Der Dachfensterexperte Velux hat erste Daten aus dem Betrieb seines Lichtaktivhauses vorgelegt. Das sanierte Siedlerhaus ist ein IBA-Projekt in Hamburg. Ziel ist die CO2-Neutralität im Betrieb, die durch einen geringen Energieverbrauch und den Einsatz regenerativer Energieträger erreicht wird.
Thomas Wilken von der TU Braunschweig, der an der Planung des Hauses beteiligt war und die Erfahrungen aus den ersten Monaten im Realbetrieb vorgestellt hat betonte, dass Energieeffizienz "sich aus dem Komfort ergeben muss." Vermieden werden soll, dass die Bewohner das Gefühl haben, Energie sparen zu müssen und sich dabei in ihren Lebensgewohnheiten eingeschränkt fühlen. Dabei seien die konkreten Erfahrungen aus dem Betrieb des in Hamburg sanierten Hauses spannend auch für andere Sanierungsprojekte, so Wilken. Ähnliche Siedlerhäuser stünden 10-Millionenfach in vergleichbarer Bauqualität in Deutschland.
Bei den Verbrauchsmessungen in den ersten Monaten hat sich ein Heizwärmebedarf von 70 kWh/m2 ergeben. Das entspreche dem, was man erwartet habe, so Wilken. Diese Werte konnten erzielt werden, obwohl die Familie bei den Heiztemperaturen mit einer Innenraumtemperatur von 22 bis 23 zirka zwei Grad über dem Normwert lag.
Um bei der Wärmepumpe einen genaueren Überblick über die erzielte Leistung zu haben wird derzeit noch Messtechnik nachgerüstet. "Der COP der Wärmepumpe ist noch nicht optimal, die Betriebsstunden sind zu hoch", hat Wilken aus den bislang vorliegenden Daten herausgezogen. Eingebaut wird ein separater Stromzähler am Heizstab, der die Nachheizung übernimmt sowie ein Wärmemengenzähler zwischen solarthermischer Anlage und Wärmepumpe.
Der Wärmemengenzähler soll ermitteln, wie viel Wärme die Wärmepumpe aus dem Solarkollektor bekommt. Das soll künftig den Stromverbrauch der Wärmepumpe minimieren, der über den kalkulierten Werten lag. Die Anlage war länger in Betrieb als notwendig.
Bislang gehen die Experten von einem solaren Deckungsanteil des Wärmebedarfs von 26 Prozent aus. "Wir haben das jetzt abgedeckt um vergleichen zu können, wie sich die Wärmepumpe ohne Solarthermie verhält", erklärte Wilken bei der Vorstellung der Ergebnisse. Seine Vermutung: Mit 8 Quadratmetern ist die solarthermische Anlage für den vorliegenden Bedarf etwas zu groß ausgefallen.
Eine der Besonderheiten des Hauses ist die automatische Fensterlüftung. Einige Fensterflügel öffnen sich automatisch, wenn die Sensoren verbrauchte Luft anzeigen. Irina Oldendorf, Mutter der dort wohnenden vierköpfigen Familie kommt damit gut zurecht. "Im Haus findet immer ein angenehmer Luftaustausch statt, denn die Fenster öffnen und schließen automatisch. Toll finde ich, dass ich trotzdem auch die Möglichkeit habe, die Fenster von Hand zu bedienen und dass das Hauskonzept dennoch funktioniert."
Auch den eigenen Bedürfnissen lässt sich das System anpassen: "Nachts stellen wir das System meistens auf Stand-by, damit sich die Fenster nicht automatisch öffnen und schließen." Ein Thema ist bei Systemen zur Gebäudeautomation wie automatischer Fensterlüftung die Komplexität und Unübersichtlichkeit. Das scheint im Lichtaktivhaus gut zu funktionieren. "Vieles an der Steuerung erklärt sich von selbst. Jedes Fenster lässt sich einzeln bedienen, man kann aber auch die Einstellungen raumweise vornehmen. Wir wollen erreichen, dass wir bald kaum noch in die automatische Steuerung eingreifen müssen", so der Familienvater Christian Oldendorf.
Dabei lassen sich die unterschiedlichen Einstellungen feineinstellen: "Für die Einstellung 'unbelegt' gibt es mehrere Optionen, bei denen die Dachfenster geöffnet sind, aber nicht die Fenster im Erdgeschoss. Mit welcher Einstellung wir uns am Sichersten fühlen, testen wir momentan noch aus", so Irina Oldendorf.
von Pia Grund-Ludwig