Doch nicht nur durch seine äußere Form setzt die neue Deutschlandzentrale von L'Oréal ein Zeichen. Bei der Gestaltung der Räume – rund 22.000 Quadratmeter – für seine rund 900 Mitarbeiter legte der Kosmetikhersteller großen Wert auf moderne Architektur für eine „neue Art des Arbeitens“. Open Space statt Einzelbüros, per KNX- Bus automatisch gesteuerte LED-Beleuchtung und nachfüllbare Wasserflaschen statt PET-Flaschen. Statt nur darüber zu reden, zeigt der Kosmetikkonzern im „J1“ ganz einfach, wo es künftig lang geht. Piktogramme ermutigen dazu, die Treppe zu nehmen und nicht den Aufzug. Im Open Space verteilte Glaswände bieten sich auf den ersten Blick als kleinere Besprechungsräume an. Und fünf von der Decke abgehängte Rotunden sorgen für klare Orientierung.
„Es sind sogenannte Kommunikationsinseln, die wir auf diese Weise hervorgehoben haben“, sagt Wolfgang Miazgowski, projektverantwortlicher Architekt und Innenarchitekt seitens HPP. Zwei dieser in Trockenbautechnik erstellten Rotunden befinden sich in der Eingangshalle, eine markiert die Cafelounge von L’Oréal, eine den Empfang der hauseigenen Akademie. Auch die Salatbar sowie die Cafeteriabar und die Sitzarena in der Restaurantebene haben die Architekten so weithin sichtbar gemacht. Und dafür Formteile aus Gipsplatten, LED-Beleuchtung mit integrierten Farbwechslern, Lichtspanndecken, Bekleidungen aus Plexiglas und Streckmetall miteinander kombiniert.
Groß, kreisrund und optisch wie aus einem Guss. Um eine hohe Ausführungsqualität zu generieren, setzten die Planer bei allen Rotunden auf Grundkörper in Form von vorgefertigten Trockenbauelementen. Mit der Planung und Fertigung der Elemente wurde die Knauf Gips KG beauftragt. Der Hersteller lieferte nicht nur die maßgefertigten und nummerierten Formteile, die im Werk mithilfe von Spantentechnik hergestellt worden waren. Der Lieferumfang umfasste auch die Montageelemente und -pläne, nach denen die Trockenbauer die verschiedenen Baukörper vor Ort zusammensetzten. So konnten Raumgebilde geschaffen werden, die trotz unterschiedlicher Oberflächen optisch keinerlei Ansätze verraten.
Eine Cafelounge im Erdgeschoss
Die zwei Einfachtonnen oberhalb der Cafelounge im Erdgeschoss (1,70 m Durchmesser) und dem Empfangstresen der Akademie (1,50 m Durchmesser) im Erdgeschoss basieren jeweils auf einem Grundkörper aus vier senkrechten Stahlstielen mit geraden Aussteifungen.
Die 1,70 m Durchmesser aufweisende Rotunde oberhalb der Cafelounge im Erdgeschoss von L’Oréal ist mit einem oberen Ring aus gebogenen und hinterleuchteten Streckmetallpaneelen und einem unteren Ring aus gebogenen Gipsplatten bekleidet. Drei ohne sichtbare Stöße ausgeführte zurückspringende Lichtfugen mit 15 cm Höhe und 15 cm Tiefe unterbrechen die Bekleidung. Sie kombinieren 12,5 mm dicke, gebogene Gipskarton-Formteile mit bündig integrierten und durchlaufenden LED Stripes in U-Profilen sowie Acrylglasabdeckung. Eine am unteren Positionsring befestigte doppelte Folie mit LED-Beleuchtung und einem dahinter befestigten Netz als Insektenfang fungiert als Lichtspanndecke und schließt das Raumgebilde unten ab. Die Leuchten verfügen über eine RGBW Farbsteuerung mit 16,7 Millionen Farben, sowie weißes natürliches Licht mit der Lichtfarbe 3.000 Kelvin und sorgen so für multiple Raumstimmungen, die über den KNX-Bus fest einprogrammiert sind.
Die zweite, kleinere Rotunde über dem Empfangstresen der Akademie ist ähnlich aufgebaut wie jene über der Cafetheke, besteht jedoch ausschließlich aus Gipsformteilen und verzichtet auf die Streckmetallbekleidung.
Doppelrotunde im Cafeteriabereich
Die Sitzgruppe im Cafeteriabereich des Mitarbeiterrestaurants im zweiten Obergeschoss krönt eine mehrstufige, an Halfenschienen an der Rohdecke befestigte und schwarz lackierte Rotunde. Die Außenrotunde weist einen Durchmesser von 5,60 m auf. Die Innenrotunde dieses zentralen Highlights besteht aus einem Zylinder mit 2,65 m Durchmesser und 1,12 m Höhe. Sie ist unten mit einer bündig integrierten Lichtspanndecke aus doppelter Folie bekleidet. Die Leuchten entsprechen denen der Cafelounge im Erdgeschoss. Ein Lichtband sowie ein Ring aus LED-Modulen dienen als Konturen- Beleuchtung.
Die Salatbar und die Sitzarena markieren weiß lackierte Einfachtonnen aus Gipsplatten mit rund 4 m Durchmesser, die unteren Lichtspanndecken verfügen ebenfalls über eine RGBW Farbsteuerung und weißes Licht. So kann der gesamte Raum in der Größe von über 1000 m² flexibel illuminiert werden.
Herausforderung Zusammenarbeit
Bei den Rotunden in den unteren Ebenen fertigte der Schlosser die Gerüste vor und montierte sie an der Rohdecke. Die Trockenbauer bekleideten sie entsprechend einem von Knauf vorbereiteten Bauplan mit den montagefertig angelieferten Gipsformteilen und verspachtelten diese in Q3-Qualität. Der Elektriker lieferte die LED-Beleuchtung und setzte sie in die Lichtfugen ein. Kollegen ergänzten die Konstruktionen mit einer Lichtdecke in Form einer hinterleuchteten Spannfolie. Der Maler war für die Endbeschichtung zuständig.
Im Restaurantbereich erwartete die Trockenbauer eine besondere Herausforderung: Diese Zone war zum Montagetermin bereits fertig eingerichtet und in den laufenden Betrieb integriert. Daher musste alles penibel abgedeckt werden, um dann – auf den Theken – die Deckengebilde aufzubauen. Ausgemessen wurde dabei mit Zollstock und Bandmaß, da die Einrichtung ein Messverfahren mit Lasertechnik nicht mehr möglich machte.
Die Unterkonstruktion der Zwischendecke mit Nonius-Hängern von der Betondecke abhängen, von Knauf im gewünschten Radius gebogene Stahlringe als Unterkonstruktion für die nächste Ebene aus vorgefertigten Formteilen befestigen; beplanken, Lichtspanndecke montieren, Finish. Es war ein zackiger, gut durchorganisierter Arbeitsablauf, der dies möglich machte. Und ein perfektes Beispiel für die Arbeitswelt der Zukunft. Ein schönes Beispiel für hervorragende Arbeit.
Quelle: Knauf / Wolfram Hülscher