Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Vor allem Holz und Zellulose haben sich durchgesetzt

Öko-Dämmung kommt aus der Nische

Nicht nur zur Verkleidung, auch als Dämmstoffe kommen Erneuerbare an Fassaden vermehrt zum Einsatz. P. Grund-Ludwig

 Aus der Nische heraus haben sich Dämmungen mit nachwachsenden Rohstoffen langsam zu einem häufig verwendeten Material entwickelt. Architekten loten die Grenzen des Materials immer mutiger aus.

Dämmungen aus nachwachsende Rohstoffen dagegen werden für ihre guten bauphysikalischen Eigenschaften geschätzt. Holz kann Feuchtigkeit aufnehmen und langsam wieder abgeben. Außerdem können Naturdämmstoffe einen guten sommerlichen Wärmeschutz gewährleisten, weil sie viel Masse und eine hohe Wärmespeicherkapazität haben.

Architekt Kay Künzel aus Wachtberg-Villip bei Bonn freut sich über die inzwischen "unfassbar breiten" Palette von Naturdämmstoffen. Kürzlich hat er recycelten Baumwollfilz entdeckt und einfach mal eine Matte als Schalldämmung in seinem Büro aufgehängt.

Lange habe es gedauert, bis Naturdämmstoffe - vor allem Holz und Zellulose - im Massenmarkt ankamen, bedauert Künzel. "Zellulose, das waren die Ökos, Einzelunternehmen ohne Lobby. Doch seit zwei bis drei Jahren haben sich nachwachsende Dämmstoffe durchgesetzt und sind zu üblichen Baustoffen geworden", sagt er.

Studentenwohnheim hat Dämmung aus Zellulose

Bei einem sechsstöckigen Studentenwohnheim in Holzhybridbauweise hat Kay Künzel Fassadendämmung aus Zellulose hergestellt. Dafür war bei der Feuerwehr einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten. Dem Architekten half, dass er selbst auch Brandmeister ist. Im Gespräch mit den Kollegen stellte sich als deren Hauptsorge heraus, dass sich ein Brand über die Fassade ausbreiten könnte. "Ich muss aber bei Zellulose sowieso alle drei Meter oben und unten Platten einbauen, damit sie nicht sackt", sagt Künzel. Das ist gleichzeitig feuerhemmend und so bekam er einen Stempel vom Brandschützer.

Die Zellulose ist nun eingeblasen zwischen Platten aus Gipsfaser, die an der Hauswand 1,8 Zentimeter und an der Außenseite 3,6 Zentimeter dick sind. Darauf kam noch eine ein Zentimeter dicke Putzschicht. Insgesamt kostet so eine Konstruktion rund 30 Prozent mehr als eine konventionelle Dämmung, nennt der Architekt eine Hausnummer.

Walter Meyer vom Hauptverband der Holzindustrie macht die Kosten von Fassadendämmungen aus Holzfaserplatten vom Trägermaterial abhängig. "Bei einem Holzständerwerk besteht preislich fast Gleichstand. Denn es fällt die Platte weg, die man als Unterlage für die Styropordämmung aufbringen muss. Auch auf eine Dampfbremse an der Innenseite kann man verzichten", sagt Meyer. Die Kostenparität beziehe sich aber nur auf eine Dämmung, deren Stärke der Energieeinsparverordnung genügt. "Wenn es Richtung KfW geht, wird's eng", sagt der Experte mit Hinweis auf die höheren Standards, die man für eine Förderung durch die KfW erfüllen muss. Dann müsse man für jeden zusätzlichen Zentimeter Dicke der Platte mit Mehrkosten von bis zu zwei Euro pro Quadratmeter rechnen.

Private Hausbauer wollen weg vom Styropor

Walter Meyer erkennt aber gerade bei Einfamilienhäusern in Holzbauweise einen "eindeutigen Trend" zu Dämmungen aus Holzfaserplatten. "Die Leute wollen kein Styropor mehr, das ist eindeutig erkennbar." Wenn Holzfaserplatten auf Ziegelmauerwerk aufgeklebt werden, rechnet Meyer bei gleicher Dämmwirkung mit einem Euro Mehrkosten pro Quadratmeter, weil Holz einer etwas schlechteren Wärmeleitgruppe angehört als Styropor.

Der Berliner Architekt Eike Roswag hat Holzfaserplatten in einem Spezialfall eingesetzt, nämlich als Innendämmung der Fassade in einem denkmalgeschützten Haus in Wismar. "Das war entschieden günstiger als Kalziumsilikatplatten", sagt Roswag. In dem Haus kam die gute Feuchtigkeitsaufnahme der Platten voll zur Geltung. Es war nach Passivhausstandard mit Blower-Door-Test geprüft. Trotzdem musste keine Lüftung eingebaut werden: "Die Feuchtigkeitskontrolle macht der Lehmputz", berichtet Eike Roswag. In dem europäischen Forschungsvorhaben H-House arbeitet Roswags Büro an der Entwicklung von innovativen, nachhaltigen Fassadenelementen und Innenwandsystemen mit. Die Dämmstärken hat es mit der Software Cond von der Universität Dresden berechnet. Roswag beobachtet, dass sich solche Methoden in der Denkmalpflege als Wissen durchsetzen.

Ökos verstärken die Lobbyarbeit

Kay Künzel ist es wichtig "Infos schneller auszutauschen". Deshalb hat er mit anderen Architekten die Plattform greenX und sich mit anderen im Verband Holzfaser Dämmstoffe zusammengeschlossen. Die Ökos kommen also aus der Nische und bauen Lobbypower auf. Bleibt die Frage, ob die nachwachsenden Dämmstoffe naturverträglich auch in großer Menge hergestellt werden können. Kay Künzel sieht das durchaus als Herausforderung. Zum Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen gehöre in der Konsequenz auch ein gutes Stoffstrommanagement. Mit Fassaden aus nachwachsenden Rohstoffen ist nachhaltiges Bauen also noch nicht zu Ende. von Susanne Ehlerding

Dieser Beitrag ist Teil der EnBauSa-Serie zum Thema Dämmen mit nachwachsenden Rohstoffen. Im ersten Beitrag hat sich Susanne Ehlerding mit neuen Materialtrends bei Dämmung aus nachwachsenden Rohstoffen beschäftigt. 

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