Wissenschaftliche Studien belegen, dass die Energie – die sogenannte „graue“ Energie –, die in diesen Baumaterialien steckt, durch den geringeren Energieverbrauch im sanierten Haus bereits nach wenigen Monaten bis maximal zwei Jahren wieder ausgeglichen ist. Ab diesem Moment wird effektiv Energie eingespart. Und zwar meist für Jahrzehnte. Diese und weitere Informationen zur grauen Energie im Gebäudebereich beinhaltet ein neues Merkblatt von Zukunft Altbau.
Das „Merkblatt: Graue Energie“ zeigt, dass sich deutlich ambitioniertere Dämmstandards, als die vom Gesetzgeber gefordert, auch für das Klima lohnen. Richtig ist, dass die ersten zehn Zentimeter Dämmung am meisten Heizenergie einsparen. Auch bei dickeren Dämmstärken über 30 Zentimeter ist der Einspareffekt des zusätzlichen Materials größer als die im Dämmstoff steckende graue Energie.
Die „graue“ Energie in Gebäuden ist die Energiemenge, die für Herstellung, Transport und Entsorgung der Baustoffe sowie für die Errichtung des Gebäudes anfällt. Daneben gibt es den laufenden Energieverbrauch der Bewohner für Heizung, Warmwasser und Haushaltsgeräte. „Bei unsanierten oder teilweise sanierten Wohngebäuden ist der Anteil des laufenden Energieverbrauchs deutlich größer als die graue Energie, die in den Baustoffen steckt“, erklärt Frank Hettler von Zukunft Altbau. „Wird nun saniert, entsteht durch die verwendeten Materialien zwar Energieaufwand, also graue Energie. Die Abnahme beim Energieverbrauch im Betrieb ist aber immer erheblich größer – auch bei sehr hohen Dämmstoffstärken.“
Studien zeigen: Ökobilanz von Sanierungen ist gut
Hauptrolle bei Energieeinsparungen spielt die Dämmung: Dämmstoffe für Fassade, Kellerdecke und Dach vermeiden ein Mehrfaches an Energie und Treibhausgasemissionen, als ihre Herstellung erfordert. Dies zeigten verschiedene Untersuchungen in den vergangenen Jahren.
Eine Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) aus dem Jahr 2020 zeigt, dass dasselbe auch für konventionelle Dämmstoffe gilt. „Im Schnitt vergeht nur gut ein Jahr, bis sich die konventionelle Dämmung eines sanierten Altbaus energetisch amortisiert hat. Das haben wir anhand eines auf KfW-Effizienzhaus-Standard 55 sanierten Beispielhauses ermittelt“, sagt Florian Knappe vom ifeu. Danach ist die Dämmung meist noch 40 Jahre oder mehr intakt und spart weiter Heizenergie ein.
Wichtig beim Abriss oder bei der Sanierung eines alten Hauses ist die graue Energie, die im Rohbau des Hauses steckt. Mit Blick auf die Energiebilanz ist oftmals die Sanierung die bessere Lösung. Zur Erstellung eines bezugsfertigen Neubaus wird deutlich mehr graue Energie benötigt, als bei einer Sanierung – vor allem bei Massivbauweise mit Keller. Insgesamt ist die Energiebilanz gut sanierter Gebäude im Vergleich zu Neubauten daher meist besser. Vor allem, wenn die Neubauten deutlich über das gesetzliche Niveau hinausgehenden Energiestandard aufweisen und viel mit Zement und Stahl errichtet werden.
Grundsätzlich gilt: Je energieintensiver ein Baustoff bei seiner Herstellung erhitzt, gebrannt oder aufbereitet werden muss, desto höher ist die darin enthaltene graue Energie. Die Verwendung von nachwachsenden Baumaterialien wie Holz, eine Dämmung etwa aus Zellulose oder Recyclingstoffen, reduziert den Anteil grauer Energie – ein nicht-unterkellerter Passivhaus-Neubau aus Holz wird deshalb am Ende klimafreundlicher sein als ein energetisch nur mäßig saniertes Haus. Auch die Transportwege vor allem von schweren Baustoffen können die Ökobilanz des Gebäudes negativ beeinflussen.
„Betrachtet man sowohl graue Energie als auch Betriebsenergie, schneidet die Sanierung oftmals besser ab als der Neubau“, sagt Frank Hettler von Zukunft Altbau. Die energetisch schlechteste Option ist hingegen nichts zu tun und alte Wohngebäude mit ihrer verheerenden Betriebsenergiebilanz noch weitere Jahre unsaniert zu nutzen.
Quelle: Zukunft Altbau / Delia Roscher