Ein Forschungsprojekt des Instituts für Fenstertechnik (IFT) Rosenheim hat gezeigt, wie bei Isolierglasscheiben größere Scheibenzwischenräume realisiert werden können. Das ist wichtig, um Sonnenschutzsysteme zu integrieren, aber gleichzeitig höhere Klimabelastungen der Scheiben und des Randverbunds zu vermeiden.
Konventionelles, hermetisch abgeschlossenes Isolierglas ist durch konstruktionsbedingt auftretende Klimalasten hinsichtlich der Bautiefe begrenzt. Größere Scheibenzwischenräume, die für zukünftige Entwicklungen wünschenswert wären, führen zu erhöhten Belastungen des Randverbundes und der Glasscheiben und damit zu Glasbruch und Undichtigkeit. Um dies auszuschließen, müsste der Scheibenzwischenraum (SZR) an den äußeren Luftdruck angekoppelt werden, um die Klimalasten auszuschalten. Eine solche Konstruktion wird auch als druckentspanntes Isolierglas (DEMIG) bezeichnet.
Vorteile eines Druckausgleichs zwischen dem Scheibenzwischenraum und der Umgebung sind unter anderem die leichtere Integration von Bauteilen jeglicher Art in den Scheibenzwischenraum, die Realisierung von Isolierglas mit mehr als drei Scheiben ohne wesentliche Beschränkung der Scheibenabstände, eine größere Bautiefe und somit Verringerung der geometrischen Wärmebrücke am Baukörperanschluss sowie Reduzierung des Wärmedurchgangskoeffizienten im Vergleich zu konventionellem Zwei- und Dreifachglas.
Zur Dimensionierung möglicher "Systeme zum Druckausgleich" wurde ein physikalisches Berechnungsmodell entwickelt, das in Form eines erarbeiteten Simulationstools einfach in der Praxis zu nutzen ist. Die Dauerhaftigkeit der ausgewählten Druckausgleichsverfahren wurde sowohl in Labor- als auch in Freilandversuchen untersucht. Das Rechenmodell hat gezeigt, dass sowohl Kapillare als auch Ventile geeignet sind, eine dauerhafte Druckentspannung von Isolierglas zu bewirken. Gleichzeitig wird die Feuchteaufnahme eines Mehrscheiben-Isolierglases erheblich begrenzt. Je nach Format, Aufbau, Klimabelastung und angestrebtem Grad der Druckentspannung erscheinen für Kapillare Nutzungsdauern von über zwanzig Jahren realistisch, für Ventile sogar von vierzig Jahren. Quelle: IFT Rosenheim / pgl