Das Urteil ist drastisch, aber nicht überraschend: "In Referenzprognose und Trendszenario werden die Ziele des Energiekonzepts der Bundesregierung überwiegend nicht erreicht." Zu diesem Ergebnis kommt eine jetzt vorgelegte Studie, die vom damaligen Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler in Auftrag gegeben worden war. Auch andere Zwischenanalysen waren zu diesem Resultat gekommen.
Verantwortlich für die Analyse waren Prognos, das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln und die Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung in Osnabrück. Die Ratschläge der Fachleute: Im Bereich des Endenergieverbrauchs müssten beispielsweise mehr Gebäude besser energetisch saniert, die Effizienzpotenziale in Unternehmen weiter ausgeschöpft und die Elektromobilität verstärkt voran getrieben werden. Und die Erzeugung aus CO2-intensiven Kraftwerken müsse reduziert werden.
Einige positive Ergebnisse hat die Studie aber auch zu Tage gefördert. Der Endenergieverbrauch der privaten Haushalte geht im Prognosezeitraum bis 2050 kontinuierlich zurück. Im Jahr 2030 liegt er um 19 Prozent niedriger als 2011, im Jahr 2050 ist er mehr als ein Drittel geringer als 2011. Trotz einer Ausweitung der Wohnflächen um 7 Prozent werde für die Erzeugung von Raumwärme im Jahr 2050 rund 43 Prozent weniger Energie benötigt als 2011, so die Autoren. Die Gründe seien die energetisch verbesserte Qualität der Gebäude, effizientere Heizanlagen und das wärmere Klima.
Der Stromverbrauch der privaten Haushalte wird sich um ein Viertel reduzieren, so die Fachleute. Diese Reduzierung der Verbräuche ist nicht zuletzt aus Kostengründen notwendig. Sowohl Strom als auch Gas- und Heizölpreise werden in den nächsten Jahren deutlich steigen, schätzen die Experten.
Die realen Preise für von privaten Haushalten bezogenes leichtes Heizöl steigen demnach zwischen 2011 und 2050 um 66 Prozent, die von Erdgas um 45 Prozent. Auch Strom werde für private Haushalte teurer Der Energiemix verändert sich zugunsten erneuerbarer Energien, fossile Energien werden aber auch 2050 noch einen Anteil von 64 Prozent am Energiemix haben. Ein Drittel kommt aus Erneuerbaren. "Besonders schnell ausgebaut werden Windenergie und Fotovoltaik. Noch dynamischer ist das Wachstum bei Geothermie, Solarthermie und der Nutzung von Umgebungswärme", so die Studie. Biomasse behält ihre dominante Rolle unter den Erneuerbaren.
Der Ausbau der KWK-Anlagen bleibt hinter den Erwartungen zurück, das Ziel, bis 2020 rund 25 Prozent des Stroms in KWK-Anlagen herzustellen werde verfehlt: "Vor allem Verbesserungen der Energieeffizienz reduzieren das Potenzial für Kraft-Wärme-Kopplung und wirken somit der Erreichung des KWK-Ziels entgegen." Für Häuser mit geringem Wärmebedarf, die Nullemissionshäuser der Zukunft ist die Technologie nur bedingt geeignet.
Mit einem Erreichen der Klimaziele rechnen die Autoren nicht, obwohl diese ökonomisch verkraftbar wären und langfristig eher positive Auswirkungen hätten, so die Fachleute: "Bis zum Jahr 2030 bleiben die Wirkungen auf BIP, Beschäftigung und Preisniveau gering. Langfristig zahlen sich die Energieeinsparungen und der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien auch gesamtwirtschaftlich aus." Das Bruttoinlandsprodukt liege im Zielszenario im Jahr 2050 um 1 Prozent über dem Trendszenario. Die Zahl der Erwerbstätigen ist dann um 118.000 höher. von Pia Grund-Ludwig