Die deutsche Bauwirtschaft wird einer Prognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zufolge auch im kommenden Jahr ein ordentliches Umsatzwachstum verzeichnen. Für das laufende Jahr rechnen die Experten mit einer real stagnierenden Entwicklung des Bauvolumens, für 2014 prognostizieren sie eine Zunahme um nominal mehr als sechs, real um rund vier Prozent. Die Bauwirtschaft selbst rechnet für 2014 mit einem Plus von 2,5 Prozent.
Überproportional werde dabei das Bauhauptgewerbe profitieren. Weiterhin rege bleibe angesichts niedriger Zinsen die Wohnungsbaukonjunktur, der öffentliche Bau dürfte zudem wieder sein Vorkrisenniveau erreichen, so die Experten. Sie dämpften allerdings die Hoffnung, dass Investitionsprogramme, wie sie derzeit in den Koalitionsverhandlungen diskutiert werden, bereits 2014 zusätzliches Wachstum generieren könnten.
"Die Erfahrung mit den Konjunkturpaketen zeigt, dass sich die Wirkung solcher Maßnahmen erst mit deutlicher Verzögerung entfaltet und dass die Gefahr von Mitnahmeeffekten sehr groß ist. Wir warnen deswegen vor übereilten Entscheidungen. Die Investitionslücke in Deutschland zu schließen, ist ein wichtiges Zukunftsprojekt und sollte mit Bedacht gestaltet werden", so die DIW-Wissenschaftler Martin Gornig, Hendrik Hagedorn und Claus Michelsen.
Der Deutsche Wohnungsbau profitiert nach wie vor von den günstigen Rahmenbedingungen: Die Zinsen sind niedrig, die Arbeitsplatzsicherheit ist hoch, die Mieten in den deutschen Ballungsräumen steigen und mit alternativen Anlagen wie deutschen Staatsanleihen können derzeit nur geringe Renditen erwirtschaftet werden.
All das trägt laut den DIW-Experten dazu bei, dass sich die positive Entwicklung im deutschen Wohnungsbau weiter fortsetzt. "Für das laufende Jahr rechnen wir mit einer Steigerung von real rund 1,2 Prozent, für 2014 mit einem Plus von rund vier Prozent", so die Experten.
Die DIW-Experten plädieren in ihrem Gutachten für eine realistische Diskussion um die Ausweitung der Investitionstätigkeit. Die energetischen Sanierungen etwa, die in den vergangenen Jahren bereits massiv ausgeweitet wurden, seien nach wie vor niedriger als dies zur Erfüllung der selbstgesteckten Klimaziele nötig wäre. Dies könne kurzfristig aber wohl nicht geändert werden. "Die tatsächliche Entwicklung läuft weit ab vom politisch erwünschten Sanierungspfad. Um diesen zu erreichen, müsste sich die Sanierungsrate mehr als verdoppeln. Eine derartige Ausweitung scheint realistisch betrachtet kurzfristig kaum erreichbar", so die DIW-Forscher.
Sie warnen die Experten vor politischen Schnellschüssen. In jedem Fall aber dürften Beschlüsse zu einer Ausweitung der Investitionstätigkeit im nächsten Jahr keine spürbaren Impulse auslösen. So dürften anhaltende politische Diskussionen um Fördermaßnahmen die Investitionsentwicklung zunächst bremsen. "Die Diskussion um eine eventuelle steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung könnte erneut dazu führen, dass Bauherren ihre geplanten Maßnahmen zurückstellen und die Entscheidung der Politik abwarten."
Auch von den Investitionsprogrammen im Infrastrukturbereich, wie sie derzeit unter anderem in den Koalitionsverhandlungen diskutiert werden, sind den DIW-Forschern zufolge keine kurzfristigen Impulse zu erwarten. "Die Erfahrung mit den Konjunkturprogrammen zeigt, dass zusätzliche Investitionsmaßnahmen eines erheblichen Planungsvorlaufs bedürfen und dass zusätzliche Finanzmittel oft nur zur Haushaltssanierung verwendet werden." Die Politik solle sich Zeit nehmen, um die Programme so auszugestalten, dass Mitnahmeeffekte so niedrig wie möglich ausfallen.
Die Bundesvereinigung Bauwirtschaft ist optimistisch, geht aber von einem geringeren Wachstum als das DIW aus: "Wir erwarten in 2014 einen um 2,5 Prozent höheren Branchenumsatz als in 2013. Dies bedeutet eine Umsatzentwicklung auf 216 Milliarden Euro", sagte ihr Vorsitzender Karl-Heinz Schneider auf der Jahrespressekonferenz seines Verbandes in Berlin. Bei den Baugenehmigungen gibt es 2013 ein Plus von knapp 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, gemessen in Baukosten. Dazu hat insbesondere der Mehrfamilienhausbereich mit 17.000 neuen Wohnungen beigetragen. Um weiteres Wachstum zu sichern fordert die Bauwirtschaft die Verdoppelung der AfA von 2 Prozent auf 4 Prozent. Die Einführung einer Mietpreisbremse lehnt der Verband ab. Quellen: DIW / ZDB / pgl