Gefördert wird das Vorhaben, an dem auch die Technische Universität Darmstadt und die ZRS Ingenieure GmbH beteiligt sind, fachlich und finanziell von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).
Mit dem stetig steigenden Bedarf an Wohnungen gewinnt das ökologische Bauen mehr und mehr an Bedeutung. Neue Wohnungen und Häuser sollen möglichst ressourcenschonend entstehen. „Gerade Lehm bietet als natürliches Baumaterial zahlreiche Vorteile“, so Marc Thiele, Projektleiter aus dem Fachbereich Ingenieurbau der BAM. Lehm benötige mit den geringsten Primärenergiebedarf, sei fast überall verfügbar und könne zu 100 Prozent recycelt werden, erklärt der Forscher. Aufgrund seiner hohen Masse biete er auch sehr gute Schallschutzeigenschaften und ist außerdem nicht brennbar. Intensive Forschungsarbeit zum Lehmbau hat in Deutschland zur Einführung der Produktnormen für Lehmsteine, Lehmmauermörtel und Lehmputze im Jahr 2013 und für Lehmplatten im Jahr 2018 geführt.
Lehmputz ist in allgemeine Anwendungsnorm integriert
Im Bereich der Lehmputze ist es bereits gelungen, Lehmputz in die allgemeine Anwendungsnorm für Putzmörtel zu integrieren. Selbiges gilt es für Lehmsteine und Lehmmauermörtel zu erreichen, um eine Breitenanwendung von Lehmmauerwerk auf Grundlage allgemeingültiger Bemessungsvorschriften zu ermöglichen.
Ziel des Vorhabens ist es, die bereits umfangreich erarbeiteten Kenntnisse zum Tragverhalten von Lehmmauerwerk so zu erweitern, dass eine vereinfachte Bemessung von Lehmmauerwerk analog zur konventionellen Mauerwerks-Bemessungsnorm DIN EN 1996/NA möglich ist. Vorstudien hätten gezeigt, dass Tragverhalten und Tragfähigkeit von Lehmmauerwerk mit konventionellem Mauerwerk vergleichbar sind. So liegen heute am Markt erhältliche, werksmäßig hergestellte Lehmsteine und Mörtel qualitativ im Bereich handelsüblicher, konventioneller Mauersteine und -mörtel.
Gezielte Untersuchungen sollen für Sicherheit sorgen
Im Rahmen des geplanten Vorhabens werden die vorhandenen experimentellen Untersuchungen an den Baumaterialien Stein und Mörtel erweitert und umfangreiche Untersuchungen an Bauelementen durchgeführt. Aufbauend auf den Ergebnissen sollen Baustoffeigenschaften (Festigkeit, Elastizitätsmodul, Verformungseigenschaften) und deren statistischen Kennwerte ermittelt werden, anhand derer das erforderliche Zuverlässigkeitsniveau kalibriert und somit eine Integration in das Sicherheitsformat der aktuellen Mauerwerksnormung erfolgen kann. Quelle: BAM/wh