Das Bafa hat im Auftrag der Bundesstelle für Energieeffizienz eine Evaluierung der Vor-Ort-Beratung im Gebäudebereich vorgelegt. Darin finden sich spannende Hinweise auf eine Weiterentwicklung und Schwachstellen der bisherigen Förderung. Eine Optimierung ist unter anderem deswegen notwendig, weil sich die Zahl der Förderunganträge für Vor-Ort-Beratungen von 2009 bis 2012 halbiert hat. Der Trend hält an: 2012 waren es 13.752 geförderte Beratungen, 2013 insgesamt 10.290.
Die erfreulichen Ergebnisse der Evaluation am Anfang: Die Vor-Ort-Beratung kommt bei den Beratenen gut an, 88 Prozent waren zufrieden oder sehr zufrieden. Am besten beurteilt wurde die Unabhängigkeit der Energieberater von Verkaufsinteressen, das Eingehen der Energieberater auf Fragen und Bedürfnisse, die Verständlichkeit der Erläuterungen und die fachliche Kompetenz der Energieberater. Die Qualität der Beratungsberichte hat sich laut den Auswertungen der Fachleute, die im Bafa für die Berichtsprüfung zuständig sind, seit 2011 deutlich verbessert.
Es konnten positive Wirkungen hinsichtlich des Umfangs der umgesetzten sowie fest geplanten Energiesparmaßnahmen festgestellt werden. So haben über 90 Prozent der befragten Beratenen im Anschluss an die Beratung energetische Sanierungsmaßnahmen umgesetzt oder fest geplant. Dabei kam es nicht nur dazu, dass bereits vorgesehene Maßnahmen besser ausgeführt wurden als zunächst. Bei der Dämmung der obersten Geschossdecke, der Kellerdecke und der Dämmung der Außenwand wurden außerdem bei 50 Prozent oder mehr durch die Vor-Ort-Beratungen Maßnahmen angestoßen, die vorab nicht geplant waren.
Im Durchschnitt wurden pro Vor-Ort-Beratung in 2010 bei Ein- und Zweifamilienhäusern Mehrinvestitionen von rund 6.600 Euro und bei Mehrfamilienhäusern von 9.400 Euro angestoßen. Diese Investitionen gingen über die ursprünglichen Planungen hinaus und sind direkt auf die Beratung zurückzuführen.
Auch bei der Qualität der durchgeführten Maßnahmen gab es Vorteile bei denjenigen, die eine Bafa-Beratung in Anspruch genommen haben. Sie haben sich beispielsweise zm größeren Teil für eine Heizungsoptimierung mit hydraulischem Abgleich entschieden, um das Optimum aus der Heizung herauszuholen.
Die Evaluatoren empfehlen, das Programm als hochwertiges Produkt weiterzuführen. Änderungen schlagen sie nicht so sehr auf Seiten der Empfänger, also der Bauherren, sondern bei den Energieberatern vor.
Die seien teilweise unzufrieden und machten kaum Werbung für die Vor-Ort-Beratung, denn die zu erzielenden Stundensätze seien so gering, dass es für viele nicht attraktiv sei. Derzeit müssten die Berater zu einem Stundenlohn zwischen 24 und 31 Euro netto arbeiten, das sei nicht kostendeckend. "Dieser Stundenlohn ist unter Berücksichtigung der Komplexität und Hochwertigkeit der Tätigkeit sowie im Vergleich zu den marktüblichen Stundensätzen für diese Art von Dienstleistungen nicht angemessen", so die Evaluation.
Im Vergleich dazu bekomme ein Berater bei den Verbraucherzentralen einen Stundenlohn von 50 Euro, obwohl der geforderte Bericht aufgrund von Mustervorlagen wesentlich einfacher sei, so der Bericht weiter.
Gleichzeitig seien aber die Verbraucher nicht bereit, mehr für die Vor-Ort-Beratung zu bezahlen. Bei einem Ein- und Zweifamlienhaus dauere die Beratung 20 Stunden, müsste also 1.000 Euro kosten, bei größeren Objekten mindestens 1.200 Euro. An bisheriger Eigenbeteiligung ergab die Umfrage einen Betrag von 470 Euro im Mittel, in vielen ostdeutschen Bundesländern lag er noch deutlich darunter.
Derzeit liegt der Zuschuss bei 400 Euro. Um Kostendeckung zu erreichen, müsste er um 200 Euro auf 600 Euro erhöht werden. Um die Zahl der Beratungen zu erhöhen empfiehlt der Bericht außerdem, das Kumulationsverbot mit kommunalen Mitteln aufzuheben. Einige Kommunen hättten Interesse daran geäußert, Bafa-geförderte Vor-Ort-Beratungen durch Eigenmittel zu ergänzen. Dann wäre die Beratung attraktiver für Hausbesitzer. In Bremen und in Mainz werde dies bereits im Rahmen von Kampagnen und lokalen Initiativen praktiziert.
An anderer Stelle sieht die Bewertung des Bafa-Programms auch Möglichkeiten zur Verschlankung, so bei den Boni-Zahlungen für Stromeinsparberatungen und thermografische Untersuchungen. Nicht einmal jeder vierte Beratene wollte Stromeinsparberatung und nicht einmal jeder zehnte eine Untersuchung mit Wärmebildkamera. Vor allem bei der Stromeinsparberatung ist die Konkurrenz mittlerweile zu groß.
Bislang schreibt die Vor-Ort-Beratung umfangreiche Berichte vor. Die sind zwar gründlich, fressen aber viel Zeit und sind zudem schwer verständlich. Das Ziel, eine Komplettsanierung anzureizen erreichen sie nicht. Mehr als zwei Drittel der Beratenen haben Einzelmaßnahmen umgesetzt. "Folglich sollte als Fördervoraussetzung nur ein Sanierungsfahrplan in Schritten gefordert werden", heißt es im Bericht des Bafa. von Pia Grund-Ludwig