Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Reinigungsaktion

Grundreinigung statt Gottesdienst

Um die Verschmutzungen zu entfernen, waren die Mitarbeiter von Kärcher und der Dombauhütte mit Heißwasser und im Schneckentempo unterwegs. Foto: Kärcher

Die 1.300 Quadratmeter Mosaikfläche soll wieder in altem Glanz erstrahlen. Foto: Kärcher

Im März 2021 fand eine große Reinigungsaktion im Kölner Dom statt. Im Rahmen des Kultursponsorings wurden zwei Wochen lang die Fassade und die Innenflächen mit Kärcher-Produkten gereinigt.

Eine Dampfsäule steigt auf, einsam und verlassen, mitten in den riesigen Hallen des Kölner Doms. Im Zeitlupentempo sind zwei Kärcher-Mitarbeiter mit Heißwasser und Flächenreiniger dabei, Schmutz zu entfernen, der über die Jahre von Millionen Füßen in den Obernkirchner Sandstein einmassiert wurde. Minute für Minute kommt unter dem stumpfen Grau die warme, helle Färbung wieder hervor. Und um so vieles mehr geht es noch in diesen zwei Wochen im März 2021, im Rahmen des Kultursponsorings für den Kölner Dom. Die intensive Zusammenarbeit zwischen Dombauhütte und Kärcher nahm schon vorher ihren Anfang: Vor etwa zwei Jahren waren Dr.-Ing. Albert Distelrath, der stellvertretende Dombaumeister des Kölner Doms und Klaus Dauven, freier Künstler und Kunstpädagoge, bei einer Jahresschulung für Industriekletterer. Beim üblichen Austausch unter Kollegen bekam Distelrath von Dauven den Hinweis, dass Kärcher Kultursponsorings durchführt. Auf diese Weise entstand der Kontakt zu Thorsten Möwes, Fachwirt für Reinigungs- und Hygienetechnik sowie Experte für restauratorische Reinigungsprojekte.

Zunächst ging es um die Reinigung der Außenfassade am mittelalterlichen Teil des Doms. Gemeinsam mit den Steinrestauratoren und Steinmetzen der Dombauhütte legte Thorsten Möwes Testflächen an, um das Niederdruck-Mikropartikelstrahlverfahren zu testen. Danach sponserte Kärcher eine Schulung und zwei Partikelstrahlpistolen, so dass die Experten der Dombauhütte die Arbeiten weiterführen konnten.  Als nächstes ging es mit anderen Projekten weiter. Albert Distelrath, der in seiner Funktion als stellvertretender Dombaumeister die Bauleitung innehat und für alle Maßnahmen am und im Dom zuständig ist, erklärt: „Es ist nicht viel Positives, was man der Corona-Zeit abgewinnen kann – für die Arbeiten im Inneren des Domes konnten wir die besucherfreie Zeit aber nutzen.“ Es wurden Graffitis am Südturmaufgang entfernt sowie Ausstattungsgegenstände und Teile des Mosaiks restauriert.

 Schließlich entstand die Idee, gemeinsam mit Kärcher die Reinigung der Sandsteinböden und Mosaikflächen anzugehen – denn unter Resten von Reinigungs- und Pflegemitteln, festgesetztem Staub und Schmutz warteten wahre Schätze darauf, wieder gesehen zu werden. Nach verschiedenen Tests machten sich im März 2021 vier Mitarbeiter von Kärcher auf den Weg, ausgerüstet mit Heißwasserhochdruckreiniger, Flächenreiniger, Dampfreiniger, Scheuersaug- und Poliermaschinen. Innerhalb von zwei Wochen ging es darum, gemeinsam mit den Mitarbeitern der Dombauhütte die Arbeiten an Sandstein- und Mosaikböden zu starten, Reinigungskonzepte gemeinsam zu optimieren und über Schulungen sowie neue Geräte die weitere Reinigung zu vereinfachen.

Die Unterhaltsreinigung des Sandsteinbodens

4.000 Quadratmeter Obernkirchner Sandstein, in Kombination mit Zierleisten aus rotem Granit aus Schweden und grünem Seynit, verlegt von 1885 bis 1887. Eine robuste, recht raue Oberfläche, die in unseren Zeiten hohen Belastungen ausgesetzt ist – bis zu zwölf Millionen Füße sind dort pro Jahr unterwegs. Für die Grundreinigung waren von der Dombauhütte mit verschiedenen Verfahren bereits Sondagen durchgeführt worden, um den entstandenen Schmutzfilm zu entfernen, allerdings ohne das gewünschte Ergebnis. „Gemeinsam mit Kärcher haben wir eine Musterfläche angelegt, auf der mit Heißwasser und den beiden Flächenreinigern FRV 30 Me sehr gute Resultate erzielt wurden“, erklärt Dr.-Ing. Albert Distelrath.

Bei den Arbeiten im März zeigte sich allerdings, dass der Teufel im Detail steckt. „Wir haben im Eingangsbereich wie gewohnt recht zügig arbeiten können, bei circa 80 °C Wassertemperatur und einem Oberflächendruck von 1 bis 2 bar“, erzählt Thorsten Möwes. „Die Flächenreiniger mit zwei rotierenden Flachstrahldüsen und Absaugfunktion sind leistungsstarke Werkzeuge. Doch im Bereich der Sitzbänke stellten wir fest, dass die Verschmutzungen fast schon Teil des Sandsteins geworden sind.“

Eine Erhöhung des Drucks oder eine stärkere Mechanik waren keine Mittel der Wahl, um den Boden nicht zu beschädigen – also half nur ein Faktor: Zeit. Zentimeter für Zentimeter mussten die Reinigungsexperten vorgehen, einer Meditation gleich, um erfolgreich gegen den Schmutz anzukommen. An manchen Stellen wurde zudem Reinigungsmittel aufgebracht, um die Reinigungsleistung zu erhöhen. Gegen Kaugummis, die leider auch im Dom ab und an am Boden zu finden sind, war der Dampfreiniger SGG1 eine wertvolle Unterstützung. So viel Aufwand sollte nicht umsonst sein, weshalb Dombauhütte und Kärcher bei ihrer Reinigungsaktion nicht nur die Grundreinigung im Sinn hatten. Auch für die Unterhaltsreinigung galt es, eine Methode zu etablieren, die künftig ergonomisches, effizientes Arbeiten ermöglicht und die Wiederanschmutzung hinauszögert.

Weg von manueller Unterhaltsreinigung, hin zum Scheuersauger

Bislang führten drei Reinigungskräfte die Unterhaltsreinigung manuell durch, mit Breitwischgerät, Wasser und Reinigungsmitteln. Ergonomisch war diese Herangehensweise ein echter Mammutjob, zumal manuelles Wischen aufgrund der rauen Struktur des Natursteins gegen den Widerstand des Bodens geschieht. Ein weiteres Problem ergibt sich daraus, dass recht viel Feuchtigkeit im Raum verbleibt, die manuell nicht abgenommen werden kann – für die Ausstattungsgegenstände aus Holz auf Dauer schädlich.

Also ging es darum, etablierte Prozesse zu verändern, was zu einer gewissen Sorge bei angestammten Mitarbeitern führen kann. „Wenn wir mit unserem Maschinenpark anrücken, dann mag bei einer Reinigungskraft das Gefühl entstehen, dass sie ersetzt werden soll. Doch das ist überhaupt nicht das Ziel, im Gegenteil,“ erklärt Sebastian Nann, Gebäudereinigermeister und Schulungsreferent bei Kärcher. Eine Schulung in der Anwendung neuer Werkzeuge ist in diesem Sinne auch ein Werben für Verständnis – Verständnis dafür, dass durch die gewonnene Zeit niemand ersetzt werden soll, sondern für andere Aufgaben mehr Raum entsteht. „Das ist im Kölner Dom sehr sinnvoll, denn die zu bearbeitende Fläche ist immens.“

Nach der Einarbeitung in den Umgang mit der Scheuersaugmaschine B 60 W, ein Nachläufermodell, zeigte sich sofort, um wie viel einfacher, schneller und ergonomischer die Unterhaltsreinigung in Zukunft sein würde. Kein Bücken, kein Tragen von schweren Wassereimern, kein Arbeiten gegen den Widerstand des Sandsteinbodens, und nach der Reinigung verbleibt dank der direkt abgesaugten Schmutzflotte kaum Feuchtigkeit im Raum. „Wir haben gemeinsam den Arbeitsprozess entwickelt. Die beiden Damen können morgens die bereits betankte Maschine abholen und müssen sich nicht um das Be- und Entladen kümmern. Dank der intuitiven Bedienung sind sie mittlerweile in der Handhabung fit und manövrieren, als ob sie nie etwas anderes gemacht hätten.“

Die Grundreinigung der Mosaikböden

Die Mosaiken sind im Kölner Dom am Hauptaltar, im Binnenchor und dem Chorumgang zu finden. Dort wurden zwischen 1890 und 1899 1.300 qm Mosaikfläche mit ungezählten Mosaiksteinchen von Villeroy & Boch verlegt. An sich sind die Feinsteinzeug-Steine sehr robust und widerstandsfähig, doch speziell im Chorumgang sind auch viele Millionen Füße unterwegs. „2017 gab es eine größere Beschädigung an einer Stelle im Chorumgang, so dass wir uns den aktuellen Zustand des Mosaiks genauer angeschaut haben“, erklärt Restaurator Jasper Völkert M. A. „Man kann schon kleine Provisorien einfügen, aber letztlich wird das nur Flickwerk.“ Also wurde eine Kartierung vorgenommen und Schäden am Fugenbild, Hohlstellen, Risse und fehlende Steinchen aufgelistet. Für eine komplette Grundreinigung wird zunächst eine Entschichtung durchgeführt, also die schützende Wachsschicht entfernt, dann werden die Restaurierungsarbeiten durchgeführt, eine neue Wachsschicht aufgetragen und auf Hochglanz poliert. „Das Konzept dafür hatten wir natürlich, auch die Maschinen – durch das Projekt heben wir unser Tun aber auf ein neues Level,“ stellt Völkert fest.

Neu im Technik-Fuhrpark der Dombauhütte sind nun also neben den gesponserten Scheuersaugmaschinen eine oszillierende Einscheibenmaschine, Modell BDS 43/OrbitalC, sowie eine High-Speed-Poliermaschine Modell BDP 50/1500 C. Bislang war bei der Entschichtung eine klassische Einscheibenmaschine im Einsatz, die ein geübter Anwender mit ausreichend Muskelkraft durchaus gut handhaben kann. „Wir haben schnell gemerkt, dass wir mit der neuen Maschine besser an die Ränder kommen und sie sich sehr einfach steuern lässt. Man braucht nur eine Hand, die Räder erleichtern das Manövrieren zum Beispiel an Treppen und zur Kontrolle oder zum Wechseln des Pads muss man nur den Teller heben.“ Der Grund für die gute Reinigungsleistung liegt in der Kombination aus Orbital- und Drehbewegung von Bürste oder Pad, welche die oszillierende Einscheibenmaschine auszeichnet. Der Gegner ist auch beim Mosaik hartnäckig: In einem Film aus Reinigungs- und Pflegemitteln sowie altem Wachs haben Staub und Schmutz es sich gemütlich gemacht, so dass eine Arbeitserleichterung und -beschleunigung willkommen ist.

Nach dem Entschichten werden Fugen gefüllt, Hohlstellen ausgeglichen und fehlende Steinchen ersetzt. Dafür verfügt die Dombauhütte über einen großen Bestand an Originalsteinen, die eine Größe von 2 x 2 Zentimetern haben und für ihren Verwendungszweck mit Mosaikzangen bearbeitet werden. Sind alle Restaurierungsarbeiten erledigt, kommt die zweite neue Maschine zum Einsatz. „Durch das Polieren heben wir die Optik weg von dem stumpfen, speckigen Erscheinungsbild hin zu einem glänzenden, brillanten Aussehen. Die High-Speed-Maschine überzeugt uns dabei sehr.“ Sie arbeitet mit 1.500 Umdrehungen pro Minute und erzielt in kurzer Zeit einen sehr guten Effekt – bei 1.300 Quadratmetern durchaus ein relevanter Aspekt.

Nach dem Polieren wird wieder sichtbar, dass jedes einzelne Steinchen bewusst gesetzt ist. Helle Flächen sind durchsetzt mit kleinen blauen oder dunklen Akzenten. „In den Gesichtern sind Steinchen enthalten, die mit dunklen Farbpigmenten durchsetzt sind – wir nennen sie Stracciatella-Steinchen. So entstehen eine unglaubliche Plastizität und Perspektive,“ sagt Völkert. Nur gut, dass auch für die Unterhaltsreinigung der Mosaikflächen die Scheuersaugmaschine vorgesehen ist, so dass die Wiederanschmutzung sich stark verzögern lässt. Ziel ist, die Restaurierung des Mosaiks bis zur 700-Jahr-Feier der Chorweihe im September 2022 geschafft zu haben.

Die Arbeit endet nicht

Generell war bei dem Reinigungsprojekt am Kölner Dom ein sehr intensives Miteinander zu beobachten, so dass die verschiedenen Herausforderungen mit der jeweils besten Methode gelöst werden konnten. „Wir schätzen die Zusammenarbeit auf Augenhöhe sehr“, sagt der stellvertretende Dombaumeister Albert Distelrath. Neben vielen anderen Dingen lässt sich bei einem Projekt dieser Größenordnung aber auch ein unterschiedlicher Blick auf die Zeit spüren. „Wir sind sehr beeindruckt davon, wie schnell wir vorankommen“, stellt Distelrath nach der ersten Arbeitswoche mit Kärcher fest. „Wir haben die Vorstellung, im nächsten halben Jahr die Grundreinigung zu Ende zu führen.“ Im Gegensatz dazu blickt Thorsten Möwes nach der ersten Woche auf das Ergebnis und hätte gerne mehr geschafft. „Wir sind es nicht gewohnt, dass wir warten müssen. Aber der Dom schläft nicht, es ist ein Gotteshaus, das seine Türen offenhält. Wenn man sieht, welchen Unterschied die bereits gereinigten Flächen zu den noch nicht bearbeiteten Bereichen aufweisen, dann macht uns das stolz und glücklich.“

So ist der eingefangene Augenblick einer von Zufriedenheit und Vision, von Energie und Schaffenskraft. Eine gute Voraussetzung für weitere Projekte, wie die Reinigung der Wände und Pfeiler im Innenraum des Domes. Denn über die Jahrzehnte setzten sich im gesamten Dom Staub- und Schmutzablagerungen fest. Durch die immense Höhe des Bauwerks war bei einem Test mit einer normalen Hubarbeitsbühne nur etwa ein Drittel der Höhe zu schaffen. „In Bauwerken wie dem Ulmer Münster haben wir solche Arbeiten mit Hilfe der Seilzugangstechnik und drei Industriekletterern erledigt. Im Kölner Dom gibt es an der Decke zu wenige Möglichkeiten, Seilstrecken zu verlegen, so dass wir nicht die gesamte Fläche abdecken können,“ erklärt Thorsten Möwes. Die noch laufende Suche nach einem Konzept ist lohnend, denn die von der Dombauhütte angelegten Testflächen zeigen, dass unter dem schwarzgrauen Schmutz hell leuchtender Naturstein versteckt ist.

Kaum auszudenken, wie der Dom sich verändert haben wird, wenn der gesamte Boden und die Wände eines Tages wieder in altem, warmem Glanz erstrahlen. Auf jeden Fall wieder einen Besuch wert, auch wenn dann sicher wieder andere Arbeiten anstehen. Denn wie sagt ein altes Sprichwort? Wenn der Kölner Dom fertig ist, geht die Welt unter. Und das möchte niemand.

Quelle: Alfred Kärcher GmbH & Co. KG / Delia Roscher

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