Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

DGNB will auch Ein- und Zweifamilienhäuser zertifizieren

"Nachhaltigkeit so selbstverständlich wie Standfestigkeit"

DGNB-Spitzen Sobek und Lemaitre setzen auf Internationalisierung. Foto: Grund-Ludwig

Internationalisierung steht auf der Agenda der DGNB. Verträge dazu werden auf der Consense unterzeichnet.

Ein Bonmot ließ sich Thomas Walter, Bereichsleiter Technologie der Messe Stuttgart, zu Beginn der Consense nicht nehmen. Ob jemand wisse, was die Messe von der deutschen Fußballmannschaft unterscheide? Die Consense sei unaufhaltsam auf Erfolgskurs, meinte er schmunzelnd. Man habe deutlich mehr Aussteller in der Fachmesse und einer Integration der ILM, die sich mit der Lebenszyklusanalyse von Gebäuden beschäftigt.

Wichtig war Werner Sobek, der bis zur Consense noch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen war, die Internationalisierung, die man für das deutsche Deutsche Gütesiegel für Nachhaltiges Bauen erreichen konnte. Die entsprechenden Unterlagen liegen mittlerweile komplett auf Englisch vor, erste Gebäude in Österreich, China, Kanada und Bulgarien sind bereits zertifiziert. "Noch auf der Messe werden wir ein entsprechendes Memorandum mit Russland unterschreiben", verriet Sobek. "Der modulare Aufbau entsprechend europäischen Normen" erleichtere die schnelle Zertifizierung und garantiere eine internationale Vergleichbarkeit, ergänzte Christine Lemaitre, Geschäftsführerin der DGNB.

Der neue DGNB-Präsident Manfred Hegger will sich vor allem für die Qualitätssicherung beim Nachhaltigen Bauen einsetzen, sowohl in der Ausbildung der Auditoren als auch in der Kontrolle bei der Vergabe der Zertifikate. Zur Integration von Forschungsergebnissen in die Arbeit des Verbands soll es künftig ein eigenes Forschungsreferat geben. Nicht zuletzt gehe es auch darum, die gestalterische Qualität des nachhaltigen Bauens zu fördern, mahnte Hegger und sah sich darin einig mit seinem Vorgänger: "Nachhaltigkeit muss in einigen Jahren so selbstverständlich sein wie Standfestigkeit", forderte Sobek.

Nicht in allen Bereichen sind die Bestrebungen der DGNB unwidersprochen. Widerspruch hatte es vor allem von Seiten des wohnungswirtschaftlichen Verbands GdW gegen Zertifikate für Bestandsgebäude im Wohnungsbau gegeben. Hier gebe es unterschiedliche Herangehensweisen im Käufermarkt und im Bestandsmarkt, meinte Hegger. Man werde das Problem in den nächsten Monaten angehen und zu einer Lösung kommen. "In Teilen der Wohnungswirtschaft kam die Sorge hoch, dass es zu einer Abwertung der Bestandsgebäude kommt", erklärte Sobek den Disput. Das sei aber nur die Meinung eines Teils der Branche, andere Unternehmen kämen auf die DGNB zu und stünden Zertifikaten positiv gegenüber. Vielleicht gebe es dann auch für Teilmärkte kein Zertifikat, meinte Hegger.

Derzeit läuft die Pilotphase für den Wohnungsneubau mit zwölf Projekten. Erste Zertifikate für Gebäude mit mehr als sechs Wohnungen soll es zur Expo Real im Herbst 2010 geben. 

Sobek sparte dabei auch nicht mit Kritik am Bundesbauministerium. Man sei in guten Gesprächen, betonte er, doch teilweise würden dort in einzelnen Ressorts und mit einzelnen Teilnehmern Partikularsysteme entwickelt. Das könne nicht im Interesse der deutschen Bauunternehmen und Planer sein. Für die bilde ein international anerkanntes Siegel wie das Deutsche Gütesiegel für Nachhaltiges Bauen die Grundlage dafür, Knowhow-Transfer vornehmen zu können. Zudem sei die Zertifizierung eine Art Open-Source-System, an dem die Entwicklergemeinde ständig weiterarbeite. Das könne keines der konkurrierenden Siegel leisten.

Sein Nachfolger Hegger warnt zudem davor, durch ein weichgespültes Vorgehen das Zertifikat und dessen Glaubwürdigkeit zu verwässern. Auch beim Energieausweis sei der Gehalt so eingedampft worden, dass die Ausweise kaum noch Glaubwürdigkeit hätten. Das müsse bei den Zertifikaten zur Nachhaltigkeit vermieden werden. Geschäftsführerin Lemaitre kündigte zudem an, dass man an weiteren Projekten arbeite. Die Nachfrage sei auch bei Ein- und Zweifamilienhäusern vorhanden. Entsprechende Entwürfe soll es zügig geben: "Wir wünschen uns, dass bis Ende 2010 zumindest die Richtung der Zertifikate klar ist", formulierte sie einen Zeitplan. 117pgl

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