EAE Präsident Jacek W. Kulig (Polen) betonte in seiner Begrüßung, die Abhängigkeit von Energieimporten sowie der Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft könne nur mit einer massiven Reduktion des Energieverbrauchs von Gebäuden gelingen. WDVS nähmen dabei eine wesentliche Rolle ein und die Branche sei bereit zu liefern. Parallel ermahnte er seine Mitglieder*innen, es müsse neben den technischen, ökologischen und wirtschaftlichen Argumenten noch stärker gelingen, Kund*innen emotional anzusprechen. In Anspielung auf den EAE-Slogan „ETICS are amazing“ rief er den Teilnehmer*innen zu: „Let’s make ETICS sexy!“
Marktüberblick ETICS in Europa
Ralf Pasker, EAE Geschäftsführer, berichtete über die jüngsten Entwicklungen im europäischen WDVS-Markt. Die politischen Impulse, flankiert von Förderprogrammen in den EU-Mitgliedsländern zeigen erste Wirkungen. Diese fallen in den Staaten unterschiedlich aus. Eine steigende Nachfrage nach WDVS konnte in 2021 in fast allen Ländern beobachtet werden. Besonders deutlich fiel diese in Frankreich und Spanien (jeweils +29 Prozent), insbesondere aber in Italien aus, wo eine Verdoppelung der Nachfrage beobachtet wurde. Die unterschiedlichen Förderprogramme, über die im weiteren Verlauf der Tagung exemplarisch berichtet wurde, forcieren laut Pasker den Absatz, zusätzlich arbeite die EAE daran weitere Erfolgsfaktoren zu identifizieren. Dazu trage der Austausch unter den EAE-Mitglieder*innen wesentlich bei. „Auffällig ist bei der Betrachtung des Pro-Kopf-Absatzes von WDVS, dass dieser in EU-Ländern mit geringerem Bruttosozialprodukt deutlich höher ausfällt. Spitzenreiter war erneut die Slowakei. Offenbar haben die Heizkosten hier bislang einen deutlich höheren Anteil am verfüg-baren Einkommen der Haushalte“, erklärte Pasker, „Einsparungen durch Dämmung rücken somit in den Fokus. Herausfordernd bleiben dabei aktuell die Produktverfüg-barkeit und die Verfügbarkeit an Handwerkskapazität in allen Ländern.“
Recycling rückt stärker in den Fokus
Die Marktanteile von WDVS mit unterschiedlichen Dämmstoffen zeigten sich nach EAE-Erkenntnissen zuletzt kaum verändert. Verschiebungen entstünden eher projektbezogen abhängig von der Produktverfügbarkeit. Es gäbe eine Tendenz zu Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen, ausgehend jedoch von einem niedrigen Niveau. Mineralwolle gewinnt in einigen Ländern an Bedeutung aufgrund der Anpassung von Bauvorschriften (Brandschutzanforderungen). Schließlich spielen Rückbaubarkeit und Recycling wie für den gesamten Bausektor eine immer stärkere Rolle. Die EAE werde mit ihren Mitgliedern hierzu aktiv bleiben, so Ralf Pasker.
Verdreifachung der Sanierungsquote nötig
Neben anderen hochkarätigen Referent*innen aus ganz Europa unterstrich Adrian Joyce, Direktor der Kampagne „Renovate Europe“, die auch von der EAE mitgetragen wird, dass die anstehenden Überarbeitungen wichtiger europäischer Richtlinien die Steigerung der Energieeffizienz an die erste Stelle setzen müssen. Nur so sei der verbleibende wesentlich geringere Energiebedarf schnell durch den Ausbau erneuerbarer Energien zu ersetzen. Die Technologien gerade im Bereich der Dämmung der Gebäudehülle seien vorhanden. Sie müssten jetzt nur wesentlich konsequenter umgesetzt werden. Dazu müsse die Sanierungsrate auf 3 Prozent jährlich nahezu verdreifacht werden.
EAE-Vizepräsidentin Prof. Zuzana Sternova dankte zum Abschluss allen Referenten für die informativen Beiträge (auch in den neu eingeführten Talkrunden jeweils am Ende jedes Themenblocks) sowie insbesondere dem tschechischen Mitgliedsverband CZB für die gelungene Co-Organisation der Veranstaltung. Das 7. European ETICS Forum ist für das Jahr 2024 geplant. Für 2023 ist nach dem großen Erfolg im Vorjahr die Verleihung der EAE Awards für besonders gelungene WDVS-Objekte vorgesehen.
Quelle: EAE / Delia Roscher