Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Projekt soll ein Beispiel für andere Bestandsgebäude sein

Erste Sanierung zum Plusenergiehaus ist fertig

Sanierung zum Plusenergiehaus ist fertig. © Eternit

Das erste zum Plusenergiehaus sanierte Gebäude, ein mehr als 40 Jahre altes Wohnhaus, ist fertig. Erste Sanierungen zum Plusenergiehaus sind in der Wohnungswirtschaft in Planung.

Das erste Haus, das zum Plusenergiehaus saniert wurde, wurde in Darmstadt eröffnet. Professor Ulrich Tichelmann, Professor für Tragwerksentwicklung und Bauphysik am Fachbereich Architektur der TU Darmstadt, ging es darum, kein wissenschaftliches Projekt zu realisieren, sondern möglichst alltagstaugliche Lösungen zu finden. Außerdem wollte er kein hochgezüchtetes Energiesparhaus, sondern eine architektonisch ansprechende Lösung, die sich auf andere Gebäude übertragen lässt.

Basis des Energie+Hauses ist ein über vierzig Jahre altes Bestandsgebäude, das in der Rhein-Main-Region 10.000 bis 12.000 Mal so gebaut wurde. Das war eine wesentliche Zielsetzung bei der Auswahl des Gebäudes, dass es sich hier nicht um einen Solitär handelt, sondern dass es eine repräsentative Aussage hat und insbesondere auch von den Kosten übertragbar ist auf andere Gebäudetypen mit ähnlichen Schwächen und ähnlichen Strukturen.

Tichelmann und sein Team haben beim Umbau nur das gemacht, was man bei einer Gebäudesanierung ohnehin machen würde. "Wir haben uns natürlich die Hülle angeschaut und die Hülle so gut wie möglich gedämmt, dort wo es sinnvoll ist und Sinn macht; haben dort wo es bei diesem Haus Probleme mit dem Bereich Außendämmung gibt dann auf alternative Maßnahmen wie Innendämmung zurückgegriffen. Wir haben uns ein bisschen mit der Gebäudetechnik beschäftigt, das heißt, dort eine kontrollierte Be- und Entlüftung nachträglich integriert und dann ein sehr modernes Heizungssystem in Form einer Wärmepumpe eingesetzt, die sich dann ausschließlich nur noch mit dem Strom, den das Gebäude selbst erzeugen wird, speisen wird", erklärt Tichelmann.

Es handelt sich nicht um eine Kernsanierung, Dach und Innenräume sind weitgehend erhalten geblieben. "Wir haben nur im Bereich einiger weniger Maßnahmen Wände herausgenommen wo wir glaubten, dass es dem Gebäude sehr gut tut und haben Fensterflächen ein bisschen vergrößert, wo wir mehr Licht im Gebäude haben wollten", erklärt Tichelmann die Vorgehensweise. Im Energieverbrauch liegt das Gebäude über dem Niveau eines Passivhauses. "Im Gegensatz zum Passivhaus ist auch dort in jedem Raum eine Fußbodenheizung vorgesehen, so dass jeder Raum individuell beheizt werden kann", sagt Tichelmann. Das geht im Passivhaus im Prinzip auch, ist aber nicht üblich.

Geheizt wird mit Strom vom Dach und einer Wärmepumpe. "Solarthermie hätte sich bei diesem Projekt aus wirtschaftlichen Gründen nicht gerechnet. Man hat höhere Investitionskosten als das, was man als Energie im Laufe der Lebensdauer des Gebäudes zurückbekommen kann", sagt Tichelmann. Er hat sich stattdessen für eine dachintegrierte Fotovoltaikanlage entschieden. Die tritt weniger in Erscheinung als eine aufgeständerte Lösung und stört das architektonische Empfinden nicht.

Die Umbaukosten liegen umgelegt auf den Quadratmeter zwischen 1.600 bis 1.800 Euro, sind also sehr hoch. Tichelmanns Begründung ist der hohe Ausbaustandard bei Gebäudetechnik und Interieur: "Wir haben allerdings auch einen sehr hohen Ausbaustandard gewählt, wir haben ein Bus-System das integriert wurde, es gibt ein hohes Maß an Sensorik innerhalb des Gebäudes." Man habe auch einen sehr hohen Standard bei Wand- und Bodenbelägen und auch im Bereich der Bäder. Außerdem habe man Raum gewonnen durch die Tatsache, dass kein separater Heizraum mehr benötigt wird.

Ein zentrales Thema ist im Konzept das Plus an Energie, das über das Jahr erreicht wird. Im Winter wird Strom aus dem Netz benötigt, im Sommer gibt es einen Überschuss. Eine Lösung könnte sein, zumindest im Sommer auch die Nachbargebäude mit Strom zu versorgen. Versorgt werden auch E-Autos, die auf bis zu 23.000 Kilometer fahren. Auch Zwischenspeicher helfen, sind allerdings in größeren Dimensionen noch zu teuer. "Ich bin mir sicher das ist eine Frage von drei bis fünf Jahren bis wir auch für den privaten Bereich mit Zwischenspeicherlösungen in der Größenordnung arbeiten können, dass diese auch finanziell erschwinglich und vor allem wirtschaftlich betreibbar sind", betont Tichelmann.

Die Sanierung zum Plusenergiehaus ist aber nicht nur für private Gebäude, sondern auch für die Wohnungswirtschaft ein Thema. "Wir haben ein Nachfolgeprojekt, das sich damit beschäftigt, dass man vorhandene Gebäude aufstockt und nachverdichtet und in diesem Fall dieser Aufstockungsbereich einen Plusenergiestandard erzeugt", berichtet er. Ein Projekt könnte im Rheinland starten, eines in der Nähe von München.

von unserer Redakteurin Pia Grund-Ludwig

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