Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Energieverbrauch liegt fast überall unter der Grenze der EnEV 2009

Potsdamer Platz erhält Zertifikat als Quartier

Die große Wasserfläche senkt die Umgebungstemperatur bis zu drei Grad. © SEB

Ein Zertifikat für Nachhaltigkeit erhält der Potsdamer Platz im herbst 2011. Er ist eines von 13 Piloprojekten.

Als eines von 13 Pilotprojekten wird der Potsdamer Platz in Berlin im Herbst das neue Nachhaltigkeits-Zertifikat für Stadtquartiere erhalten. Er galt in den 90er Jahren als größte Baustelle Europas. Mitten in der Hauptstadt wurde quasi aus dem Nichts ein neuer Stadtteil geschaffen. Die Immobilientochter des Finanzdienstleistungskonzerns SEB will mit dem Zertifikat die Qualitäten des Standorts in Zahlen fassen.

Experten der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) bewerten dazu das Stadtquartier unter mehr als 40 Kriterien. Anders als bei den Gebäudezertifikaten, die die DGNB seit zwei Jahren anbietet, geht es bei der Quartiers-Zertifizierung nicht um die Nachhaltigkeit einzelner Gebäude, sondern vielmehr um die Räume dazwischen - Straßen, Plätze, Grünanlagen und deren Qualität im städtischen Kontext. Einzig Wasser- und Energieverbrauch der Gebäude fließen in die Bewertung mit ein.

Die DGNB hat im Vorfeld analysiert, welche Themen für die Bewertung von Stadtquartieren relevant sind und wo mögliche Stellschrauben für Verbesserungen liegen. "Der Potsdamer Platz eignet sich besonders gut, weil hier konkrete Zahlen vorliegen", sagt Stephan Anders, Projektleiter der Quartierszertifizierung bei der DGNB. Das ausgeklügelte Regenwassermanagement, die unterirdische Abfallwirtschaft und Lieferlogistik und die sehr gute Verkehrsanbindung an den öffentlichen Personennahverkehr flossen unter anderem positiv in die DGNB-Bewertung ein.

"Nachhaltigkeit ist mehr als Energiesparen", sagt Barbara Knoflach, eine von vier Geschäftsführern des Immobilienzweigs der SEB. Mit 283.000 Quadratmetern vermieteter Fläche macht der Potsdamer Platz fast zehn Prozent des Gesamtportfolios aus. Schon deshalb hat SEB ein großes Interesse an der Zertifizierung. Barbara Knoflach ist überzeugt, dass das Zertifikat dem Unternehmen helfen wird, neue Mieter zu finden. Das wird auch bald notwendig sein, denn Ende 2012 wird sich der Großmieter Daimler aus dem markanten Turm mit dem grünen Würfel verabschieden und ein Jahr später auch einen weiteren Gebäudeteil verlassen. Damit werden Büroflächen von über 40.000 Quadratmetern frei.

"Die Zertifizierung ist extrem nützlich für die Neuansiedelung von Firmenzentralen", weiß Knoflach aus Erfahrung. Zusätzlich zur Zertifizierung des Quartiers führt SEB nach eigenen Angaben eine sogenannte Carbon Footprint-Untersuchung für alle eigenen Immobilien durch. Hierfür wird der Heizwärmeverbrauch des Gebäudes, der Stromverbrauch für die Allgemeinflächen sowie der Stromverbrauch der Mieter erfasst. Daraus errechnet eine Software die CO2-Emissionen pro Quadratmeter und Jahr. Zusätzlich ermittelt SEB den Wasserverbrauch und das Abfallaufkommen. Erstaunliches Ergebnis für die Immobilien am Potsdamer Platz: fast alle Gebäude liegen in ihrem Energieverbrauch unterhalb der von der EnEV 2009 geforderten Grenze. "Da muss ich vor Daimler den Hut ziehen", sagt Axel Kraus, ebenfalls Geschäftsführer bei SEB Immobilien, "die sind mit der Planung des Potsdamer Platzes vor 20 Jahren ihrer Zeit weit vorausgewesen."

Die Ladenstraße des Einkaufzentrums sowie die Büroräume in den Hochhäusern werden natürlich belüftet über das Öffnen der Fensterflügel. Zusätzlich senken Kühldecken und nächtliches Querlüften im Sommer die Raumtemperaturen.

In der Kältezentrale erzeugen Absorptionskältemaschinen kühles Wasser für das gesamte Areal. Hier kommt Kraftwärmekopplung zum Einsatz: Die Abwärme aus dem Heizkraftwerk Mitte treibt die Maschinen an. Kraus geht davon aus, dass bei der detaillierten Untersuchung der Gebäude am Potsdamer Platz noch viele kleinere Optimierungsmöglichkeiten in der Haustechnik ausfindig gemacht werden. Als langfristiges Ziel nennt er die Reduktion der Nebenkosten und damit auch der Warmmieten. von Anja Riedel

Eine Verwendung dieses Textes ist kostenpflichtig. Eine Lizenzierung ist möglich.
Bitte nehmen Sie bei Fragen Kontakt auf.