In einer Projektgruppe haben Helma Eigenheimbau aus Lehrte, die Solifer Dach GmbH aus Freiberg in Sachsen und die Dresdner Sunstrom ein Konzept für ein energieautarkes Haus entwickelt, das sich ganzjährig mit Strom und Wärme selbst versorgen soll. Das erste Gebäude ist jetzt eingeweiht. Schlüsselfertig kostet es bei 162 Quadratmetern Wohnfläche 363.000 Euro.
"Unsere Zielgruppe bei diesem Hauskonzept sind Leute, die sich unabhängig machen wollen", beschreibt Projektleiter Timo Leukefeld die Klientel, die er adressiert. Er wünsche sich als Adressaten "das postmaterielle Milieu". Das Interesse sei groß. Obwohl man bis zum Startschuss sehr wenig Informationen nach draußen gelassen habe, gebe es bereits 35 Anfragen für das Hauskonzept. Ziel sei es, so Leukefeld weiter, 2011 fünf Häuser zu bauen und im nächsten Jahr weitere zehn.
In vielen Dingen lehnt sich das Konzept an die Ideen des Sonnenhaus Instituts an. Helma hat bereits 50 Sonnenhäuser gebaut. Dieses Konzept sieht Dämmwerte vor, die besser sind als die Vorschriften der EnEV 2009. Gebaut wird mit monolithischem Mauerwerk mit Mineralgranulatfüllung, die Außenhülle erreicht damit insgesamt einen U-Wert für die Wand von 0.18 W/m2K. Den Jahresheizwärmebedarf geben die Planer mit 38,77 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr an. Der Primärenergiebedarf liege bei 9 Kilowattstunden pro Jahr.
Geheizt wird zu über 50 Prozent mit Solarthermie, die Restwärme liefert Stückholz. Möglich wird das durch sehr große in das Gebäude integrierte Pufferspeicher. In dem nun in Lehrte eröffneten Haus sind es 9 Kubikmeter Langzeitwärmespeicher und 46 Quadratmeter Kollektorfläche. Damit werde an diesem Standort eine solare Deckungsrate von zwei Dritteln erreicht, so die Projektentwickler. Notwendig seien dann noch ein bis zwei Festmeter Stückholz pro Jahr.
Zur Stromversorgung dienen Module mit 8 Kilowattpeak Leistung. Das soll für alle Hausgeräte sowie Elektromobilität reichen. Zwischengespeichert wird in Akkus. "Mit dem Kauf des energieautarken Hauses unterzeichnet der Kunde seine Unabhängigkeitserklärung von jeglicher externen Energieversorgung", sagt Karl-Heinz Maerzke, Vorstandsvorsitzender der Helma Eigenheimbau AG.
Auch Plusenergiehäuser, häufig Passivhäuser mit Fotovoltaik, haben eine positive Energiebilanz. Sie sind aber in der Regel nicht autark, sondern speisen Strom ein und holen ihn bei Bedarf wieder aus dem Netz.
Verwendet wird bei dem Hauskonzept von Helma eine dachintegrierte Lösung für Fotovoltaik und Solarthermie. Bei den Solarkollektoren geht Entwickler Leukefeld von einer Lebensdauer von 25 Jahren aus. "Wir haben eine Lösung gewählt, die einfach zu reparieren ist", betont er. Auch bei den Fotovoltaikmodulen nimmt er eine Lebensdauer von 25 bis 30 Jahren an. Damit entspreche sie der eines Ziegeldachs, Ziegel müssten auch nach 30 Jahren ausgetauscht werden. In der Praxis ist diese Spanne für den kompletten Austausch der Ziegel allerdings in der Regel sicher deutlich länger.
Um Stromautarkie zu erreichen, setzen die Entwickler von Helma auf extrem stromsparende Haushaltsgeräte und Pumpen. Sie sparen sich aber automatische Be- und Entlüftung. "Wir arbeiten stattdessen mit Sensoren und automatischer Fensterlüftung", sagt Leukefeld. Im Vergleich zu kontrollierter Be- und Emtlüftung nennt er das Lowtec, das "ist vielen potentiellen Kunden sympathischer", ist Leukefeld sicher. Der Stromverbrauch soll in dem Haus bei einer vierköpfigen Familie auf unter 1.500 Kilowattstunden pro Jahr sinken, eingeplant wurde noch eine Sicherheitsreserve von 500 Kilowattstunden. Eine wissenschaftliche Begleitung des energieautarken Hauses erfolgt durch die Technische Universität Bergakademie Freiberg und das Fraunhofer Institut ISE.
Bislang ist das Konzept des energieautarken Hauses auf die Bedürfnisse von Einfamilienhäusern ausgerichtet. Sonnenhäuser seien auch als Mehrfamilienhäuser machbar, so Leukefeld. Schwierig sei es dort aber bei der Stromautarkie, weil man den niedrigen Stromverbrauch dann für viele Akteure garantieren müssen.
von unserer Redakteurin Pia Grund-Ludwig