Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Klimaschutzvereinbarung sieht Reduktion um zehn Prozent vor

FU Berlin will CO2-Ausstoß in Gebäuden senken

Die Schließung der FU Berlin in den Ferien senkt den Energieverbrauch. © David Ausserhofer

Die Freie Universität und das Land Berlin haben eine zweite Klimaschutzvereinbarung unterzeichnet. Im nächsten Jahrzehnt sollen der gebäudebedingte CO2-Ausstoß der Hochschule nochmal um zehn Prozent gesenkt und neue PV-Anlagen errichtet werden. Auch ein eigenes Mobilitätskonzept will die FU erarbeiten.

Bis Ende 2027 will die FU Berlin ihren Ausstoß des Klimagases CO2 durch den Energieverbrauch ihrer Gebäude um mindestens 4.250 Tonnen reduzieren. Das entspricht einem Minus von zehn Prozent gegenüber 2016.

Darauf hat sich die Hochschule mit dem Land Berlin im April verständigt und dies in der nunmehr schon zweiten gemeinsamen Klimaschutzvereinbarung festgehalten. Damit soll die Universität als öffentliche Einrichtung dazu beitragen, dass Berlin die Ziele seines Energiewende-Gesetzes erreicht. Bis 2050 will das Land demnach klimaneutral sein, seine Emissionen also auf netto Null bringen. Bis 2020 soll eine Reduktion von mindestens 40 Prozent geschafft sein, bis 2030 von mindestens 60 Prozent.

Mit ihrer aktuellen Vereinbarung knüpfen FU und das Land Berlin an ihre erste Klimaschutzvereinbarung von 2011 an. Damals war die FU die erste Universität Berlins, die sich zu einem solchen Schritt entschloss. Die Vereinbarung galt bis 2015. Angepeilt war auch dort eine Reduzierung um zehn Prozent. Allerdings wurde dies nur zu einem Drittel erreicht.

Grund waren laut FU die kräftig gestiegenen Studierendenzahlen in dem Zeitraum sowie eine deutliche Ausweitung der Drittmittelausgaben. Berücksichtige man diese Faktoren, so die Hochschule, könne von einem "hohen Erfüllungsgrad" der Ziele gesprochen werden. Deshalb wurden den Hochschule nun zehn Jahre eingeräumt, um das neuerliche Minus von zehn Prozent zu schaffen.

Low hanging fruits sind schon geerntet

Ob dies gelingen wird, ist dennoch ungewiss. Denn "das Spektrum der am wirtschaftlichsten erschließbaren Einsparpotenziale ist bereits zu einem relevanten Anteil ausgeschöpft", wie es in der Klimaschutzvereinbarung unumwunden heißt. "Bislang haben wir uns vor allem im Bereich der Low Hanging Fruits bewegt", sagt auch Andreas Wanke von der federführenden Stabsstelle Nachhaltigkeit & Energie, die von der FU 2015 eingerichtet wurde. "Vieles ist schon ausgereizt." Nun seien zusätzliche und gezielte Anstrengungen nötig, jede weitere Einsparung beim Energieverbrauch sei mit höherem Aufwand verbunden.

Die Klimaschutzvereinbarung sieht ein ganzes Bündel an Maßnahmen vor. Diese reichen von der energetischen Sanierung weiterer Gebäude über die Errichtung neuer PV-Anlagen (derzeit hat die FU neun) bis zur Fortführung von Effizienzmaßnahmen, die bereits vor mehreren Jahren angeschoben wurden und gute Erfolge gebracht haben.

Für die Sanierung sind knapp 20 Standorte vorgesehen, darunter die Chemie-Gebäude der Universität, die einen besonders hohen Energieverbrauch aufweisen. Hier soll die Gebäudehülle saniert und eine modernere Lüftungs- und Regelungstechnik eingebaut werden. Ziel ist, den Wärmeverbrauch dort um mindestens 30 Prozent zu reduzieren. Bei weiteren Gebäuden ist die Dämmung der Dächer und obersten Geschossdecken geplant, sowie die Sanierung von Fenstern. Teilweise soll auch die Decken- und Außenbeleuchtung erneuert werden.

Zähler werden monatlich ausgelesen 

Um identifizieren zu können, bei welchem der 220 Gebäude der Hochschule eine Sanierung notwendig und lohnend wäre, wurden bereits in den Jahren 2000 und 2001 fast alle Gebäude mit Strom- und Wärmezählern ausgestattet.

2002 wurde ein Energiecontrolling eingeführt, mit einem systematischen monatlichen Zählerablesen. Mittlerweile wurde das Controlling durch ein webbasiertes Online-Monitoring-System komplettiert. Sämtliche Messdaten für die Bereiche Energie, Wasser und Abfall laufen bei der von Wanke geleiteten Stabsstelle zusammen. "Das ist ein großer Vorteil", sagt Wanke. "Wir haben alle Daten, die wir brauchen, und müssen niemanden extra darum bitten. Sonst wäre die Datensammelei eine sehr mühselige Angelegenheit."

Anhand der Daten kann Wankes Team bestimmen, in welchen Gebäuden Handlungsbedarf besteht. Zwischen 2003 und 2011 wurden jährliche Energieeffizienzprogramme aufgelegt, die auf die energieeffiziente Modernisierung von Heizungs-, Kälte- und Lüftungsanlagen sowie deren Steuerung fokussiert waren. Pro Jahr investierte die FU dabei 1,5 bis 2,5 Millionen Euro. Teilweise konnte die Hochschule Fördermittel in Anspruch nehmen. Die Ausgaben amortisierten sich in der Regel schon in weniger als fünf Jahren. Der Wärmebedarf der Gebäude ging um durchschnittlich 33 Prozent zurück, also in etwa so viel, wie auch die Sanierung der Chemie-Gebäude nun bringen soll.

Zusätzlich zu den Sanierungen wurden auch kleinere Einsparmaßnahmen umgesetzt, die nun fortgeführt werden sollen, etwa die Schließung der Heißwasserversorgung überall dort, wo sie nicht unbedingt gebraucht wird. "Damit haben wir uns anfangs sehr unbeliebt gemacht", erzählt Wanke. "Da gab es Proteste." Viele Leute wollten nicht darauf verzichten, sich die Hände mit warmem Wasser waschen zu können. "Doch das hat sich mit der Zeit gelegt, die Leute haben sich daran gewöhnt."

Prämienmodell belohnt energiesparsame Fachbereiche

Ebenfalls fortgeführt werden soll das sogenannte Prämienmodell, das den Fachbereichen der Universität seit 2007 einen handfesten Anreiz zum Energiesparen gibt. Dabei wird den 16 Fachbereichen der FU jedes Jahr eine Prämie gewährt, wenn sie den Energieverbrauch ihrer Gebäude unter eine zuvor festgelegte Größe, die sogenannte Baseline, drücken. Von der Kostenersparnis erhalten die Fachbereiche 50 Prozent. Diese Summe können sie so verwenden, wie sie es für richtig halten. Wird die Baseline hingegen überschritten, muss der Fachbereich dies zu 100 Prozent aus seinem Budget zahlen. Obwohl die Baseline zwischen 2012 und 2015 sogar noch um jeweils zwei Prozent pro Jahr gesenkt wurde, schaffen es nahezu alle Fachbereiche, sich die Prämie zu sichern. "Seitdem kommen auch Anrufe, hier ist ein Fenster kaputt, hier zieht es", erzählt Wanke. "Die Leute sind jetzt motiviert, sie wollen Energie sparen." Die Prämie des besonders energieintensiven Fachbereichs Biologie, Chemie, Pharmazie etwa beläuft sich auf jährlich bis zu 270.000 Euro.

Weitergehen soll es auch mit einer weiteren ungewöhnlichen Maßnahme, die von der Stabsstelle ersonnen wurde: Seit 2012/13 schließt die FU in der Ferienzeit zwischen Weihnachten und Neujahr. Die Innentemperatur wird in dieser Zeit auf 12 bis 14 Grad abgesenkt. Die Reinigungsdienste regeln manuell die Thermostate herunter, die Hausmeister kontrollieren dies. Lüftungsanlagen sowie Labor- und IT-Geräte werden soweit wie möglich abgeschaltet. Dadurch erzielt die FU Einsparungen beim Energieverbrauch von 150.000 bis 250.000 Euro jährlich. Zudem kontrolliert die Stabsstelle, wie stark der Energieverbrauch in den einzelnen Gebäuden während der Schließung zurückgeht und kann so Mängel und weiteren Handlungsbedarf identifizieren.

Neu ist hingegen das Mobilitätskonzept, das die FU bis Ende 2020 erarbeiten und dann schrittweise umsetzen will. Als Baustein vorgesehen ist die Optimierung des universitätseigenen Fuhrparks, ein Reduzieren von Dienstreisen und die Förderung des Fahrradverkehrs. Zudem soll auf dem Hauptcampus in Dahlem ein Fahrradverleihsystem etabliert werden. Verena Kern

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