Unseriöse Geschäftemacher und Gutachter, die an der Angst vor Schimmel gut verdienen, hat das ARD-Verbrauchermagazin Plusminus kürzlich ins Rampenlicht gerückt. Es müsse nicht immer gleich die teure Komplettsanierung sein, so der Tenor des Beitrages. Das ist sicher richtig. "Einen kleinen Schaden kann jeder Malermeister oder Hausmeister beseitigen", bestätigt der Vorsitzende des Fachverbands Schimmelsanierung (BSS), Wolfgang Lorenz. Viel wichtiger sei es jedoch, die Ursache für das Wachstum des Schimmelpilzes festzustellen, und da hilft oft nur ein Fachmann weiter.
Nicht selten ist falsches Heizen und Lüften die Wurzel allen Übels. So ist falsches Heizen heutzutage vor allem in Neubauten eine Ursache für die Schimmelbildung. "Neubauten werden heute oft nicht mehr richtig trocken gewohnt", weiß Lorenz. Gerade in sehr luftdicht gebauten, ernergiesparenden Häusern werde oft von Beginn an zu wenig geheizt: "Sie müssen in den ersten Jahren deutlich mehr heizen und lüften als für den Wohnkomfort nötig, damit die Feuchtigkeit, die nach dem Bau naturgemäß in den Wänden steckt, trocknen kann." Bleibt jedoch Feuchtigkeit in der Wand, erhöht sich der Wärmedurchgangskoeffizient der Wand und die Oberflächentemperatur steigt, so dass Niederschlagsflächen für Kondenswasser entstehen.
Eine weitere häufige Ursache für Schimmelpilze sind Wärmebrücken. Diese lassen sich oft nur durch eine bessere Dämmung der Außenwände beseitigen. Diese Dämmung kann auch von innen erfolgen. Beispielsweise bietet Remmers Deutschland ebenso wie einige andere Hersteller von Baustoffen spezielle Schimmel-Sanierplatten an, die extrem leicht und saugfähig sind. Anfallendes Kondensat wird laut Hersteller "aufgesogen und in Verdunstungsperioden wieder an die Raumluft abgegeben".
Allerdings macht diese Lösung nur dann Sinn, wenn tatsächlich die Oberflächentemperatur der Wand das Problem ist. Kommt die Feuchtigkeit von außen oder steigt sie aus dem Erdreich in die Wand, müssen andere Maßnahmen ergriffen werden.
Weil der Ursachenanalyse und -beseitigung so große Bedeutung hat, nimmt sie bei den Schulungen des Fachverbands Schimmelsanierung breiten Raum ein. Ein weiterer wichtiger Bestandteil sind Lorenz zufolge die geltenden Arbeitsschutzvorschriften sowie die Empfehlungen der Berufsgenossenschaften und des Umweltbundesamtes. Denn schließlich gilt Schimmel als Umweltschadstoff, der zu gesundheitlichen Problemen führen kann.
Bundesweit gibt es etwa 150 durch den BSS zertifizierte Schimmelsanierer. Im Plusminus-Beitrag wird dem Verband vorgeworfen, die Angst vor Schimmel zu schüren, um das Geschäft mit Untersuchungen und entsprechenden Begutachtungen anzukurbeln, die zum Teil maßlos überzogen sind. Dagegen verwahrt sich Lorenz: "Der BSS vertritt nicht die Interessen einzelner Gruppen wie Gutachter, Sanierer, Hersteller oder Versicherungen, sondern hat sich zum Ziel gesetzt, alle mit dem Problem von Schimmelpilzbefall in Gebäuden befassten Fachleute zu unterstützen."
Allerdings räumt er ein, dass es auch in diesem Metier schwarze Schafe gebe. Daher ist es sicher kein Fehler, bei extremen Maßnahmen zunächst noch einen zweiten Sachverständigen hinzuzuziehen. sth