Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Einheitliche Steuerung für Fenster und Fassade fehlt

Konkurrenzdenken bremst Lösungen aus

In Büros ist die automatische Steuerung der Fassade verbreitet. Bild: Pierroa/Pixelio

Das ift Rosenheim hat auf seinem ersten Forschungstag Gebäudeautomation und Elektronik an Fenster und Fassade in den Mittelpunkt gestellt. Das Forum habe wichtige Anstöße zur Kooperation gegeben, resümiert Norbert Sack, Forschungsleiter des Instituts im Gespräch mit EnBauSa.de.

Bislang herrscht bei der Steuerung von Elementen an Fenstern und Fassaden immer noch mehr Abgrenzung als Kooperation. Viele Hersteller wollen ihre Reviere abgrenzen anstatt durch Kooperation Märkte zu erschließen. Das bremst Gesamtlösungen aus: "Es müssen Entwicklungen stattfinden, bei denen Fensterbauer, Experten für Beschläge und Elektronik auf ein Ziel zuarbeiten. Speziell das Thema der Schnittstellen ist einer der größten Hemmschuhe", erklärt Sack.

Sein Vergleich: Auch bei den Personal Computern habe erst der einfache Anschluss der Peripheriegeräte über einheitliche Stecker den Durchbruch der Technik gebracht. Das stehe bei Fenstern und Fassaden noch aus, meint Sack: "Die Standardisierung von Steckern, Verbindungen, Belegungen und Farben könnte zu einem Erfolg der Technik beitragen." Mit der ift Richtlinie "Elektronik in Fenstern, Türen und Fassaden – Teil 1 Leitfaden zur Planung der Integration von elektromechanischen Bauelementen in das Gebäude" wurde ein Schritt in diese Richtung unternommen.

Dabei sei ein Motiv, das Thema der Steuerung von Fassadenelementen voranzubringen, die Energieeinsparung. Dazu gehört die Steuerung von Sonnenschutzanlagen, aber auch die Koppelung von Fenstern und Heizung. So können Sensoren die Heizung abschalten, wenn das Fenster auf ist. "Ein weiterer wesentlicher Punkt, der das Thema voranbringt, ist barrierefreies Bauen", ergänzt Sack. Auch dafür gibt es seit April 2009 neue Förderrichtlinien der KfW. "Das wird in Zukunft Relevanz gewinnen. Ein praktisches Beispiel: Wenn Menschen bettlägerig werden, ist es eine große Hilfe, wenn sich Fenster automatisch öffnen lassen oder Sonnenschutz steuern lässt", erläutert Sack mögliche Konzepte.

Integrierte Systemkonzepte gibt es bisher aber nicht. Das bedeutet beispielsweise, dass gängige Fenster einfach mit Motoren ausgestattet werden. "Da ist eine Weiterentwicklung notwendig, um zu berücksichtigen, wie Leitungen geführt oder Antriebe integriert werden. Damit wird sich entscheiden, ob die Automatisierung ein Erfolg oder Mißerfolg hat", mahnt Sack.

Hier habe der Forschungstag erste Ansätze gezeigt: "Die Vision, die vorgestellt wurde, war das Plug-and Play-Fenster. Ich baue das Fenster ein und habe nur noch einen Stecker, den ich anschließe. Das ist die Zukunft, auf die wir hinarbeiten", berichtet Sack.

Eine Herausforderung sind dabei Bestandsgebäude. Dort ist es meist schwierig, zur Steuerung von Fassadenelementen neue Leitungen zu verlegen. "Da geht es um die Entwicklung von Bauteilen, die kein Kabel benötigen. So werden zum Beispiel die Daten über Funk ausgetauscht", nennt Sack eine Möglichkeit. Eine zweite Variante sieht er in Techniken, die die Energie aus der Umwelt gewinnen. "Wenn man den Tür- oder Fenstergriff betätigt, reicht das aus, um die Energie bereitzustellen. Auch aus Temperaturunterschieden lässt sich Energie ziehen", nennt er weitere Möglichkeiten.

Im Moment sind diese Lösungen aber vor allem in Bürogebäuden im Einsatz. Eine Verwendung  im Wohnungsbau müsse zwar das Ziel sein, "dazu müssen aber Planungsaufwand und Kosten soweit fallen, dass der Markt im Wohnungsbau erschlossen werden kann", erklärt Sack. Da seien aber nicht nur technische, sondern auch mentale Hürden zu überwinden: "Die Menschen sind hier nach den eigenen Erfahrungen des Elektronikeinsatzes wie zum Beispiel beim Automobil skeptisch, ob das funktioniert und sicher ist", meint Sack. pgl

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