Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Bauherren haben die Qual der Wahl

Baustoffhersteller setzen auf Vielfalt von Siegeln

Siegelvielfalt ist bei Dämmung hoch. © Gutex

Siegel für Baustoffe sollen den Kunden Orientierung bieten. Da sich noch kein Siegel in allen Bereichen des Baus durchgesetzt hat, verwenden viele Hersteller eine Vielzahl von Zertifikaten.

Wer sein Haus dämmt, will es angenehm haben. Im Hochsommer bleibt die Wärme bestenfalls draußen, und im Winter drinnen - mit ihr im schlimmsten Fall aber auch Schadstoffe, die in den verwendeten Materialien enthalten sein können. Für die Gesundheit der Bewohner wird das gelegentlich zum Problem, denn solche Schadstoffe können teils schwere Krankheiten auslösen. Viele Hersteller lassen ihre Produkte deshalb von verschiedenen Prüfstellen untersuchen und anschließend zertifizieren.

Dabei geht es keineswegs nur um die gesundheitlichen Aspekte, sondern beispielsweise auch um die Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Entflammbarkeit der verwendeten Materialien und Systeme. Doch so vielfältig die Anforderungen an Dämmstoffe sind, so verschiedenen sind auch die Siegel mitsamt dahinterstehenden Prüfkriterien.

Zu unterscheiden ist zunächst zwischen Öko-Siegeln für Produktkategorien und in Bezug auf den verwendeten Rohstoff. Der "Blaue Engel" ist das wohl bekannteste Siegel. Zeichengeber ist das Umweltbundesamt, gut 30 Unternehmen die Dämmprodukte herstellen haben dort Produkte gelistet. Häufig stoßen Kunden aber auch auf das "Natureplus"-Siegel. 160 Dämmstoffe sind in der Datenbank zu finden. Daneben gibt es verbandsspezifische Siegel wie die Auszeichnung "pure life" - einer Zertifizierung für Polyurethan-Dämmstoffe. Zu den wichtigsten Siegeln für den Rohstoff Holz gehören den Herstellern zufolge etwa "FSC" und "PEFC".

Für Kunden ist allerdings nicht immer ersichtlich, wie streng die angelegten Prüfkriterien sind. Wer das im Detail wissen will, muss die Kriterienkataloge der Prüfer durchsuchen. Beim "Natureplus"-Siegel etwa liegt der Fokus relativ umfassend auf sowohl der Sozialverträglichkeit der Produkte als auch der Gesundheit der Hausbewohner, beim Eco-Zertifikat beziehen sich die Kriterien hingegen vor allem auf die gesundheitlichen Aspekte. Diese spielen wiederum bei den beiden bekannten Siegeln für Holzprodukte nahezu keine Rolle. Dort geht es hauptsächlich um nachhaltige Forstwirtschaft. Und wer viele verschiedene Produkte zertifiziert, legt auch viele verschiedene Kriterien an - so etwa beim "Blauen Engel". Hier müssen Kunden spezifisch für das verwendete Produkt schauen, was wie streng geprüft wird.

Steico etwa, Hersteller von Holzfaser-Dämmungen, hat wegen des Siegel-Wirrwarrs gleich so einige Arten von Siegeln im Einsatz. Diese hätten nämlich je nach Absatzmarkt unterschiedliche Bedeutungen, weil andere Kriterien im Vordergrund stehen, heißt es dort. Das unterscheidet sich mitunter auch international. "In anderen Absatzmärkten kommen darüber hinaus weitere Siegel und Qualitätszeichen zum Einsatz", sagt Marketing-Chef  Andreas Schulze. In Frankreich ist das beispielsweise das Acermi-Zeichen. Dabei ist nahezu jedes Produkt, das Steico anbietet, mit einem Öko-Siegel versehen. "Qualitätssiegel sind für uns sehr wichtig, da sie eine unabhängige Qualitätsaussage beinhalten", sagt Schulze. Allerdings seien mit manchen Zertifizierungen zum Teil sehr hohe Kosten verbunden. "Bei der Entscheidung für oder gegen ein Siegel müssen wir daher auch berücksichtigen, ob das Siegel in der Zielgruppe hinreichend bekannt ist und tatsächlich die Kaufentscheidung beeinflusst." Baumit zertifziert alle Materialien im Innenraum mit dem Eco-Siegel. Das bedeutet, dass sie auf flüchtige organische Stoffe geprüft sind. Außerdem sind sie auf krebserzeugenden, keimzellmutagene und reproduktionstoxische Stoffe getestet. In Viva-Forschungspark untersucht das Unternehmen 12 Häuser mit je 33 Wohnungen, um Wechselwirkungen zwischen Baustoffen zu erforschen.

Während sich Planer also eher an der fachlichen Aussagekraft der Zertifizierung und seinen Kriterien orientieren, spielt für Bauherren und Privatkunden häufig eine Rolle, ob sie das Siegel kennen. "Daher ist auch für uns wichtig, dass der Label-Anbieter nicht nur fachlich erstklassig ist, sondern auch in ein entsprechendes Marketing zur Steigerung der Label-Bekanntheit investiert", sagt Schulze. Für die Kunden bedeutet das: Ein Produkt ohne Siegel muss nicht unbedingt schlechter sein als eines mit einem Zertifikat.

Auch Rockwool, einer der größten Produzenten von Steinwolle-Dämmungstoffe, verweist auf die Zertifizierung seiner Produkte durch gleich mehrere Prüfer. Einige der Materialien wurden mit dem "Blauen Engel" ausgezeichnet, tragen die Siegel des Instituts Bauen und Umwelt oder der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen.

Einen etwas anderen Weg geht hingegen Linzmeier. Statt auf viele große Namen setzt der Hersteller auf eine Listung durch das Sentinel-Haus. Das Institut aus Freiburg betreibt die Onlineplattform "Bauverzeichnis Gesündere Gebäude".  von Laurin Meyer / pgl

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