Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Im Modellprojekt waren die Heizverbräuche höher als gedacht

Plusenergiekonzept gewinnt Zuspruch im Fertighaus

Plusenergiekonzepte im Fertighaussegment legen zu. © Weberhaus

Zahlreiche Fertighaushersteller haben Plusenergiehäuser im Programm.

Fertighaus-Hersteller bieten zunehmend Häuser an, die mehr Energie erzeugen, als die Bewohnerinnen und Bewohner für Heizung und Warmwasser verbrauchen. Einige dieser so genannten Plusenergiehäuser aus dem Fertighauspark in Köln-Frechen sind im Monitoring des Modellprogramms "Effizienzhaus Plus Netzwerk" des Bundes.

Im Modellprogramm wird überprüft, ob die Daten für Energieerzeugung und Verbrauch dem entsprechen, was vorher berechnet wurde. Außerdem werden die Nutzer befragt, wie es sich in einem Effizienzhaus Plus wohnt. Erste Ergebnisse der Evaluation für die Häuser von Bien-Zenker, Weberhaus, Fingerhaus, Schwörerhaus, Luxhaus und Huf Haus wurden jetzt vorgestellt.

Sie sind erfreulich, alle Häuser erreichten eine positive Energiebilanz. Allerdings gab es einen kleinen Wermutstropfen: das Plus fällt nicht immer so üppig aus wie gedacht. Ausgestattet sind die energiesparsamen Fertighäuser durchweg mit hocheffizienter energiesparender Beleuchtung, Energiemanagement und Niedertemperaturheizungen, in der Regel Flächenheizungen. Die Erzeugung der Wärme für die Heizung erfolgt durchgängig über Fotovoltaik und die Nutzung des erzeugten Stroms zum Betrieb einer Wärmepumpe. In manchen Häusern wird außerdem die Warmwassererzeugung solarthermisch unterstützt.

Die Erträge aus den PV-Anlagen ließen sich gut vorhersagen, berichtet Antje Bergmann vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik, die das Monitoring auswertet. Dass das Plus nicht so hoch ausfiel wie erwartet lag nicht an geringeren Erträgen, sondern an Verbräuchen, die höher waren als gedacht.

Vor allem bei den Häusern von Huf Haus und Fingerhaus gab es Ausreißer nach oben. Diese Häuser waren aufgrund des hohen Fensteranteils auch gekühlt, das hat zu höheren Stromlasten geführt. Insgesamt gab es außerdem bei allen untersuchten Häusern einen höheren Heizbedarf als berechnet.

Wirklich repräsentativ für die Nutzung durch "echte" Bewohner sind diese Werte allerdings ohnehin nicht, denn sie wurden im Musterpark in Köln-Frechen erhoben. Dort sind die Häuser nachts weitgehend beleuchtet, um Werbung für die Anlage zu machen. An den Wochenenden, wenn viele Besichtigungen stattfinden, gehen die Türen sehr viel häufiger auf und zu als in einem normalen Haus oder stehen auch mal länger offen. Das könnte eine Erklärung für den höheren Heizbedarf sein. Es gebe aber auch noch Nachbesserungsbedarf bei den Anlagen, so Günter Baum, Geschäftsführer von Bien Zenker.

Für die Fertighäuser sei einer der Erfolgsfaktoren die Energieeffizienz, betonte Baum. Sein Unternehmen baue mittlerweile rund drei Prozent der Gebäude im Plusenergiestandard. Weberhaus sagte, dass bereits 20 Prozent derzeit als Plusenergie-Häuser verkauft würden. Die reale Zahl der Plusenergiehäuser in Fertigbauweise könnte sogar noch höher sein, denn es werden die Häuser nicht erfasst, die ohne Fotovoltaik verkauft, aber vom Bauherr nachgerüstet werden.

Alle arbeiten mit einem bilanziellen Plus über das komplette Jahr gesehen. Das bedeutet, dass in den kalten Wintermonaten Strom aus dem Netz benötigt wird, da Wärmepumpen die Heizung versorgen. Dabei gibt es eine durchaus spannende Tendenz: Das Label Plusenergie geht teilweise in Konkurrenz zum Passivhaus. Nicht nur, weil viele denken, Plusenergie sei noch besser als Passivhaus. Manchen Käufern ist auch der Aufpreis für die energiesparsame Hülle des Passivhauses zu hoch. Sie setzen auf eine weniger effiziente Hülle und gleichen das durch ein mehr an PV aus.

Günter Baum beziffert die Mehrkosten bei einem KfW-40-Haus mit Wärmepumpe auf zirka 14.000 Euro. Das deckt die Kosten für die PV. Gegenüber einem Haus auf EnEV-Standard sind das Mehrkosten zwischen 10 und 15 Prozent. von Pia Grund-Ludwig

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