Der Stromriese RWE erweitert in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Energieberater Netzwerk (DEN) sein Engagement in der Energieberatung und bietet Energieberatung zu einem festgelegten Preis an. Die Spanne der vier Beratungspakete reicht von der Thermographie für 129 Euro über den zweistündigen Vor-Ort-Energiecheck für knapp 250 Euro und das Ausstellen eines bedarfsorientierten Energieausweises für knapp 350 Euro bis zur Vor-Ort-Beratung für knapp 700 Euro. Für die Vor-Ort-Beratung gab es Gespräche, ob Bezuschussung durch das BAFA möglich ist, das ist aber nicht der Fall. Die BAFA hatte auch in der Vergangenheit Beratungsangeboten, die ihr nicht ausreichend neutral erschienen den Zuschuss verweigert. Vermarktet wird es als RWE-Produkt, erbracht wird die Leistung von Mitgliedern des DEN.
Das Deutsche Energieberater Netzwerk hat bundesweit 600 Mitglieder, die in ganz Deutschland aktiv sind. Organisiert sind dort Architekten, Ingenieure und Techniker. 200 beteiligen sich an der jetzt gestarteten Aktion. Der Vorteil aus Sicht sei die Reichweite, die man durch das Marketing der RWE erreichen können, sagte DEN-Vorstand Martin Kutschka im Gespräch mit EnBauSa.de. Das Angebot biete zu vergleichbaren Leistungen am Markt einen deutlichen Mehrwert, verspricht RWE.
Das Deutsche Energieberater Netzwerk hatte vor der Kooperation eine Umfrage unter seinen Mitgliedern gestartet. Darin wurden diese gefragt, ob sie mit einer umfänglichen Vermittlung von Anfragen von Privatkunden durch einen großen Marktpartner Interesse hätten. Dass der Partner dabei der Strom- und Atomriese RWE sein würde, hat das DEN seinen Mitgliedern nicht gesagt.
Seit gut einem Jahr hat auch der baden-württembergische Energieriese EnBW Beratungspakete zur Gebäudesanierung, die Gebäudeanalyse für knapp 300 Euro und ein Modernisierungspaket für knapp 600 Euro getestet.
Die Gebäudeanalyse umfasst Vorgespräch, Begehung des Hauses mit Fotoaufnahmen, Prüfung und Bewertung des energetischen Gebäude-Zustands, Ergebnisgespräch im Anschluss an die Begehung und einen Bericht über den Ist-Zustand des Gebäudes. Zudem empfiehlt sie Modernisierungsmaßnahmen und weist auf Fördermöglichkeiten hin. Eingeschlossen ist auch die Ausstellung eines bedarfsorientierten Gebäudeenergieausweises. Beim Modernisierungspaket kommt die gebäudespezifische Ermittlung von förderfähigen Modernisierungsmaßnahmen, eine Wirtschaftlichkeitsanalyse, die Unterstützung bei der Auswahl energieeffizienter Produkte und die Unterstützung bei der Auswahl von Fördermitteln dazu.
Man sei mit dem Angebot "auf eine insgesamt erfreuliche Resonanz gestoßen", berichtet EnBW-Sprecher Hans-Jörg Groscurth. Das Produkt werde deshalb nach und nach eingeführt. Es sei nahezu in ganz Baden-Württemberg verfügbar. "Für ein bundesweites Angebot halten wir uns verschiedene Möglichkeiten offen", erklärt Groscurth wolkig. Konkrete Informationen dazu gibt es nicht. Eine unmittelbare vertriebliche Zusammenarbeit mit Energieberaterverbänden gebe es nicht.
Die Zusammenarbeit mit Energieriesen von Seiten der Energieberater gefällt in der Branche nicht allen. So hält auch das DEN in seiner Satzung fest, dass Mitglieder nicht für Energieversorger tätig sein dürfen. Manche fürchten, dass daduch keine wirkliche Neutralität mehr gegeben ist und pro Strom und Gas und contra Erneuerbare beraten weden könnte. Dieter Bindel, Landeschef des Energieberaterverbands GIH in Baden-Württemberg hat gegen eine solche Kooperation keine grundsätzlichen Bedenken, hält aber aus Gründen der Glaubwürdigkeit die Neutralität für zentral: "Wenn das richtig gestartet wird und die Unabhängigkeit gewährt ist, ist das aus meiner Sicht kein Thema."
Bindel stört beim jetzigen Deal jedoch, dass ein Energieberaterverband in Konkurrenz mit den eigenen Mitgliedern tritt. Außerdem seien die Preise niedrig mit gut 500 Euro für zwei Tage Arbeit bei der Vor-Ort-Beratung. Von den 700 Euro, die der Verbraucher bezahlt, gehen 75 Euro Bearbeitungsgebühr an RWE und DEN. Die Mehrwertsteuer muss der Energieberater beim Fiskus abliefern. Die Preise lägen damit im "unteren Drittel des marktüblichen", hat Bindel berechnet.
Die Preise seien keine Festpreise, betont Kutschka und seien regional unterschiedlich. Das wird jedoch aus dem Angebot der RWE nicht deutlich. Dort werden die Preise zwar als unverbindliches Preisangebot ausgewiesen, es gibt jedoch nur einen Hinweis darauf, dass die Fahrkosten unterschiedlich sein können. Die Aussage, dass weitere Kosten entstehen können steht erst im "Kleingedruckten". Es gebe auch regionale Unterschiede, sagt Kutschka. Auf die wird im Angebot nicht hingewiesen.
Aus Sicht der Verbraucher könnte die Initiative durchaus positiv sein. Sie müssen nicht mehr mit einzelnen Beratern verhandeln und bekommen eine standardisierte Qualität. Für die Energieberater erhöht das Vorgehen aber den Preisdruck. Nicht immer wird eine Vor-Ort-Beratung zum genannten Unverbindlichen Verkaufspreis solide und wirtschaftlich zu machen sein. Dann muss der Berater im Einzelfall begründen, warum er mehr Geld haben möchte.
von unserer Redakteurin Pia Grund-Ludwig