Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe fördert zwei große Projekte

Holzschaum ersetzt Baustoffe aus Erdöl

Holzschaum und Textilbeton dienen als Baustoff aus nachwachsenden Rohstoffen. © WKI / Lingnau

Holzschaumplatten sind der neue Hoffnungsträger auf dem Markt alternativer Dämmstoffe. Aber was den Brand- und Feuchteschutz angeht, gibt es noch viel zu tun. Ein großes Forschungsvorhaben soll Unterstützung bringen.   

Ein Wandelement aus Holzschaum und Textilbeton ist die jüngste Neuentwicklung bei Dämmungen aus nachwachsenden Rohstoffen. Damit präsentiert sich das Fraunhofer-Institut für Holzforschung - Wilhelm-Klauditz-Institut (WKI) diese Woche bei der Messe Ligna in Hannover.

Schon seit einiger Zeit arbeitet das Institut daran, aus Holzabfällen einen Dämmstoff herzustellen. Bereits 2015 gab es für entsprechende Entwicklungen von Holzschaum, der erdölbasierte Produkte ersetzt, den Greentec Award. Dafür wird das Holz zuerst gemahlen und dann gequetscht, so dass eine schleimige Masse entsteht. Diese wird dann aufgeschäumt und getrocknet. Am Ende ist der Stoff leicht und fest wie Kork.

Fasermantel reduziert Wandstärke

Nun haben die Materialexperten vom WKI ihre Entwicklung mit einem dünnen Mantel aus Beton versehen, in den Textilfasern eingebettet sind. Dadurch kann die Wandstärke der Elemente verringert werden. Das Patent für die Holzschaumplatten ist erteilt. "Nun kommt es darauf an, wer aus der Industrie es aufnimmt und umsetzt", sagt Harald Schwab, Abteilungsleiter Qualitätsprüfung und -bewertung beim WKI. Das Interesse sei jedenfalls sehr groß.

Um alternativen Dämmstoffen allgemein aufzuhelfen gibt es zwei neue Forschungsprojekte. Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) als Projektträger betreut sie im Auftrag des Landwirtschafts- und Ernährungsministeriums.

Im Verbund "NawaRo-Dämmstoffe" haben sich zwölf Forschungseinrichtungen, dreizehn Industriepartner und drei Verbände unter Koordination des WKI zusammengetan. Sie wollen Materialkennwerte ermitteln, mit deren Hilfe pflanzliche Materialien die Baugenehmigungsverfahren künftig einfacher durchlaufen können. Ein Hemmnis hat die FNR nämlich bereits identifiziert: "Nachwachsende Dämmstoffe haben keine großen Verbände hinter sich", sagt René Görnhardt, Experte für nachhaltiges Bauen bei der FNR. "Und nicht jeder Hersteller kann sich die aufwändigen Untersuchungen für die Umweltproduktdeklaration leisten."

Kennziffern fehlen bei Ökobaustoffen häufig

Ihre Kennziffern fließen in die Systematik der Ökobaudat ein, der großen Datenbank für ökologisches Bauen. Diese ziehen die Architekten bei der Zertifizierung ihrer Gebäude heran. "Wenn aber Kennziffern fehlen, können die nachwachsenden Dämmstoffe ihre Vorteile in diesem System nicht ausspielen", bedauert der FNR-Fachmann. Hauptstoßrichtung im Projekt NawaRo-Dämmstoffe werden das Glimm- und Brandverhalten sowie der Feuchteschutz sein, sagt Harald Schwab.

Ein zweites Vorhaben mit Namen "StaR-Dämm" (Stärkung nachwachsender Rohstoffe im Dämmstoffmarkt) zielt auf die Kommunikation der Vorteile ab. Daran arbeiten die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und das Thünen Institut. Dessen Wissenschaftler behandeln im NawaRo-Verbund die Themen Ökobilanzierung und Lebenszyklusanalysen und übermitteln die Ergebnisse an die DUH. Diese arbeitet die Daten verbraucherfreundlich auf und gibt sie an Akteure der Dämmstoffbranche und Multiplikatoren wie Energieagenturen und Verbraucherschutzverbände weiter.

Um Hemmnisse zu identifizieren und Lösungsvorschläge zu erarbeiten, veranstaltet die DUH außerdem Fachdialoge mit Experten. Der erste ist Anfang Juli geplant. "Es wird dabei um die finanzielle Förderung von alternativen Dämmstoffen und die Anpassung der Bauordnungen gehen", informiert Beatrice Lange von der DUH.

Ein weiteres Projekt mit Namen KlimaZ hat die DUH zusammen mit dem Portal co2online gestartet. Es richtet sich an Endverbraucher. Geplant ist unter anderem eine Entscheidungshilfe für private Bauherren, die mit einem Online-Fragebogen herausfinden können, welche Dämmstoffe für ihr Haus geeignet wären.

Forscher wollen mehr Daten erheben

Wie oft alternative Dämmstoffe aktuell genutzt werden und wie man ihren Einsatz fördern könnte, sollen die Forscher ebenfalls herausfinden. Die letzten Daten über die verwendeten Mengen wurden zuletzt 2011 im Auftrag der FNR erhoben. Damals hatten Dämmungen aus nachwachsenden Rohstoffen einen Marktanteil von sieben Prozent. Dieser bestand zu 51 Prozent aus Holzfaserplatten und zu 42 Prozent aus Zellulose. Zellulose und Holzfaserplatten dürften auch heute noch den Löwenanteil alternativer Dämmstoffe ausmachen. Ein deutlicher Hinweis darauf sind deren gesunkene Preise. "Weil mehr Material verkauft wird, können die Hersteller günstiger anbieten", sagt René Görnhardt.

Ein weiterer Grund für den Preisverfall bei Einblasdämmungen aus Zellulose und bei Weichholzfaserplatten: "Die Hersteller haben die Materialien weiterentwickelt, so dass die Materialstärken geringer werden." Zwar seien die Preise von Naturdämmstoffen immer noch höher als die von Steinwolle, Glaswolle oder Styropor. Sie hätten sich aber angenähert. Steinwolle etwa koste rund acht Euro pro Quadratmeter, Holzfasermatten rund zehn Euro, sagt Görnhardt.

Relativ bekannt bei den Bauherren sind inzwischen auch Strohballen im Neubau mit ihren sehr geringen Materialkosten. Das Wissen um die Bauweise verbreitet sich und findet Anklang bei Experimentierfreudigen. So entstand 2016 im brandenburgischen Werder nach Plänen der Berliner Planmarie Arge das bis dato größte Wohnhaus Deutschlands im Strohballenbau. Die Bauweise, bei der Strohballen in ein Holzständerwerk gepresst werden, ist insofern ein Sonderfall, als dass Stroh hier nicht nur Dämmstoff, sondern auch Baustoff ist.

Strohballenbau toleriert wenig Fehler

Die Architektin Karin Winterer von der Planmarie Arge beschreibt ihre Erfahrungen: "Wir arbeiten gern mit Strohballen wegen ihres guten Dämmwerts und weil Stroh eigentlich ein Abfallprodukt ist, das im Hausbau einem sinnvollen Zweck zugeführt werden kann. Das Wohlfühlklima bestätigen alle Bewohner." Allerdings sei das Material wenig fehlertolerant. "Es gibt sehr viel mehr Anschlussstellen die abgeklebt werden müssen, um die erforderliche Luft- und Wasserdampfdichtigkeit zu erreichen, als bei anderen Holzbauweisen", sagt Winterer. Auch bei der Statik gebe es besondere Anforderungen, um eine Steifigkeit der Konstruktion zu erzielen.

Der Fachverband Strohballenbau hat erreicht, dass Strohballen als regulärer Baustoff zugelassen wurden. Allerdings müssen sie innen und außen dick verputzt werden. Das macht den Preisvorteil des Baustoffs wieder zunichte. "Außerdem ist die Brandschutzzulassung ein schlankes Dokument, das nicht alle Varianten abbildet. Sobald man vom Wortlaut abweicht, muss man die Lösung projektbezogen mit dem Brandschutzprüfer finden", sagt Karin Winterer. von Susanne Ehlerding

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