für Entspannung auf den Mietwohnungsmärkten sorgen kann. Das BBSR hat in seiner Wohnungsmarktprognose errechnet, dass in den nächsten Jahren jährlich bundesweit rund 193.000 Wohnungen benötigt werden, davon 71.000 in Mehrfamilienhäusern.
Sollten sich die steigenden Baugenehmigungs- und Baufertigstellungszahlen verfestigen, kann der ausgewiesene Wert rasch erreicht oder zeitweilig auch überschritten werden. "Eine kurzfristig höhere Bautätigkeit als gut 190.000 Wohnungen erscheint wegen der in den letzten Jahren sehr niedrigen Baufertigstellungszahlen sinnvoll", sagt Waltersbacher.
Nicht nur die Nachfrage nach Mietwohnungen nimmt zu, auch der gerade für die Großstädte besonders bedeutsame Geschosswohnungsbau zieht wieder mehr Investoren an. Die deutschen Immobilienmärkte haben sich in der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008/2009 als sehr robust erwiesen. Aktuelle Unsicherheiten bei der Stabilität einiger europäischer Staaten und des Euros sorgen dafür, dass Unternehmen und Privatinvestoren wieder häufiger Immobilien als attraktives Anlageobjekt entdecken.
"Die günstigen Finanzierungsbedingungen unterstützen zusätzlich entsprechende Anlageentscheidungen ebenso wie die Aussichten auf Mietensteigerungen in Vermietungsobjekten prosperierender Städte. Das kann den Wohnungsneubau weiter ankurbeln - vor allem in den größeren Städten", prognostiziert Waltersbacher.