Der Augustinerhof in Nürnberg ist ein echter Glücksfall für Stadtplaner*innen. Denn es geschieht heute nur noch selten, dass ihnen ein rund 5.000 Quadratmeter großes Areal in bester Innenstadtlage zur freien Bebauung zur Verfügung steht. Der Hauptmarkt, der für den Christkindlesmarkt weltweit berühmt ist, liegt in Sichtweite. Das Spielzeugmuseum sowie die Weißgerbergasse mit ihren prächtigen Fachwerkhäusern sind nur wenige Gehminuten entfernt – eine bessere Lage kann man sich kaum vorstellen. Dennoch blieb die Fläche über viele Jahre eine unschöne Brache und wurde in den vergangenen Jahren als Parkplatz genutzt. Seit Mitte 2021 schließt ein vielseitig genutzter Gebäudekomplex die Baulücke. Der Entwurf stammt vom renommierten Architekturbüro Staab Architekten aus Berlin.
Alt und Neu schaffen Verbindung
Die Lage zwischen den touristischen Anziehungspunkten sowie die angrenzende Bebauung bedeutete aber auch eine Herausforderung. Denn der Augustinerhof sollte sich in dieses reichhaltige Ensemble denkmalgeschützter Gebäude einfügen und gleichzeitig einen zeitgemäßen Akzent setzen. Daher ist etwa die Fassade mit hellem Betonwerkstein verkleidet und passend zur historischen Umgebung mit dunklen Mansarddächern versehen. Versetzt angeordnete Dachgauben verzahnen die Fassade mit den Dachflächen und greifen den Maßstab und die unterschiedliche Höhe der angrenzenden Bauten auf. Das gesamte Gebäude lässt einen trichterförmigen Straßenraum entstehen, der sich vom Hauptmarkt zum Ufer der Pegnitz hin öffnet.
Max Müller, Mitglied der Geschäftsleitung beim Bauherrn alpha Gruppe, beschreibt die Idee dieses Raums: „Uns war von Anfang an klar, dass hier ein öffentlicher Platz entstehen soll, der neue Laufwege eröffnet.“ Staab Architekten unterstreichen diesen Aspekt: „Die städtebauliche Figur der Bebauung vervollständigt die angrenzenden Altstadtblöcke. Die öffentliche Verbindung zur Pegnitz und zur Karlsbrücke erweitert das Wegenetz der Stadt und schafft eine ringförmige Verbindung zwischen der nördlichen und der südlichen Altstadtseite der Pegnitz.“
Hohe Lichttransmission ermöglicht optimale Nutzung des Tageslichts
Wichtigste Mieter im neuen Augustinerhof sind das Hotel Karl-August mit einem attraktiven Spa-Bereich im Dachgeschoss, das von der alpha Gruppe betrieben wird, sowie das Deutsche Museum, dessen jüngste Dependance in Nürnberg Mitte September 2021 seine Tore öffnete. In der Zweigstelle wird „Technik erlebbar gemacht“, wie es in der Beschreibung heißt. Konkret bedeutet dies: keine Vitrinen, sondern haptisch greifbare Exponate und Experimente zum Mitmachen. Dazu dienen auch die mächtigen, außenbündig eingebauten Glasscheiben, die den Museumsraum für vorbei gehende Passanten öffnen. Wer durch die Scheiben nach außen sieht, hat einen Blickwinkel von nahezu 180 Grad. Er schaut dabei durch Sonnenschutzgläser vom Typ sunbelt D60 von arcon, die hier wie überall im Gebäudekomplex zum Einsatz kamen. Dank der hohen Farbneutralität ermöglicht die Beschichtung des Glases eine natürliche Wahrnehmung der Umwelt. Die sunbelt-Gläser verfügen zudem über eine exzellente Lichttransmission von 58 Prozent und sorgen damit auch an trüben Herbst- und Wintertagen für eine optimale Nutzung des Tageslichts im Inneren. „Das Museum hat zwar nur wenige, aber dafür sehr große Fenster. Daher war wichtig, dass diese möglichst viel Tageslicht in die Innenräume lassen“, erklärt Müller. „Zudem betonen die entlang der Neuen Tuchgasse und den Platz- und Straßenräumen gesetzten Fensterflächen den öffentlichen Charakter der Erdgeschosse“, ergänzt Grunwald. Die großen Fensterflächen des Museums haben übrigens noch eine weitere Funktion: In ihnen können auch Ausstellungsstücke gezeigt werden. Außerdem lassen sich einige der Scheiben entfernen, wenn große Exponate per Kran hinein oder heraus transportiert werden müssen.
Glasbeschichtung dient der Energieeffizienz
Darüber hinaus haben auch Anforderungen an die Energieeffizienz eine zentrale Rolle bei der Wahl der Gläser gespielt. Denn die großflächigen Fenster, die die Optik des Augustinerhofs prägen, sorgen ganzjährig für niedrige Energiekosten. „Die Multifunktions-Beschichtung der sunbelt-Gläser lässt einen hohen Anteil des sichtbaren Lichts passieren. Die Infrarot-Strahlung der Sonne wird dagegen weitgehend reflektiert“, erklärt Hermann Dehner, Produktmanager bei arcon. Dies verhindert ein zu starkes Aufheizen der Räumlichkeiten in den Sommermonaten, was die Einsatzzeiten der Klimaanlage reduziert. Zugleich besitzt die Beschichtung eine dämmende Wirkung, die Wärmeverluste in den Wintermonaten verhindert. „Dadurch ergibt sich das ganze Jahr hinweg ein optimiertes Raumklima“, sagt Dehner. Die rund 2.000 Quadratmeter des Glases im Augustinerhof, trugen daher dazu bei, dass die Anforderungen der KfW an die Energieeffizienz erfüllt und der Bau des Gebäudekomplexes von der Förderbank unterstützt wurden. Je nach Größe des Fensters kamen übrigens verschiedene Glasstärken zum Einsatz. Optisch sind die Unterschiede nicht erkennbar, alle Fenster wirken einheitlich.
Auch der Schallschutz spielte bei der Entscheidung für die arcon Gläser eine Rolle. Allerdings mit eher überraschendem Hintergrund. Denn bei den Messungen erwies sich nicht der Verkehrslärm als störend. Vielmehr seien die Vögel am Ufer der Pegnitz dabei der entscheidende Faktor gewesen, so Grunwald. Doch die sunbelt Gläser erwiesen sich auch für diese Herausforderung als optimale Lösung.
Verzicht auf mechanisches Verschattungssystem
Staab Architekten verweisen auf einen weiteren Vorteil, der für die sunbelt-Gläser sprach: „Durch die farbneutrale Sonnenschutz-Beschichtung konnte beim Bau auf zusätzliche außenliegende Verschattungsanlagen verzichtet werden.“ Nicht nur beim Bau wurden so Kosten reduziert. Schließlich stehen beim mechanischen Sonnenschutz regelmäßig Wartungsarbeiten an und defekte Teile müssen ausgetauscht werden.
Neben dem Deutschen Museum als Ankermieter befinden sich Büros, verschiedene Läden, Concept Stores sowie Gastronomiebetriebe auf dem Areal. Sie haben den Augustinerhof zu einer neuen Flaniermeile im Herzen Nürnbergs werden lassen. Und die zum Ufer der Pegnitz hin geöffnete Fläche hat sich in nur kurzer Zeit zu einem beliebten Fotomotiv entwickelt.
Quelle: arcon / Delia Roscher