Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

BMWi-Abteilungsleiter will vorgeschriebene Beratung für Hausbesitzer

"Gebäudeenergiegesetz kommt Ende dieses Jahres"

Thorsten Herdan und Jürgen Leppig (von links) beim GIH-Bundeskongress in Berlin. © Jörg Bleyhl

Eine vorgeschriebene Beratung der Hausbesitzer zu bestimmten Anlässen ist demnächst als neue gesetzliche Regelung zu erwarten. Das sagte Thorsten Herdan, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), beim Bundeskongress des Dachverbandes der Energieberater (GIH). Ein Gebäudeenergiegesetz soll bis Ende 2018 verabschiedet sein.

Der GIH-Bundesvorsitzende Jürgen Leppig konnte den Leiter der Abteilung "Energiepolitik – Wärme und Effizienz" im BMWi ausführlich befragen, weil die ebenfalls eingeladenen Bundestagsabgeordneten wegen einer unerwartet langen Plenarsitzung nicht erschienen waren. Herdan hatte zunächst versichert, nach der Sommerpause werde das Gebäudeenergiegesetz (GEG) ins Kabinett gebracht. Das Gesetz werde dann bis zum Ende dieses Jahres kommen – allein schon deshalb, weil spätestens dann die EU die Definition eines Niedrigstenergiegebäudes einfordern würde, die im GEG vorgenommen werden soll. Ob dann auch Handwerker, die 50 Prozent der GIH-Verbandsmitglieder stellen und sich darüber "wahnsinnig freuen" würden, für weitere Beratungsfelder zugelassen würden, fragte Leppig. Herdan wich zunächst aus.

Keinen, der Ahnung hat, ausklammern

Als Leppig nachhakte und die rhetorische Frage stellte, ob eine Zulassung "nicht besser am Thema 'Können' festzumachen" sei als an einer "vermeintlichen Ausbildung", ließ BMWi-Abteilungsleiter Herdan allerdings keinen Zweifel an seiner eigenen Einstellung dazu. Die bereits erfolgte Marktöffnung für Handwerker sei auf seine Initiative zurückgegangen: "Ich kann all die Menschen, die Ahnung haben, aber die – aus welchen Gründen auch immer – ein Interesse auch am Geschäft haben, nicht ausklammern."

Wer "keinen Kumpel hat, keinen Verwandten oder nicht Beziehungen zu dem einen oder anderen Hersteller", sei letztlich zwar unabhängig, aber auch ein "Unwissender". Er setze auf die Eigenverantwortung. "Ich glaube nicht, dass auf Dauer jemand, der sich nur in die eigene Tasche berät, in diesem Geschäft Erfolg haben wird", sagte Herdan.

Der ausgebildete Maschinenbauer führte als Vorbild die CE-Herstellerselbstzertifizierung der Europäischen Union an, an deren Einführung er beteiligt gewesen sei: "Da hoffe ich einfach mal darauf, dass das bei der Berater-Erweiterung um Handwerk, um Schornsteinfeger, genau denselben Weg nimmt, und dass sich die schwarzen Schafe – die wird’s geben am Anfang – ein Stück weit rausfiltern."

Beratung von Hausbesitzern vorschreiben

Breiten Raum nahm die Diskussion um die Frage ein, ob eine Beratung von Hausbesitzern, zum Beispiel über einen individuellen Sanierungsfahrplan, vorgeschrieben werden solle. Die Wortmeldungen im Saal der niedersächsischen Landesvertretung waren mehrheitlich zustimmend, und auch Thorsten Herdan sprach sich dafür aus. Er habe das im Rahmen der Koalitionsverhandlungen eingebracht. "Es ist jetzt ein bisschen verklausuliert da drin über ‚Beratung verstärken’ und so weiter."

Bei einem Schaden an der Heizungsanlage werde der Berater nicht gerufen, "weil dann eben die Not besteht, jetzt einen Schaden zu beheben oder es wieder warm zu machen. Und schwupp! ist der Anlass auch vorbei, und dann kommst du wieder nicht rein". Der Hausbesitzer könne sich ja selbst entscheiden, ob er etwas tue oder nicht. "Aber wenn er es nicht weiß, dann tut er’s definitiv nicht."

Eine Beratung vorzuschreiben, etwa bei Verkauf oder Sanierung eines Hauses, sei legitim – wie beispielweise auch das Messen von Abgasgrenzwerten. Allerdings könne man, wenn etwas gesetzlich vorgeschrieben sei, es eigentlich nicht fördern. Wie eine Förderung dennoch ermöglicht werden könne, "müssen wir uns genau überlegen", sagte Herdan.

Nichts hält er dagegen von einer staatliche Prüfung für Energieberater, wie sie Jürgen Leppig unter Berufung auf viele Anfragen von GIH-Mitgliedern forderte. Der Grund, so Herdan, sei allerdings nicht, dass die EU etwas dagegen hätte. Vielmehr seien die Qualifikationen angesichts der Heterogenität der verschiedenen Beratertypen nicht vergleichbar: "Derjenige, der sich spezialisiert hat auf Ein-, Zweifamilienhäuser, der kann nicht zu BASF gehen und den Standort Hoechst beraten."

Harmonisierung der Förderung bis Ende 2019

Mehr Gehör fand Leppig bei einem anderen Anliegen: einer "wirklichen Harmonisierung" der Förderung. Im Moment, stellte der GIH-Vorsitzende fest, gebe es lediglich eine Zusammenfassung aller Förderprogramme. Bedingungen und Definitionen seien jedoch je nach Träger unterschiedlich, wie Leppig an mehreren Beispielen zeigte. So sei der Baubeginn bei der KfW die Aufnahme der Arbeiten vor Ort. Beim Bafa sei der Beginn definiert als der Zeitpunkt der Unterschrift des Vertrages beim Handwerker. Bei der KfW sei ein "Neubau" dann gegeben, wenn man in der Sanierung bis zur Bodenplatte heruntergehe. "Beim Bafa, wenn ich die Grundstruktur des Gebäudes verändere. Wie soll das ein Kunde verstehen?"

Herdan stimmte in der Sache zu. Es brauche allerdings einen "langen Atem". Eine neue Förderstrategie solle "bis Ende 2019 peu à peu" umgesetzt werden. Zum einen würde es zu Verwirrung führen, wenn man Programme "abschaltet und dann wieder vielleicht in einem halben Jahr erst neue schafft." Genau diese Gefahr sieht Thorsten Herdan jedoch angesichts der großen Aufgabe einer Vereinheitlichung. Schließlich habe man "über Jahrzehnte hinweg Förderprogramme kreiert, wo jedes Ministerium in seinem schönen Kästchendenken für sich alleine beansprucht hat, das Ei des Kolumbus zu erfinden."

Ein Beispiel für eine solche Verwirrung lieferte gleich einer der anwesenden Energieberater für den Bereich Industrie und Gewerbe: Zum Ende des vergangenen Jahres sei "sang- und klanglos die Förderung der Einführung von Energie-Managementsystemen ausgelaufen" – ohne, dass gesagt worden sei, ob es ein Folgeprogramm gebe. Herdan gab zu, das sei "unschön gewesen". Eine neue Förderung dauere "aus verschiedensten Gründen" länger als gedacht. "Das wird in einem Komplettaufschlag im Herbst kommen." von Jörg Bleyhl

Eine Verwendung dieses Textes ist kostenpflichtig. Eine Lizenzierung ist möglich.
Bitte nehmen Sie bei Fragen Kontakt auf.