Die Kollision mit Glas zählt zu den größten unnatürlichen Todesursachen für Vögel. Doch Vogelschutzglas ermöglicht erstmals, architektonisch ansprechende Gebäude mit viel Glas zu schaffen, die durch intelligente technische Lösungen zudem energieeffizient sind.
Ursachen für Vogelschlag
Im Glas spiegelt sich die Umwelt und Vögel sind nicht in der Lage, dieses Spiegelbild von der Realität zu unterscheiden. Beim Versuch, das reflektierte Ziel zu erreichen, prallen sie gegen die Scheibe. Vögel können außerdem transparente Glasscheiben nicht als Barriere wahrnehmen. Wenn eine Glasscheibe einen scheinbar freien Flugweg blockiert, prallen Vögel dagegen. Bei Häusern besteht diese Gefahr bei Verglasungen über Eck oder wenn durch ein zweites Fenster an der Rückwand eine Durchflugsmöglichkeit suggeriert wird. Die Gefahr des Vogelanpralls verstärkt sich zusätzlich, wenn sich für Vögel attraktive Ziele hinter dem Glas befinden, wie zum Beispiel Bepflanzungen.
„Um die Gefahren durch Vogelschlag zu begrenzen, haben industrienahe Forschung und Unternehmen eine ganze Reihe von Lösungen entwickelt, die sich in der Praxis bereits bewähren. Dazu gehören zum Beispiel Beschichtungen, klar sichtbare Markierungen auf den Scheiben ebenso wie technische Lösungen, die für das menschliche Auge kaum wahrnehmbar oder auch nur von außen sichtbar sind“, erklärt BF-Geschäftsführer Jochen Grönegräs.
UV-Beschichtung
UV-beschichtete Gläser sind für das menschliche Auge kaum sichtbar, da die Reflexion dieser speziellen Beschichtung hauptsächlich im ultravioletten Bereich erkennbar ist. Viele Vögel sind dank eines zusätzlichen Zapfens auf ihrer Netzhaut im Gegensatz zum Menschen in der Lage, dieses UV-Licht und somit das Glas wahrzunehmen. Dies hilft den Tieren, das Glas rechtzeitig als Hindernis zu erkennen. Diese Beschichtungen können entweder im Scheibenzwischenraum oder auf der äußeren Glasoberfläche aufgetragen werden.
Laserdruck
Mit einem besonderen Laserdruckverfahren wird die Oberfläche der Scheibe mit einem hauchdünnen Aufdruck versehen, der nicht ertastet werden kann. Die leichte Reflektion des Aufdrucks macht durch breite Lichtstreuung ein Hindernis erkennbar. Die dabei verwendete Druckfarbe ist für den Menschen äußerst dezent.
Nur von außen sichtbar
Es gibt auch besondere Beschichtungen, die mehr als die UV-Technik nutzen, aber nur von außen zu sehen und von innen kaum für das menschliche Auge wahrnehmbar sind. Solche Beschichtungen werden auf der Außenfläche aufgebracht.
Verbundsicherheitsglas (VSG)
VSG ist ein Verbundglas aus zwei oder mehr Flachglasscheiben, die übereinandergelegt und durch eine reißfeste und zähelastische Folie miteinander verklebt werden. Bei den Vogelschutzlösungen wird die jeweilige Folie direkt mit einem Punktmuster versehen. Dieses Punktmuster kann von Menschen aus einer Entfernung von mehr als zwei Metern nicht mehr wahrgenommen werden.
Siebdruck: Muster in allen Formen und Farben
Bei Punktraster-Beschichtungen durch Siebdruck, Säureätzung oder Laser werden Muster auf die Scheibe aufgetragen, um es für Vögel sichtbar zu machen. Diese können sehr dezent als Muster gestaltet werden, oder aber Logos, komplexe Designs und Symbole enthalten.
Ein neues Beschichtungsverfahren ergänzt das bisher eingesetzte Siebdruck-Verfahren. Die sichtbaren, metallischen Markierungen sind dabei ertastbar und in Mustern wie Punkten oder Linien zu erhalten. Die Chrom-Markierungen erzeugen maximalen Kontrast sowohl in Reflexion als auch in Transmission und kommen vor allem dann zum Einsatz, wenn Vogelschutz mit einem attraktiven Design kombiniert werden soll.
Profilbauglas (U-Glas)
Profilbauglas, auch Profilglas oder Industriegussglas genannt, ist eine spezielle Art des Ornamentglases. Es wird unter Hitzeeinwirkung im Maschinenwalzverfahren hergestellt und kann sowohl klare als auch strukturierte Oberflächen aufweisen.
„Viele Beschichtungstechnologien verbinden die Vorteile von Wärmeschutz- bzw. Isoliereigenschaften mit den Eigenschaften von Vogelschutzglas. So werden Vogelschutz, Tageslichtbedarf und Energieeffizienz in Einklang gebracht“, erklärt BF-Geschäftsführer Grönegräs.
Der Begriff „Vogelschutzglas“ ist übrigens nicht rechtlich definiert oder geschützt, und es gibt keine offizielle Norm für Vogelschutzglas in Deutschland oder der EU. Verbraucher*innen können sich allerdings an unabhängigen Studien orientieren und sich dann beraten lassen, welche Vogelschutzmaßnahme zu ihrem Bauvorhaben passt.
Quelle: Bundesverband Flachglas