Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Energiegewinnung und Lärmschutz sind mögliche Funktionen

Fassaden werden mehr als bloße Gebäudehüllen

Fassaden nehmen Energie für Beleuchtung auf. © P. Grund-Ludwig

Fassaden sollen künftig noch mehr Funktionen übernehmen: Lüftungselemente aufnehmen, solare Erträge nutzen oder durch die Gestaltung der Oberflächen Lärm und Schadstoffe reduzieren. Auch das Thema Nachhaltigkeit nimmt Fahrt auf. Das waren die Kernbotschaften der Messe "Farbe, Ausbau und Fassade" (FAF) in Köln.

Noch ist die Nutzung der Fassade zur Energiegewinnung in der Regel PV-Paneelen vorbehalten. Die gibt es zwar in vielen Farben, aber dennoch limitieren die Materialien die Gestaltungsfreiheit. In einem Pilotprojekt in Frankfurt wurde erstmals In-Putz-PV in einem Wärmedämmverbundssystem integriert.

Auf der FAF waren in der Ausstellung "Zukunft Putzfassade" verschiedene Ideen zu sehen. "Ziel dieser Präsentation es, Unternehmen die Möglichkeit zu geben, Architekten ihre Ideen für Fassadengestaltung mit Putz zu zeigen“, so der Initiator Professor Markus Schlegel. Eines der Exponate kam von Meffert Farbwerke. Basierend auf einem Trägersystem war eine Fassadenoberfläche mit einer speicherfähigen und photovoltaikaktiven Putzfläche zu sehen. "Das kann rein ästhetisch sein, um die Strukturen einer Stadt über die Fassaden auch nachts lesbar zu machen oder auch einen Teil der Grundausleuchtung ersetzen", so Schlegel.

Fassadenfarbe wechselt bei Hitze von schwarz zu weiß

Nicht immer sind aber Energieeinträge über Fassaden gewollt. So zeigte Baumit ein Exponat, das mit 3D-Druck erstellte Elemente mit einer fotoaktiven Fassade kombiniert, die unter Hitze die Farbe von schwarz zu weiß wechselt. Das soll verhindern, dass sich die dunkle Fassade zu stark aufheizt und das Gebäude gekühlt werden muss.

Auch real verfügbare Produkte nehmen sich des Themas der multifunktionalen Fassade an. Die Integration eines Lüftungselements in die Fassade war bei Sto zu sehen. Die WDVS-Experten setzen bei ihrer Lösung Stoairtherm Control auf ein Produkt von Enersearch und haben bereits erste Projekte realisiert. Es ist besonders für die Sanierung geeignet, dort sind dann weniger Eingriffe in den Wohnungsbestand notwendig.

Lüftung verschwindet in der Fassade

Die Lüftung verschwindet komplett in der Fassade, sichtbar sind nur die Luftauslässe. Das Control-Modul wird oberflächenbündig auf der Fassadenseite der Außenwand eines Raumes befestigt, in den frische Luft geführt werden soll. Flache Lüftungskanäle führen zu Wandöffnungen in den Zimmern, aus denen verbrauchte Luft nach draußen abgeführt werden soll. Eine Anlage pro Wohnung sei bei einem Luftvolumenstrom von bis zu 150 m3/h fast immer ausreichend, so der Hersteller. Verwendet wird bei der Lösung von Sto nur das Lüftungselement von Enersearch, die Solarvariante ist komplexer und soll möglicherweise folgen.

Wie sich Putzoberfläüchen zum Lärmschutz und zur Begrünung einsetzen lassen stand im Zentrum des Bereichs "Design trifft Funktion". Hochschulen, Meisterschulen und ein Berufsbildungszentrum stellten dazu Ideen vor. Die Hochschule Darmstand konzentrierte sich in Zusammenarbeit mit der Bundesfachschule für Stuckateure in Heilbronn auf Putzoberflächen mit traditionellen und innovativen Verarbeitungstechniken. Die HFT Stuttgart zeigte zusammen mit dem Bildungszentrum für Ausbau und Fassade Leonberg begrünte Putzelemente. Studenten der Hochschule Bochum und Absolventen des Bildungszentrums des Baugewerbes ließen Moos großflächig an einer Fassade sprießen und setzten die Idee eines Waldspaziergangs um.

Farbe auf Basis von Kartoffelstärke spart Erdöl

Um Ressourceneffizienz und Einsparung fossiler Bestandteile ging es bei einer Farbe auf Basis von Kartoffelstärke, die Caparol erstmals auf der Messe gezeigt hat. Die Stärke ersetzt zum großen Teil bisherige vollsynthetische Bindemittel, also Erdöl. Sie wird nicht direkt aus Kartoffeln gewonnen, um Konkurrenz mit Nachrungsmitteln zu vermeiden, sondern aus dem Waschwasser, das bei der Verarbeitung von Kartoffeln zum Beispiel in der Produktion von Pommes-Frites anfällt.

"Stärke ist schon seit Jahrhunderten als Bindemittel bekannt, etwa für Kleber oder als Leim", sagt der Laborleiter für Innenfarben Johannes Westmeier. Sie ist aber wasserlöslich und wird nach dem Trocknen brüchig. "Die Herausforderung bestand für uns also darin, die unbrauchbare Kartoffelstärke so weit zu modifizieren, dass wir sie als brauchbares Bindemittel für Innenwandfarben nutzen können", erlärt der Laborchef weiter. Das Bindemittel aus Kartoffelstärke ist zirka 15 Prozent teurer als eröldbasierte Alternativen, bei einem Eimer von 2,5 Litern soll sich das in einem Aufpreis von fünf Euro niederschlagen. Für Holzfassaden hat Caparol als Produkt aus nachwachsenden Rohstoffen eine Lasur auf Basis von Leindotter im Programm. Da der spätblühende Leindotter außerdem bienenfreundlich ist, gab es für die Lasur bereits den Greentec Award. von Pia Grund-Ludwig

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