Der gedankliche Sprung vom Logo von Wera Werkzeuge, das sich von der unverwechselbaren Außenkontur der Schraubendreher-Griffe des Unternehmens ableitet, zur gebogenen Fassadenfront der neuen Hauptverwaltung von Wera in Wuppertal-Cronenberg ist nicht weit. Nicht ohne Grund war jenes unverwechselbare Design Vorlage für den innovativen Entwurf des beauftragten Architekturbüros Holle Architekten aus Essen. Ganz bewusst wollte die Unternehmensführung keinen rein funktionalen Standard-Industriebau, sondern ein Gebäude, in dem sich die Markenstrategie wiederfindet. Schließlich ist diese mit ein Faktor für den Erfolg von Wera bei den Tool-Rebels – wie sich die Fans der Marke nennen – in den vergangenen Jahren. Genauso natürlich, wie die konsequent hohe Qualität der mehr als 3.000 Produkte, die der Katalog von Wera zurzeit umfasst. Darunter finden sich zahlreiche Innovationen, mit denen es Wera immer wieder gelingt, Bewährtes mit Neuem zu verbinden. Dem 1936 gegründeten Unternehmen ist es dabei gelungen, das nüchterne Thema Schraubwerkzeug emotional aufzuladen – nicht als Selbstzweck, sondern, um die Funktionalität zu verbessern. So wie in der Schlüsselserie „Joker“, mit der sich Verletzungen vorbeugen lassen und die Nutzern mehr Effizienz beim Einschrauben ermöglicht oder mit dem schon erwähnten Kraftform-Schraubendreher-Griff, den Wera gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut entwickelt hat.
Alt trifft neu
Diese Ambition manifestiert sich daher auch in der neuen Hauptverwaltung. Denn der im Mai 2024 bezogene Neubau, liebevoll Wera-Welle genannt, bildet eine architektonisch spannende Einheit mit einem älterem, weiterhin genutzten Gebäudeteil. Ein besonderer Blickfang des neuen Gebäudes ist zweifellos seine geschwungene Fassade. Diese ist nicht nur spektakulär, sondern stellte in vielen Bereichen eine bautechnische Herausforderung dar – insbesondere im Glasbau, wie Jens Friedrich, Leiter Industrial Engineering & Facility Management, schildert: „Jedes Scheibenelement der Front ist individuell gebogen und daher ein Unikat.“ Diese Anforderungen schränkten die Auswahl potenzieller Lieferanten stark ein. Das Lastenheft stellte zudem weitere Bedingungen: Das Glas musste über einen sehr guten Wärme- und Sonnenschutz verfügen sowie von außen verspiegelt sein. „Wir wollten eine deutlich eingeschränkte Einsicht ins Gebäude, um trotz raumhoher Fenster allen Mitarbeitenden eine ausreichende Privatsphäre zu ermöglichen“, erklärt Friedrich. Gleichzeitig sollte der Blick nach außen ungestört bleiben. Die großformatigen Scheiben mussten zudem als Absturzsicherung fungieren. Gemeinsam mit dem Architekten entschied sich das Team von Wera, das Projekt mit dem Isolar-Mitglied Hunsrücker Glasveredelung Wagener, die zur Unternehmensgruppe Arnold Glas gehört, umzusetzen.
Warm im Winter, kühl im Sommer
Zum Einsatz kommt in Wuppertal das Isolierglas Solarlux D40 in einer Dreifachverglasung mit effizientem Sonnenschutz von Arnold Glas. Mit einem Ug-Wert von 0,6 W/(m²K) sorgt es dafür, dass auch in kalten Wintern die Heizkosten im Rahmen bleiben und ein angenehmes Raumklima herrscht. An heißen Sommertagen schützt das Glas zudem vor schneller Überhitzung der Innenräume. Dies ist auch notwendig, da aufgrund der Bauweise keine konventionelle Fensterlüftung möglich und deshalb der Einbau einer automatischen Lüftungsanlage erforderlich war. Zudem bewahrt das Glas die Mitarbeitenden vor Blendung. „Es ist uns gelungen, die horizontal individuell geschwungenen Scheiben in sehr großen Formaten zu fertigen. Wie gewünscht beleben sie das dynamische Gesamtkonzept der Architektur des Gebäudes“, erklärt Bojan Gvozdarevic von Arnold Glas. Neben den Gläsern war der Hunsrücker Arnold-Standort übrigens auch für die gesamte Außenfassade verantwortlich. Die Ausführung umfasste die komplette Metallbauleistung bei diesem Projekt, von der Planung über die Produktion bis zur Montage der Fassaden.
Ausreichend Arbeitsfläche für alle Angestellten
Für die Umsetzung entschieden sich die Glasbauer für eine semi-Structural-Glazing-Lösung, bei der die Scheiben nur horizontal gelagert sind. Von außen ist dies nicht erkennbar, sodass die Fassade als glatte, ungestörte Fläche erscheint, in die Attika und Vordach harmonisch integriert sind. Primär ist die Wera-Welle ein Verwaltungsgebäude, das Besucher mit einer einladenden Greenwall im lichtdurchfluteten Eingangsbereich empfängt. In unmittelbarer Nähe befinden sich die Kantine, mehrere Besprechungsräume sowie die Büros der Marketingabteilung. Eine Etage höher sind die Räumlichkeiten für den Vertrieb und die Geschäftsführung untergebracht. „Aufgrund unseres Wachstums ist die Zahl der Mitarbeitenden in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Mit diesem Projekt tragen wir dieser Entwicklung Rechnung. Jetzt haben alle Kollegen wieder ausreichend Arbeitsfläche“, betont Friedrich. Von den rund 180 Mitarbeitenden in Wuppertal-Cronenberg haben etwa 65 ihren Arbeitsplatz nun in der Wera-Welle.
Architektonisches Gesamtensemble
Die Planungen für den Neubau begannen kurz nach der Inbetriebnahme der neuen Logistikhalle im Jahr 2017, als die baufälligen Räumlichkeiten am Standort Wuppertal-Cronenberg frei wurden. Die Corona-Pandemie verzögerte die Arbeiten, sodass Fertigstellung und Bezug des Neubaus erst im Mai 2024 erfolgten. Seither laufen nur noch Renovierungsarbeiten am Altbestand. Rund 20 Millionen Euro hat Wera in das Projekt investiert. Neben dem Neubau umfasste diese Summe auch die Renovierung der Altbauflächen und die Gestaltung der Außenanlagen, die die Welle umschließen und ein beeindruckendes architektonisches Gesamtensemble formen.