Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Auch kleine Gebäude mit ungünstiger Kubatur sind Passivhaus-tauglich

Passivhaus passt auf minimale Fläche

Mini-Passivhäuser entsprechen künftigen Wohnbedürfnissen. Bild: Rongen

Passivhäuser gibt es mittlerweile auch für ungünstige kleine Kubaturen. Eine der Voraussetzungen sind leistungsfähige Dämmsysteme wie Resolhartschaum.

Ein kleines, freistehendes Haus zum Passivhaus umzurüsten ist eine Herausforderung für Architekten. Ein erstes Objekt hat der Architekt Professor Ludwig Rongen in Wassenberg realisiert. Er hält gerade die Realisierung kleiner Passivhäuser für zukunftsweisend, da die Anzahl der Wohnhäuser unter 100 Quadratmeter zunehme. Gerade ältere Ehepaare bevorzugten diese Wohnform. Für diese Klientel haben die Planer nun einen Bungalow als barrierefreies Passivhaus entwickelt.

Für ein Hochleistungsdämmsystem hat sich das Architekturbüro Rongen Architekten entschieden, als es in Eigenregie einen Altbau mit nur 74 Quadratmetern Wohnfläche in der nordrheinwestfälischen Stadt Wassenberg zu einem Passivhaus umbauen ließ. Hier ist das vermutlich kleinste freistehende Passivhaus weltweit entstanden.

Ursprünglich sollte der Altbau saniert und energetisch aufgerüstet werden. Die Bausubstanz stellte sich dann aber als so schlecht heraus, dass die Planer die Entscheidung trafen, das Haus fast komplett abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Aus planungsrechtlichen Gründen musste der Neubau aber wieder ein Haus sein, das sich in seiner äußeren Form exakt an dem Ursprungsbau orientiert. Der Baukörper und damit auch das schlechte A/V-Verhältnis von 0,86 waren vorgegeben, sogar die Nutzung des Flachdachs über dem eingeschossigen Küchentrakt als Dachterrasse zählte zu den Bauvorgaben.

Das Projekt stellte nicht nur von seiner Größe, sondern auch von seiner Lage her besondere Anforderungen an die Planer: Das Haus ist zum Teil in die historische Stadtmauer der Stadt Wassenberg eingebunden. Der rückwärtige Gebäudegiebel und ein Teil der nördlichen Außenwand mussten deshalb erhalten bleiben, wodurch sich zwangsläufig erhebliche Wärmebrückenprobleme ergaben. Um die vorgeschriebenen Passivhaus-Werte zu erreichen wurde neben den Maßnahmen für Fenster, Heizung und Lüftung ein Wärmedämm-Verbundsystem mit Resolhartschaum verwendet. Es hat eine fast doppelt so hohe Dämmleistung wie übliche Systeme. Das ermöglicht auch bei schlanken Systemaufbauten eine Dämmung auf Passivhaus-Niveau. Bereits mit einer Dämmschicht von 240 Millimetern konnte die gewünschte Dämmleistung erzielt werden.

"Ein bestehendes Gebäude auf Passivhaus-Niveau zu bringen ist heute problemlos möglich. Bei Altbauten mit einer Wohnfläche unter 100 Quadratmetern ist es bisher allerdings kaum möglich gewesen, ein gutes Passivhaus-Niveau zu erzielen", berichtet der Architekt Professor Ludwig Rongen. "Mit dem Wohnhaus in Wassenberg konnten wir jetzt zeigen, dass selbst kleinste Gebäude umgerüstet und sogar auf einen Verbrauch von unter 1,5 Litern gebracht werden können. Die Dämmung war dabei entscheidend“. Es gelang sogar, den Passivhaus-Grenzwert von 1,5 Liter pro Quadratmeter und Jahr zu unterbieten und das Einfamilienhäuschen auf einen Wert von 1,3 Liter zu bringen.

Bei einem so kleinen Objekt würde eine dicke Dämmschicht die Charakteristik des Gebäudes massiv beeinträchtigen. So sind die Tür- und Fensterleibungen schlank geblieben, damit wird ein ausreichender Lichteinfall gewährleistet. Um Fugen und Wärmebrücken zu vermeiden, wurden die Dämmplatten in zwei Schichten von jeweils 120 Millimetern verlegt und dabei die erste Lage verklebt und verdübelt. Der Klebemörtel wurde rahmenförmig an den Rändern sowie zusätzlich mit drei senkrechten Streifen in der Fläche auf die Dämmplatten aufgebracht. Um Risse zu verhindern, wurden die Platten an den Fenster- und Türecken ausgeklinkt, so dass in den Ecken keine Dämmstofffugen entstehen konnten.

Danach erfolgte die Verdübelung der ersten Dämmschicht. Anschließend wurde die zweite Dämmschicht verklebt und schließlich Armierungsmörtel und -Gewebe zweilagig aufgebracht, um die Grundlage für eine fein strukturierte Oberflächenbeschichtung zu schaffen. Für die Gestaltung der Fassade wählten die Planer einen mineralischen Oberputz. Der verwendete Oberputz ist zudem hoch diffusionsoffen und kapillaraktiv. Als Farbton für die Fassadenfarbe wurde ein gebrochenes Weiß gewählt. Der helle Farbton steht in einem spannungsreichen Kontrast zu den dunklen, fast rahmenlos erscheinenden Fensterflächen. Teile der Fassade wurden alternativ mit anthrazitfarben lasierten Lärchenholzleisten verkleidet.

Ein Holzpelletofen heizt quasi CO2-neutral, da er nicht mehr Emissionen produziert, als bei der natürlichen Verrottung der Bäume entstehen würden. Auch zwei weitere Merkmale von Passivbauten wurden berücksichtigt: Die südliche Ausrichtung der Fenster und der Einbau einer kontrollierten Lüftungsanlage, die das Haus permanent mit Frischluft versorgt. Eine Bodendämmung sorgt zusätzlich dafür, dass kaum Wärme über den Fußboden verloren geht. Nicht zuletzt spielte natürlich auch das Erscheinungsbild des Wohnhauses eine Rolle. „Auch unter optischen Gesichtspunkten hat das WDV-System Vorteile mit sich gebracht. Obwohl zwei Schichten Dämmmaterial aufgetragen worden sind, ist die Fassade schlank geblieben“, erläutert Rongen.

Der Einsatz eines Hochleistungsdämmsystems ist nicht nur in einem so speziellen Fall sinnvoll. Auch bei konventionellen Objekten sorgt der schlanke Systemaufbau für Vorteile. So werden im Neubau besonders filigrane Fassadenkonstruktionen und ein Wohnflächengewinn von bis zu acht Prozent ermöglicht. Bei Sanierungen sind indes die Umbaukosten für die Anpassung von Dachüberständen und Detailanschlüssen geringer oder entfallen sogar komplett. Nicole Allé

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