Die fehlende Steuerermäßigung für die Gebäudesanierung ist aus Sicht von Christoph Dorn der wichtigste Grund für die geringe Sanierungsrate. Über 40 Verbände haben sich in einem gemeinsamen Appell an die Bundesregierung gewendet, um Bewegung in die Debatte zu bringen. Der VDPM zählt zu den Mitunterzeichnern. Aus der Politik gibt es dazu aber keine klare Aussage. Thorsten Herdan, Leiter der Abteilung "Energiepolitik – Wärme und Effizienz" im Bundeswirtschaftsministerium, hatte sich auf der Fachmesse ISH wortreich entschuldigt, dass man in dieser Frage noch nicht weiter sei. Auch Peter Rathert, Referatsleiter im Innenministerium, blieb in Berlin vage. Es sei "noch nichts gewonnen und noch nichts verloren".
Kein positives Signal bei Steuerbonus
Christian Noll, Geschäftsführer der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff) forderte einen stärkeren Fokus auf Energieeffizienz und skizzierte die Auswirkungen, die eine Energiewende hätte, die alleine auf erneuerbare Energien setzt. Den derzeitigen Entwurf des Gebäudeenergiegesetzes sieht Noll auch im Bereich der Fassade kritisch. So gebe es eine Aufweichung der Anforderung bei den Nachrüstpflichten für Außenwände. Auch dem Quartiersansatz aus dem Entwurf des Gebäudeenergiegesetzes kann Noll in der jetzigen Form wenig abgewinnen. Er forderte eine rechtssichere Definition für Quartiersgrenzen. Beim Thema einer möglichen CO2-Bilanz als Kenngröße für die Energiequalität müsse außerdem das Thema Energiearmut adressiert werden.
Martin Pehnt, Geschäftsführer des Instituts für Energie- und Umwelt aus Heidelberg ging auf die Erfahrungen mit einer CO2-Abgabe ein. Sie wird diskutiert, um die Klimakosten fossiler Energien einzupreisen. Die liegen laut einer Erhebung des Umweltbundesamts bei 180 Euro pro Tonne CO2. Eine solche Abgabe erfahre im politischen Raum breite Zustimmung auch von der Industrie. So hatten sich der Bund der Deutschen Industrie (BDI) und der Bund der Energie und Wasserwirtschaft (BDEW) für eine Abgabe ausgesprochen.
Bevölkerung sieht CO2-Abgabe positiv
Auch in der Bevölkerung gebe es breite Zustimmung, zitierte Pehnt eine Umfrage. 74 Prozent der Befragten sprachen sich für eine solche Abgabe aus, wenn eine Rückverteilung sichergestellt wird. In einigen Ländern gibt es diese Abgabe bereits. In der Schweiz liegt sie mittlerweile bei 84 Schweizer Franken pro Tonne. Die Mittel werden an die Bürger und Unternehmen zurückgegeben, die Umverteilung erfolgt auf Basis des C02-Fußabdrucks. In Frankreich ist eine Steuer geplant, die bis auf 100 Euro pro Tonne steigen soll, in Dänemark gibt es eine Abgabe von 3 Cent pro Kilowattstunde Wärme auf Gas und Öl. Eine CO2-Abgabe liefere vor allem Argumente für die Energiewende im Heizungskeller, lasse sich aber als Vertriebsargument bei Dämmung nutzen. Dämmung schütze vor Preissteigerungen. Auch bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung, die den nächsten Stufen der Energieeinsparverordnung zugrunde gelegt werden, spielten die Energiekosten eine Rolle. Mehr Effizienz rechne sich dann möglicherweise schneller.
Im vermieteten Bereich hänge die Wirksamkeit der Abgabe vom Mietrecht ab. Ein Vorschlag sei deshalb, die CO2-Steuer nicht umlagefähig zu machen, damit es für Vermieter einen Anreiz gibt diese zu senken und ihre Bestände zu sanieren. Pehnt warnte aber auch davor, die CO2-Abgabe als alleiniges Instrument zu verwenden. Es müsse einen Maßnahmemix geben.
Building Information Modelling funktioniert meist nur auf Zuruf
Berthold Schäfer, Geschäftsführer Technik des Bundesverbands Baustoffe – Steine und Erden, zog eine sehr kritische Zwischenbilanz zum Thema Building Innovation Modelling, da sei man noch nicht so weit wie manche Berichte glauben machten. Derzeit ist eine offene Frage die Normierung der Datenfelder, die Produkte und Baustoffe in diesem Modell beschreiben. Das sei bislang zu stark IT-getrieben und beziehe zu wenig den Sachverstand der Baustoffexperten ein. Zudem gibt es derzeit noch keine Einigung auf eine einheitliche und zentrale Beschreibung und Definition, sozusagen eine Art Wörterbuch, auf das sich alle Beteiligten einigen und das sie künftig benutzen. An der Erstellung müssten sich alle Akteure der Wertschöpfungsketten beteiligen. Ähnlich wie einer eindeutigen Internet-Adresse für Web-Seiten müsse es eindeutige, am besten international verwendete Kennungen für Begriffe geben. Erste Initiativen dazu gibt es, doch noch kein Geschäftsmodell, das die Erstellung und Verwaltung finanziert. Das sei aber eine Voraussetzung für offenen Datenaustausch. Was es derzeit gebe, sein kein "Open BIM", es funktioniere nur "auf Zuruf" zwischen Partnern, die sich auf Datenformate und – inhalte verständigten. von Pia Grund-Ludwig