Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Verhandlungen um Zertifikate für Energieberater laufen weiter

GIH diskutiert Strategien zur Gebäudesanierung

Ministerialrat Hegner erläutert die Strategie zur Gebäudesanierung. © Roland Popp

Mit Fragen der Gebäudesanierung wieWohnungslüftung, der Vermeidung von Bauschäden und der Speicherung von Strom beschäftigte sich der Kongress zum zehnjährigen Bestehen des GIH in Berlin.

Die Sanierung von Altbauten stand im Mittelpunkt  eines Kongresses anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Bundesverbands der Gebäudeenergieberater, Ingenieure und Handwerker (GIH) in Berlin. Zu den zentralen Themen zählten Qualität der Wohnluft nach einer Sanierung, die Vermeidung von Bauschäden und die Zertifizierung von Energieberatern.

Gute Luftqualität und wie man sie herstellt beschäftigte  mehrere Referenten des Kongresses. In diesem Kontext stellte Stefan Helbig das sogenannte Zuluftkastenfenster vor, das seinen Platz besonders bei der Sanierung denkmalgeschützter Altbauten findet. "Das Kastenfenster in der Ofenheizungswohnung war schon immer ein Zuluftfenster", sagte der wissenschaftliche Mitarbeiter der Materialforschungs- und Prüfanstalt der Bauhausuniversität Weimar. Helbig zeigte, wie das historische, zweiteilige Fenster in neuer Form in der sanierten Gebäudehülle seine Qualitäten ausspielen kann. Durch Öffnungen am unteren Außenrahmen und oben am Innenrahmen strömt die frische Zuluft in den Raum hinein. Der Vorteil: durch die solare Strahlung wird die Luft im Zwischenraum vorgewärmt. Dadurch erreicht das Kastenfenster, das aus zwei einfachverglasten Elementen besteht, laut Helbig einen U-Wert von 1,2 w/m2K, der rechnerisch nachweisbar ist. Zusätzlich verhindere das stetige Durchströmen trockener Frischluft die Kondenswasserbildung im Fensterzwischenraum.

Speichertechnologien für Strom aus erneuerbaren Energien sind derzeit ein Dauerthema in den Medien, wenn es um die bevorstehende Energiewende geht. Um Strom aus Wind und Sonne rund um die Uhr verfügbar zu machen, erforscht das Fraunhofer ICT unterschiedliche Batteriekonzepte. Jens Noack stellte eine Alternative zur teuren Lithium-Ionen-Batterie vor, die Redox-Flow-Batterie. Sie besteht im Prinzip aus zwei Flüssigkeiten, die durch eine Membran voneinander getrennt sind. Die Elektrolytmenge entspricht der zu speichernden Energiemenge. Dadurch entsteht ein modulares, skalierbares System, das sich sowohl für Wohnhäuser mit Fotovoltaikanlage als auch für Windparks im Leistungsbereich einiger Megawatt eigne. Die Redox-Flow-Batterie habe eine zehnmal so hohe Lebensdauer bei gleicher Größe, die Wartung einzelner Komponenten könne mittelfristig zusätzliche Kostenvorteile bieten. Ziel sei es, die Kosten für kleine Anlagen auf 2.000 Euro pro Kilowatt zu senken.

"1,3 bis 3 Milliarden Euro vermeidbarer Kosten entstehen pro Jahr infolge von Bauschäden", erklärte Thomas Morszeck vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik in Stuttgart den Kongressteilnehmern. Sein Fachbereich unterstützt Planer und Handwerker dabei, Bauschäden möglichst bereits in der Planungsphase zu vermeiden. Morszeck wies darauf hin, dass Bauschäden Informationsschäden seien, die die am Bau Beteiligten durch intensive Kommunikation umgehen könnten. Dafür sollten frühzeitig notwenige Fachinformationen in den Planungsprozess mit einbezogen werden. Morszeck warb für seine Datenbank Schadis, in der in 7.500 Dokumenten aus über 500 Veröffentlichungen Schadensfälle und Lösungen zu deren Beseitigung dokumentiert sind. Morszeck betonte auch: ohne die Erfahrung und das Wissen der Planer und Ausführenden geht es trotzdem nicht.

Auf dem Berliner Kongress gab der GIH eine Kooperation mit der Initiative "Sanieren-Profitieren" der Deutschen Bundesstiftung Umwelt bekannt. Die Verhandlungen um eine einheitliche Zertifizierung für Energieberater sind immer noch nicht ausgestanden. Zum aktuellen Stand der Verhandlungen äußerte sich Jürgen Hofmann, erster Vorsitzende des GIH-Bundesverbands zuversichtlich. Gemeinsam mit der Akademie der Ingenieure aus Stuttgart führt der GIH Gespräche mit der Deutschen Energieagentur (Dena), man sehe zum ersten Mal Erfolge, so Hofmann. "Die Dena findet unser Konzept gut", sagte er im Interview mit Enbausa.de. Seit Anfang Mai 2011 ist die Datenbank des Europäischen Netzwerks Qualitätsgeprüfter Energieberater online. Rund 80 Berater haben sich dort im ersten Schritt registrieren lassen. Hofmanns Vision: alle sollen sich anschließen - damit das Gerangel um die Qualifizierung ein Ende hat. Es stehe zwar jeder Energieberater für sich, doch solle man als Team für das gemeinsame Ziel agieren. In einer Woche wird der GIH wieder mit der Dena am Tisch sitzen. Dann wird sich zeigen, ob ein Schuh daraus wird. von Anja Riedel

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