Umbau und Umnutzung zur Kita: Dieser Ansatz bei einem Projekt in Offenbach erhält die alte Bausubstanz, erforderte aber auch deutliche Eingriffe in die Tragstruktur, da für den neuen Zweck zusätzliche Durchbrüche in tragenden Wänden notwendig wurden. Damit die Standsicherheit weiter gewährleistet ist, entschieden sich die Planer für eine elegante und wirtschaftliche Tragwerksverstärkung mit aufgeklebten CFK-Lamellen (CFK = carbonfaserverstärkter Kunststoff). Mit den leichten Lamellen ließ sich die erforderliche Tragfähigkeit sicher herstellen. Über die Lösung und die Umsetzung sprachen wir mit Sabine Waltenberger, die bei der Kita die Planung innehatte.
Tragfähigkeit erhöhen
Instandhaltung und Umnutzung von Stahlbetonbauten sind im Wohnungs- und Verwaltungsbau sinnvoller denn je: Gerade mit Blick auf Lebenszyklus-Ansätze und dem Ziel, Gebäude möglichst lange zu nutzen, ist die Sanierung oft der nachhaltigere Weg gegenüber Abriss und Neubau. Kommt es dabei zu Eingriffen in das statische System, weil beispielsweise das Tragwerk verändert oder anders belastet wird, kommen Verstärkungssysteme ins Spiel. StoCretec bietet hierfür mit abgestimmten Systemen (Haftbrücke, EP-Mörtel, EP-Kleber, CFK-Lamellen) wirtschaftliche Wege, um die Tragfähigkeit von Betonbauteilen zu erhöhen, die Standsicherheit nach einem Umbau zu gewährleisten oder Deckendurchbrüche zu sichern. Wandaussteifungen und die Verstärkung von Stützen und Pfeilern sind ebenfalls zuverlässig umsetzbar, die Montage ist häufig bei laufendem Betrieb möglich.
Best practice: Tragwerksverstärkung in Offenbach
Ein zehngeschossiges Wohnhaus in Offenbach erhielt durch den Umbau eines Geschäftes im Erdgeschoss eine neue Kindertagesstätte. Diese Umnutzung erforderte zusätzliche Fassadenöffnungen für Ausgänge und Fluchttüren. Architektin Sabine Waltenberger erklärt die Maßnahme.
Frage: Frau Waltenberger, wie kam es zu dieser Umnutzung eines Geschäfts zu einer Kindertagesstätte?
Dafür sprachen mehrere Gründe: Der Bedarf im Stadtteil war hoch, das Platzangebot in diesem Gebäude sowie das Außengelände waren groß genug. Das ist in Stadtlagen eher die Ausnahme. Für den Träger war auch die Nähe zu einer weiteren Kita ein positiver Aspekt.
Frage: War von Beginn an klar, dass der Umbau auch statische Änderungen mit sich bringt?
Nein, das wurde erst deutlich, nachdem die Bauherrin die statischen Bestandsunterlagen sichten ließ. Die Daten des Ingenieurbüros Stefan Held zeigten, dass für das Gebäude eine komplexe statische Berechnung gewählt wurde. Ein Abfangen der Lasten für die neuen Öffnungen war daher auf klassische Art nicht so einfach möglich. So schlug das Büro dann auch den Einsatz der CFK-Lamellen vor.
Frage: Gab es alternative Ideen?
Technisch denkbar wäre es gewesen, die neuen Öffnungen in klassischer Stahlbetonbauweise zu realisieren – wobei diese Lösung sich nicht wirtschaftlich umsetzen ließ.
Frage: Sie haben also alle neuen Durchbrüche mit den Lamellen aus carbonfaserverstärktem Kunststoff gesichert?
Fünf der sechs neuen Öffnungen erhielten eine CFK-Lamellenverstärkung. Dafür hatten wir uns im Vorfeld bereits die Zustimmung der Bauaufsicht geholt. Die Lamellen sind mit Brandschutzplatten verkleidet, um die Standsicherheit auch bei einem Brand zu gewährleisten. Dieser Feuerschutz ist bereits seit vielen Jahren bewährt und bekam die Zustimmung im Einzelfall.
Beim Einbau wurde die Betondeckung des Untergrunds der betroffenen Stürze mit dem Betonersatz „StoPox Mörtel standfest“ erhöht, darauf kam das StoConcrete Carbon Plate System – auf beiden Seiten der Wände mit aufgeklebten CFK-Lamellen, teils zweilagig und in zwei Reihen, mit Brandschutzplatten überdeckt. Wir hatten auch über den Einsatz der geschlitzten Lamelle nachgedacht, aber diese Bauweise ließ sich in Offenbach nicht umsetzen. Hier musste die CFK-Lamelle vor dem Öffnen der Wand eingebaut werden, sonst wäre die Tragfähigkeit nicht gewährleistet gewesen. Es ging also nur in der Abfolge Lamelle montieren, dann Öffnung herstellen.
Frage: Halten Sie diese Lösung rückblickend für ideal?
Der Umbau an sich ist gut und richtig, da er ressourcenschonend einen dringenden Bedarf deckt, nämlich 40 neue Kita-Plätze. Die Durchbrüche waren dafür unvermeidlich – und durch die Tragwerksverstärkung mit CFK-Lamellen ließ sich dies auch wirtschaftlich realisieren. Also kurz: Ja!