Die „Klimagewerke“ sind an der energetischen Sanierung von Bestandsgebäuden beteiligt und liefern wichtige Bausteine auf dem Weg zu einem klimaneutralen Gebäudebestand. Leider sind sie durch den aktuellen Nachfragesturm immer öfter auch Engpass auf der Baustelle. Zu den Klimagewerken zählen das Schornsteinfeger-, Stuckateurs- und Dachdeckerhandwerk, das Zimmerer- und Holzbaugewerbe sowie die Fachleute aus Sanitär-Heizung-Klima, Glas-Fenster-Fassade sowie der Elektro- und Informationstechnik. Sie müssen für eine gute Planung und Durchführung von Sanierungen Hand in Hand zusammenarbeiten.
Informationen und Vernetzung
Umwelt- und Klimaschutzministerin Thekla Walker wies in ihrer Rede auf die entscheidende Bedeutung des Handwerks für den Klimaschutz hin: „Als Landesregierung setzen wir die Rahmenbedingungen für einen ambitionierten Klimaschutz und eine CO2-arme Energieversorgung. Diese Ziele in die Tat umsetzen müssen wir aber alle gemeinsam. Ein zentraler Akteur und wichtiger Botschafter für den Klimaschutz und die Energiewende ist dabei das Handwerk. Denn Entscheidungen, die heute bei der Sanierung getroffen werden, bestimmen den Energieverbrauch und den CO2-Ausstoß unserer Gebäude für die kommenden Jahrzehnte. Deshalb sind die teilnehmenden Bauhandwerker wahre Klimagewerke, die Bauherrinnen und Bauherren weitsichtig über klimafreundliche Lösungen bei der Sanierung oder der Energieversorgung ihrer Gebäude informieren und aufklären. Denn nur, wenn wir gemeinsam und mit Blick in die Zukunft handeln, können wir unsere ambitionierten Klimaziele erreichen.“
Rainer Reichhold, Präsident des Baden-Württembergischen Handwerkstags (BWHT) betonte in seinem Grußwort die Wichtigkeit der gemeinsam entwickelten Leitlinie Handwerk. Dr.-Ing. Volker Kienzlen, Geschäftsführer der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) thematisierte die Rolle des Handwerks in Zeiten von Energie- und Klimakrise und stellte die neue Leitlinie Handwerk ausführlicher vor. Die Leitlinie soll den Qualitätsstandard bei energetischen Sanierungen verbessern und unterstützt Sanierungswillige bei der Suche nach passenden Handwerksbetrieben. Eine gewerkeübergreifende Leitlinie ist ein Novum in der Szene und verdeutlicht, dass der Südwesten auch in diesem Bereich des Klimaschutzes und für höhere Qualitätsansprüche Maßstäbe setzen will. Interessierte Betriebe können die Leitlinie Handwerk ab sofort bei ihrer Innung unterzeichnen.
Nachhaltigkeit wird auch für das Handwerk immer wichtiger
Die Nachhaltigkeitsoffensive der Zukunftsinitiative Handwerk 2025 stellte Franziska Lamprecht vor. Sie ist Koordinatorin der Initiative „Handwerk 2025“ des Baden-Württembergischen Handwerkstags. Klimaschutz, ökologische Verantwortung, ökonomische Stabilität, Wissensweitergabe, Aus- und Weiterbildung, soziales Miteinander und vieles andere kann für Betriebe einen Wettbewerbsvorteil darstellen. Ob bei der Kosteneinsparung durch einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen oder als attraktiver Arbeitgeber durch Schaffung nachhaltiger Angebote für die Mitarbeitenden: Nachhaltigkeit ist heute ein fester Bestandteil einer erfolgreichen Betriebsstrategie.
Maike Schmidt, Vorsitzende des Sachverständigenrats der Landesregierung sowie Leiterin des Fachgebiets Systemanalyse am Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW), zeigte mit anschaulichen Zahlen und Fakten, was aus dem Klimaschutzgesetz der Landesregierung und den Sektorzielen 2030 folgt. Im Anschluss diskutierten die Anwesenden gemeinsam mit Frank Hettler von Zukunft Altbau, was die ambitionierten Ziele im Gebäudebereich konkret für das Handwerk bedeuten. Hettler betonte, dass es neben handwerklichem Geschick auch den Blick fürs Ganze brauche. Handwerkerinnen und Handwerker sollten daher den Tag neben dem Wissensaufbau auch für die Vernetzung mit zukünftigen Geschäfts- und Kooperationspartnern nutzen, um die energetische Sanierung effizient voranzutreiben. Der Energietag der Klimagewerke sei ein wichtiger Baustein auf diesem Weg.
Nur in Partnerschaften sind Qualitätsstandards und Klimaschutz zu erreichen
Luftdichtheit als gewerkeübergreifende Herausforderung und Schnittstellenproblematik an der luftdichten Gebäudehülle: darauf ging der Energieberater und Baubiologe Helmut Schuler vom Bildungs-Zentrum Holzbau, Biberach-Riss ein. Praktische Impulse gab es von Vertreter*innen aus den einzelnen Gewerken am Tagungsnachmittag. Sie gingen auf die größten Herausforderungen in der gewerkeübergreifenden Zusammenarbeit ein und erklärten, wie sie gelingen kann. Wichtig seien dabei, neben einem gemeinsamen Qualitätsverständnis – wie in der Leitlinie Handwerk festgeschrieben – auch zueinander passende innerbetriebliche Abläufe und eine klare Rollenverteilung. Dabei sollte jeweils möglichst ein Betrieb die zentrale Projektsteuerung und Kommunikation mit den Kundinnen und Kunden übernehmen. Für die optimale Zusammenarbeit seien zudem der regelmäßige Austausch und ein beständiges Vertrauensverhältnis unverzichtbar. Auch die Arbeitgeberattraktivität und Gewinnung von Nachwuchs wurden besprochen. Hier betonten die Anwesenden, dass neben den guten Beschäftigungsaussichten und monetären Anreizen – wie beispielweise einer übertariflichen Bezahlung – vor allem auch das klare Bekenntnis zum Klimaschutz Nachwuchskräfte überzeuge, den Weg ins Handwerk einzuschlagen.
Mit dabei waren: Jan Gühring, Geschäftsführer der Elektro Gühring GmbH aus Stuttgart, Jörg und Silke Ewald von der Heinz Ewald GmbH, Bedachungen aus Hannover, Roland Oettinger, Holzbau Oettinger GmbH aus Fellbach, Achim Bauer, stellvertretender Vorsitzender des Fachverbands der Stuckateure für Ausbau und Fassade, Stuckateurfachbetrieb für Ausbau und Fassade Bauer GmbH aus Mannheim, Frank Jäger, Jäger Heizung-Sanitär GmbH aus Karlsruhe sowie Stefan Eisele, Präsident des Landesinnungsverbands des Schornsteinfegerhandwerks Baden-Württemberg.
Quelle: Zukunft Altbau / Delia Roscher