Fraunhofer-Institut berechnet Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft

35 Prozent Erneuerbare bis 2030 möglich

Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist für den Klimaschutz wichtig. © Ehlerding

In der EU ist ein Anteil von bis zu 35 Prozent erneuerbaren Energien am gesamten Energieverbrauch bis 2030  realistisch: Zu diesem Ergebnis kommt eine kürzlich veröffentlichte Studie des Fraunhofer ISI für das Europäische Parlament.

Die Europäische Union strebt an, bis 2030 einen Anteil von 27 Prozent erneuerbaren Energien am gesamten Energieverbrauch zu erreichen. Das Europäische Parlament hatte kürzlich eine Erhöhung auf 35 Prozent beschlossen, hat in dieser Frage aber nicht das letzte Wort, sondern muss die Ziele mit Europäischem Rat und EU-Kommission aushandeln. Im Jahr 2016 betrug der Anteil der Erneuerbaren am Gesamtenergieverbrauch rund 17 Prozent.

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI hat für die Studie "Renewable Energy Directive Target" zusammen mit Enerdata und SQ Consult untersucht, welche Auswirkungen ein höherer Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Endenergieverbrauch auf Wirtschaft und Gesellschaft hätte. Um die Möglichkeiten für einen EE-Anteil von 30 bis 35 Prozent zu prüfen, haben die Wissenschaftler mehr als 30 Studien ausgewertet.

Die wichtigsten Faktoren für die Berechnungen sind die Technologiekosten, die Brennstoffpreise und die Kosten für Kapital:

Im Hinblick auf Technologiekosten halten die Autorinnen und Autoren der Studie fest, dass die Kosten für erneuerbare Energietechnologien heutzutage geringer sind als noch vor einigen Jahren angenommen. Daraus schließen sie, dass erneuerbare Energieträger, vor allem Windenergie, eine wichtige Rolle im zukünftigen Energiesystem spielen werden, da geringere Technologiekosten generell zu einer schnellen und weiten Verbreitung führen.

Niedrige Brennstoffpreise führen zu einem geringeren Anteil erneuerbarer Energien. Erhöhen sich die Brennstoffpreise, erhöht sich auch der EE-Anteil. Da es aktuell starke Schwankungen bei den Brennstoffpreisen gibt, ist die Voraussage für diesen Aspekt mit großen Unsicherheiten behaftet.

Die Höhe der Kosten für Kapital hat Einfluss auf die Erzeugungskosten und damit auf die Auswahl der Investitionen: Hohe Abzinsungssätze begünstigen in der Regel Investitionen in Anlagen, die eher niedrige Anfangsinvestitionen haben, beispielsweise Gaskraftwerke. Bei niedrigen Sätzen werden laufende Betriebskosten stärker gewichtet und somit Anlagen mit geringen Betriebskosten wie Solar- und Windanlagen begünstigt.

Nach der Auswertung aller Faktoren kommen die Autorinnen und Autoren der Studie zu dem Schluss, dass ein Anteil erneuerbarer Energien zwischen 30 und 35 Prozent am gesamten Energieverbrauch bis 2030 ökonomisch realisierbar ist. Die Auswirkungen auf Bruttoinlandsprodukt, Beschäftigung und Gesundheit wären insgesamt gering, aber zumeist positiv. Auch im Hinblick auf Brennstoffimporte und Treibhausgasemissionen wären positive Effekte zu erwarten.

Bei einem EE-Anteil von 30 bis 35 Prozent am gesamten Endenergieverbrauch steigt laut den ausgewerteten Studien der Anteil erneuerbarer Energien im Stromsektor auf über 50 Prozent. Für die Integration steigender Anteile erneuerbarer Energien in das Stromsystem muss dieses hinreichend flexibel sein, beispielsweise durch flexible Nachfrage sowie flexible Erzeugungsanlagen und Speicher. Quelle: ISE / sue

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