Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Rückbau kostet zwischen 7.000 und 10.000 Euro

Formaldehyd: Dämmung in acht Dächern fliegt raus

Die Baugenossenschaft Bochum entfernt Dachdämmung, die zu Formaldehydbelastung geführt hatte. © WBG Bochum

Formaldehyd: Acht gedämmte Dächer in Bochum werden zurückgebaut. Ortschaum hatte zu Formaldehydbelastung geführt und wird enttfernt.

Die Baugenossenschaft Bochum hat sich entschieden, bei weiteren mit Ortschaum gedämmten Dächern die Dämmung zu entfernen. Vor sechs Wochen war dies zunächst ein Dach, nun sollen es zunächst acht sein. "Ob die Dämmung noch in weiteren Häusern zurückgebaut werden muss ist unklar", berichtet Oliver Krudewig, Vorstand der Baugenossenschaft Bochum.

Notwendig geworden war der Rückbau, da es im Sommer an heißen Tagen zu einer hohen Formaldehydbelastung kam. Erste Beschwerden über den Geruch gab es Anfang Juli 2013. Ein Gutachter stellte fest, dass die Formaldehydkonzentrationen in den sanierten Dachböden deutlich zu hoch sind. Auf einem Dachboden hat das Gesundheitsamt damals die Sperrung angeordnet.

Saniert wird nun nicht nur dieses Gebäude, sondern auch sieben weitere. Teilweise weichen die Formaldehyd-Befunde dabei deutlich voneinander ab. "Wir haben zwei nebeneinander liegende Häuser. Bei einem waren die Werte extrem, bei dem anderen in der Norm", berichtet Krudewig weiter.

Mittlerweile ist auch klar, dass der Ortschaum der Auslöser für die Formaldehydbelastung war. "Wir haben ein Gutachten vorliegen das besagt, dass der Dämmschaum als maßgebliche Emissionsquelle anzusehen ist", erklärt Krudewig. Das erste Dach ist mittlerweile schon zurückgebaut, "die Situation dort ist deutlich angenehmer", hat Krudewig bei einem Ortstermin festgestellt. Nun stehe noch die Frage, ob das Formaldehyd ins Holz gelangt ist. Das sollen die nächsten Wochen zeigen.

Pro Dach rechnet Krudewig mit Kosten zwischen 7.000 und 10.000 Euro. Ob das ein Fall für Schadenersatz ist werden wohl die Gerichte klären müssen. Eine der Optionen, die derzeit geprüft werden ist die Dämmung der obersten Geschossdecke anstatt der Dämmung des Dachs.

Ob der Rückbau in Bochum auch bei anderen Wohnungsbaugesellschaften notwendig sein wird, die Ortschaum eingesetzt haben scheint derzeit eher nicht wahrscheinlich. Ganz exotisch ist der Einsatz bei den Bochumern zwar nicht: "Wir wissen nicht, wo das Produkt noch eingesetzt wurde, es ist aber unserer Sicht kein ungewöhnlicher Baustoff", berichtet Andreas Gröhbühl, Pressesprecher des Verbands der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen. Sein Verband habe nach dem Vorfall in Bochum die Mitgliedsunternehmen sensibilisiert für das Thema Ortschaum, es habe aber keine Warnung vor dem Produkt gegeben.

Die Probleme in Bochum scheinen derzeit ein Einzelfall zu sein: "Es gab von unseren Mitgliedsunternehmen nach den Vorkommnissen in Bochum keine Anfragen zu dem Thema", berichtet Gröhbühl. Auch beim Bund Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen ist das kein Thema: "Da die meisten BFW-Mitgliedsunternehmen auch eher im Neubau tätig sind, vermute ich, dass das Material – hoffentlich – kaum zur Anwendung gekommen ist bei Bauprojekten", so Geschäftsführerin Elisabeth Gendziorra.

In anderen Gebäuden, in denen mit Ortschaum gearbeitet wird, wurde das Produkt vor allem zur Dämmung von Kellerdecken eingesetzt. Das war auch in den Gebäuden in Bochum neben der Dachdämmung der Fall. Es wird ein Gewebe aufgehängt und dann komplett gefüllt. Damit lassen sich Decken einfach dämmen, unter denen Rohre laufen. Im Gegensatz zu den Dächern kam es bei den Kellern in Bochum nicht zu Formaldehyd-Ausgasung. Ausgasung tritt eher bei Hitze auf. von Pia Grund-Ludwig

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