Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Plusenergiekonzepte im Mehrfamilienbereich sind aufwändiger

Die Stadt der Zukunft spart Energie

Konferenz stellt Konzepte für Plusenergie im Quartier vor. © Nicole Allé

Modelle für energiesparende und energieeffiziente Wohn- und Stadtquartiere, Null- und Plusenergiehäuser wurden auf einer Tagung in Berlin vorgestellt.

Die Stadt der Zukunft muss vor allem eines: Energie sparen. Der Umbau der Städte ist bereits im Gange. Auf der International Conference on Building Performance icbp 2012 in Berlin wurden innovative Modelle für energiesparende und energieeffiziente Wohn- und Stadtquartiere, Städte und Gemeinden vorgestellt.

Wenn auch ganz unterschiedliche Technologien und Versorgungsmodelle zum Einsatz kommen, sind die Ansätze doch ähnlich. Boris Mahler, Geschäftsführer der EGS-plan Ingenieursgesellschaft für Energie-, Gebäude- und Solartechnik in Stuttgart, berichtete über die Umsetzung des Plusenergiekonzeptes für Mehrfamilienhäuser und Stadtquartiere.

Das erfordert aufwändigere Maßnahmen als im Bereich des Einfamilienhauses - denn im mehrgeschossigen Wohnungsbau müssen alle Bewohner einbezogen werden und sich beteiligen. Das Stromlastmanagement im Mehrfamilienhaus bedarf einer aufwändigeren Verwaltung. Am besten und effizientesten lässt sich die Wärmeversorgung steuern. Nur rund sieben Prozent des Haushaltsstroms lassen sich verschieben.

Für das Stromlastmanagement im Mehrfamilienhaus gibt es verschiedene Ansätze. Im Projekt Aktiv-Stadthaus in Frankfurt etwa werden Stromkontingente aus der hauseigenen PV-Anlage auf dem Dach an die Mieter mitvermietet. Das heißt, die Mieter verpflichten sich, den Strom aus der eigenen PV-Anlage zu beziehen und erhalten dafür eine  Garantie auf den Strompreis für fünfzehn Jahre.

Der Einsatz von Erneuerbaren Energien wie PV-Anlagen, die notwendig sind, um einen Plus-Energie-Standard zu erreichen, ist vielen Investoren jedoch noch zu unsicher, da Gesetze wie das EEG und damit Einspeisevergütungen immer wieder auf dem Prüfstand stehen und damit keine langfristige Sicherheit bieten. Zudem ist die Anfangsinvestition recht hoch.

Dabei könnte eine PV-Anlage sogar im Hochhausbau interessant sein, wenn die PV-Module an der Fassade montiert werden. Vom technologischen Standpunkt aus gesehen gibt es hierfür gute Modelle, nur die Kosten sind noch sehr hoch, da sich die Technik am Markt noch nicht etablieren konnte.

Mit dem Aktiv-Stadthaus in Frankfurt soll ein städtisches Mehrfamilienhaus in Plusenergiebauweise geschaffen werden. Es orientiert sich an den Maßstäben, die die EU-Richtlinie 2020 vorgibt: 20 Prozent weniger Energieverbrauch, 20 Prozent weniger Treibhausgasausstoß sowie einen Anteil der erneuerbaren Energien von 20 Prozent am Gesamtverbrauch bis zum Jahr 2020. Fotovoltaik-Anlagen sind auf dem Dach, an den Fenstern und der Fassade des Gebäudes vorgesehen.

Gleichzeitig wird Wärme aus dem Abwasser gewonnen. Beim Energieverbrauch im gesamten Haus soll ein Überschuss von rund zehn Prozent erzielt werden. Dieser kann etwa für ein Elektroauto verwendet werden. Nicht verbrauchter Strom aus dem Auto kann wieder in die Speicher zurückfließen. Die Baukosten werden im Vergleich zu herkömmlichen Gebäuden rund 15 Prozent höher sein, schätzen die Planer.

Doch die Voraussetzung für eine zukunftsfähige Gesellschaft ist eine nachhaltige Energieversorgung: Der Energieverbrauch muss dabei auf ein Minimum begrenzt und der verbleibende Energiebedarf mit dem lokalen Energieangebot aus regenerativen Quellen gedeckt werden.

Diese Umgestaltung der Energieversorgung ist eine zentrale Aufgabe insbesondere für die Kommunen. Den Energiefahrplan der Stadt Stuttgart stellte Jürgen Görres, Leiter der Energiewirtschaft der Stadt Stuttgart, anschaulich vor. Als zentrales Element der Energiepolitik der Stadt Stuttgart wurde ein 10-Punkte-Programm entwickelt.

Mit dem Projekt "Stadt mit Energieeffizienz Stuttgart" (SEE) wird das Energiekonzept ausgestaltet. Hierbei spielen die Bereiche Energie sparen und erneuerbare Energien sowie umweltfreundliche Verkehrsentwicklung die zentrale Rolle.

Stuttgart hat in der Vergangenheit wichtige Voraussetzungen für den nachhaltigen Umgang mit Energie geschaffen. Dazu gehört seit über 30 Jahren ein Energiemanagement für die stadteigenen Liegenschaften, das mit einem zentralen Controlling, energetischen Vorgaben, einem stadtinternen Contractingmodell, einer Reihe von Anlagen mit erneuerbaren Energien und insbesondere mit vorbildhaften, energetischen Demonstrationsvorhaben den Energie- und Wasserverbrauch signifikant reduziert hat.

Mit vertraglich abgesicherten Energievorgaben für private Bauvorhaben, einem Förderprogramm im Energiebereich und einem Energieberatungszentrum für Privatpersonen im Wohnungsbau wurden bereits richtungsweisende Ansätze verfolgt.

Die Stadt beteiligt sich zudem an verschiedenen Netzwerken zur Energieeinsparung. Mit Triple Zero, einem auf die kommenden Jahre angelegten Klima-, Energie- und Ressourcen-Sparprogramm, sollen Gebäude entwickelt werden, die keinen Energieverbrauch haben, keine Emissionen erzeugen und die möglichst wenig natürliche Ressourcen verbrauchen.

In kleinerem Maßstab verfolgt die Gemeinde Ismaning bei München einen Energie-Fahrplan und setzt dabei vor allem auf Tiefen-Geothermie. Die Akzeptanz dafür ist in der Bevölkerung inzwischen hoch, denn von Anfang an wurde hier professionell und mit hoher Transparenz gearbeitet, berichtete Ulrich Hilberer, Leiter Umwelt und Energie der Gemeinde Ismaning.

Zudem wurde bereits die Hälfte aller Gebäude im Ort energetisch saniert. Insgesamt konnten in 20 Jahren rund 1,1 Millionen Euro und 16 Millionen Kilowattstunden Wärmeenergie eingespart werden. Das reicht nicht, so Hilberer, es sind weitere Bemühungen notwendig; daher wurden 2008 zwei neue Forschungsprojekte auf den Weg gebracht, eines davon die Wärmeversorgung über Tiefengeothermie, bei der die ersten Bohrungen nun erfolgreich abgeschlossen sind. Die Nutzung von Erdwärme sehen die Planer in Ismaning als besonders zukunftweisend, hier schlummere ein enormes Potenzial das genutzt werden sollte. von Nicole Allé

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