Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Kooperation mit Myhammer erhöht Preisdruck und senkt Qualität

Dena gerät bei Energieberatern in die Kritik

Auktionierung von Energieausweisen gefällt Beratern nicht. Bild: Dena

Die deutsche Energie-Agentur wirbt derzeit verstärkt für die Auktionsplattform Myhammer. Das gefällt vielen Energieberatern nicht.

Mit einer Sonderaktion in Zusammenarbeit mit dem Auktionsportal Myhammer ist die von der Bundesregierung mit finanzierte Deutsche Energie-Agentur Dena bei Energieberatern in die Kritik geraten.

Energieberater würden mit dem jetzigen Angebot in eine Abofalle gelockt, kritisiert etwa Dieter Bindel, Vorsitzender des Gebäudeenergieberaterverbands GIH in Baden-Württemberg. Bis Ende November 2010 erhalten Energieberater über die Dena ein Startguthaben bei Myhammer. "Ich frage mich schon, ob das wirklich eine Aufgabe der Dena ist", meint Bindel dazu.

Bindel warnt zudem vor Preisdruck auf Kosten der Qualität bei einer Versteigerung von Energieausweisen. Zudem stören Bindel die regelmäßig anfallenden Mitgliedsbeiträge der Auktionsplattform. "Die zahle ich auch dann, wenn ich überhaupt keinen Auftrag bekomme. Eine Provision oder eine Gebühr für die Möglichkeit, ein Angebot abzugeben wäre ein faireres Modell", sagt Bindel im Gespräch mit EnBauSa.de.

Ähnlich argumentiert auch das Deutsche Energieberater Netzwerk DEN. Dessen Fachleute warnen ebenfalls vor Preisdumping bei Energieausweisen und Energieberatung. "Wir können nur dringend davon abraten", so der DEN-Vorsitzende Martin Kutschka gegenüber dem Magazin TGA Fachplaner. Nur durch die richtige Beratung der Verbraucher und Endkunden können die Klimaschutzziele und Konzepte des Bundes umgesetzt werden. "Die erhöhten energetischen Anforderungen verlangen mehr denn je einen fachübergreifenden und fundierten Sachverstand der Energieberater", sagte Kutschka weiter.

Die detaillierte und arbeitsaufwändige Berechnung durch den Fachmann dürfe nicht mindestbietend versteigert werden. Mit pauschalisierten Empfehlungen aus "Billigangeboten" ist niemandem geholfen. Meist ist für jedes Gebäude eine individuell technische - und kostenoptimierte Lösung notwendig.

Die Energieberater werden im Moment von unterschiedlicher Seite in die Zange genommen. Die Stromerzeuger bauen ihre Beratungsangebote aus. RWE ist in diesem Bereich bereits seit längerem aktiv. EnBW hat im April 2010 ein Beratungsangebot gestartet mit zunächst zwei Festpreispaketen. Zu haben ist derzeit ein Paket zur Gebäudeanalyse für knapp 300 Euro und ein Modernisierungspaket für knapp 600 Euro sowie eine Erstberatung für 50 Euro.

Bei der RWE gibt es Pakete zur Vor-Ort-Beratung für 500 Euro sowie Thermographie für 200 Euro plus Bafa-Zuschüsse. "Bafa-Berater, die mit Stromversorgern kooperieren müssen aber darauf achten, dass ihre Neutralität gewahrt bleibt", mahnt Bindel. Bei der EnBW müssen die Kunden deshalb komplett auf die Zuschüsse der Bafa verzichten.

Für Berater und Kunden gibt es durchaus Alternativen zum Engagement über Auktionsplattformen. Manche Handwerksorganisationen wie der baden-württembergische Handwerkstag haben selbst Vermittlungsplattformen aufgebaut. Zur Recherche für potentielle Kunden bieten auch die Energieberaterverbände Datenbanken an, die jedoch jeweils nur die eigenen Mitglieder umfassen. Einen Zugriff auf diejenigen Berater, die eine Zulassung der Bafa haben listet die Bafa-Seite auf. Recherchemöglichkeiten bieten auch eine Reihe von Plattformen der Handwerksorganisationen wie eine Beraterdatenbank des EOR in Rheinland-Pfalz oder für Nordrhein-Westfalen. Anbieter, die im Rahmen der von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Kampagne Sanieren Profitieren zur Erstberatung geschult wurden, stehen mittlerweile in allen Bundesländern zur Verfügung. Diese Erstberatung ist kostenlos und soll Sanierungsanstöße geben.

Von unserer Redakteurin Pia Grund-Ludwig

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