Die Partner des von der Europäischen Union (EU) geförderten Projekts outPHit verfolgen zwei Ziele: Konventionelle Sanierungen sollen effizienter durchgeführt werden. Serielle Sanierungen sollen mit vorgefertigten Bauteilen verbessert und deren Nutzen bekannter gemacht werden. Bei allen Sanierungsprojekten geht es darum, zuverlässig eine hohe energetische Qualität umzusetzen.
Der Bedarf an großflächigen Sanierungen ist enorm: Die 21 Millionen Gebäude allein in Deutschland benötigen laut der Deutschen EnergieAgentur fast 75 Prozent ihres gesamten Energieverbrauchs nur für Raumwärme. Das ist in anderen europäischen Ländern ähnlich. Gleichzeitig schreibt die EU vor, bis 2030 großflächig Niedrigstenergiegebäude umzusetzen. Die Zeit für energetische Verbesserungen drängt.
17 Modellprojekte
„Wir haben mit outPHit die Chance, Konzepte für schnelle Sanierungen mit vorgefertigen Elementen weiter zu entwickeln, und das in verschiedenen Klimaten. Mit diesen Konzepten können dann europaweit Sanierungen, die zuverlässig zu einem hoch energieeffizienten Gebäude führen, in großem Stil zügig umgesetzt werden!“, erläutert Jan Steiger vom Passivhaus Institut, Projektkoordinator von outPHit. Aktuell werden in sechs europäischen Ländern über outPHit 17 Modellprojekte mit Passivhaus-Komponenten saniert und zusätzlich einem Monitoring unterzogen.
Zuverlässig zu EnerPHit
Die ausgewählten Gebäude in den Niederlanden, Griechenland, Frankreich, Spanien, Österreich und Deutschland sind überwiegend Mehrfamilienhäuser. Nach der Sanierung sollen diese nur noch wenig Energie zum Heizen und Kühlen benötigen. Dafür zielt die Modernisierung mit Passivhaus-Komponenten auf den EnerPHitStandard, den Passivhaus-Standard für Altbauten. Der EnerPHit-Standard erlaubt einen geringfügig höheren Energieverbrauch als für Passivhäuser, während auch diese Gebäude nach der Sanierung ein hohes Maß an Wohnkomfort und Wohngesundheit bieten.
Digitale Bauprozesse
Für die serielle Sanierung sollen Bauprozesse digitalisiert und komplexe Bauteile bereits vorgefertigt zur Baustelle geliefert werden. Für einen zügigen Arbeitsablauf ist es gemäß den Projektbeteiligten bei outPHit auch wichtig, alle Fachleute an einen Tisch zu bringen: Das sichert die Qualität der Sanierung und spart sowohl Baukosten als auch Bauzeit. Ein wichtiger Aspekt für Wohnbauunternehmen, da viele Gebäude in bewohntem Zustand saniert werden müssen. Die Bewohner wiederum freuen sich über niedrige Energiekosten sowie den deutlich verbesserten Wohnkomfort. Mit der Installation von Solarmodulen können die Gebäude darüber hinaus erneuerbare Energie erzeugen. All das innerhalb weniger Wochen nach dem Start der Modernisierung.
Installation von Dämmelementen in 20 Minuten
Pilotprojekte wie die Modernisierung von 194 Reihenhäusern in der niederländischen Provinz Zeeland sowie die von drei Wohnhäusern im niedersächsischen Hameln belegen die Vorteile der seriellen Sanierung ganz praktisch: Wie in Zeeland kamen auch in Hameln bei der Sanierung der Gebäude aus den 1930er-Jahren vorgefertigte Elemente zum Einsatz. Die Installation eines großen Dämmelements für die Fassade dauerte laut Architekt Stefan Oehler aus Berlin lediglich 20 Minuten. Die Wohngebäude erreichen nun den angestrebten EnerPHit-Standard. Die 17 europaweit ausgewählten Modellprojekte werden entweder mit vorgefertigten Elementen oder konventionell mit gut durchdachten Methoden zum EnerPHit-Standard saniert.
Konventionell sanieren
Bei der konventionellen Sanierung setzt outPHit auf effizientere Abläufe: Alle Projektbeteiligten sollen zusammengebracht werden, um den Sanierungswilligen Geld und Zeit zu sparen. Fachleute versorgen die Gebäudeeigentümer mit genauen Informationen für fundierte Entscheidungen zu Sanierungsschritten und Investitionen. Zudem beraten sie Planungs- und Baufirmen.
Attraktiver Ansatz
Jedes der insgesamt 17 Modellprojekte wird im Rahmen von outPHit sowohl vor als auch nach der Sanierung mit Blick auf Energieverbrauch, thermischen Komfort und Luftqualität untersucht. Die 14 Wohngebäude mit über 200 Wohneinheiten sowie die drei Nichtwohngebäude werden in einem Zeitraum von drei Jahren nach dem EnerPHit-Konzept saniert. „Wir brauchen attraktive Ansätze, um den Gebäudebestand in der verbleibenden Zeit schnell und vor allem energetisch gut zu sanieren. outPHit bietet so einen Ansatz. Damit kommen wir beim Klimaschutz im Gebäudebereich ein gutes Stück voran“, erklärt Projektkoordinator Jan Steiger.
Quelle: Passivhaus Institut / Delia Roscher