Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Bau setzt Hoffnung auf Schwarz-Gelb

Degressive Abschreibung im Wohnungsbau geplant

Essen wird 2010 Deubau- und Kulturhauptstadt. Bild: Frentop/Pixelio

Die Verbände der Baubranche setzen auf die Koalitionsverhandlungen und schüren Hoffnungen in die "Tigerentenkoalition". Das war der einhellige Tenor auf der Pressekonferenz im Vorfeld der Fachmesse Deubau in Essen.

"Es wird ein schwieriges Jahr, kaum hatten wir einen Silberstreifen, kam das Konjunkturtief", beschreibt Wolf-Dieter Epping, Vorsitzender des Deubau-Fachbeirats die Lage der Branche. Das spiegelt sich auch in den Ausstellerzahlen der Essener Fachmesse Deubau wieder: Es werden 600 und damit 100 weniger sein als vor zwei Jahren. Einige haben außerdem ihre Standfläche verkleinert.

Epping setzt große Hoffnung auf Schwarz-Gelb: "Mit der neuen Regierung kann hoffentlich bald der Stillstand im Wohnungsbau durchbrochen werden", fuhr er fort. In das gleiche Horn stieß der Vorsitzende der Bundesvereinigung Bauwirtschaft, Karl-Heinz Schneider, auf der Jahreskonferenz in Berlin. "Der Wohnungsneubau muss uns mit Sorge erfüllen, und nicht nur, weil Bauunternehmen leere Auftragsbücher haben, sondern vor allem auch, weil wir in einigen Regionen Deutschlands bereits wieder auf Wohnungsknappheit zulaufen", sagte er. Hier müsse die Politik gegensteuern, das sei einer der Hauptforderungen an die neu gewählte Bundesregierung", meinte Schneider.

Er zitierte eine Studie des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, nach welcher der allein aus der demografischen Entwicklung abgeleitete Neubaubedarf auf jährlich 225.000 Wohnungen beziffert werde. Rechne man den qualitativen Bedarf in Höhe von rund 175.000 Wohnungen mit ein, so liege der jährliche Baubedarf bei rund 400.000 Wohnungen pro Jahr, um mittel- und langfristig den Bedarf an bezahlbaren und energetisch vernünftigen Wohnungen zu decken.

"Aufgrund der Abschaffung der Eigenheimzulage sind gerade junge Familien mit Kindern förmlich ausgegrenzt worden, sich die eigenen Vier Wände leisten zu können, und das trotz niedriger Hypothekenzinsen. Das kann nicht in unser aller Interesse sein", erklärte Schneider weiter.

Erste Anzeichen für eine Wende scheint es in den Koalitionsverhandlungen zu geben, berichtet Lutz Pollmann, Hauptgeschäftsführer der Baugewerblichen Verbände Nordrhein. Im Teilbereich Bauen sei festgeschrieben, dass es wieder eine degressive AfA für den frei finanzierten Wohnungsbau geben soll. Damit lassen sich Wohngebäude schneller abschreiben.

Insgesamt beschrieb Pollmann die Stimmung in der Branche als nicht schlecht. Die werde in Stimmungsbarometern wie dem Geschäftsklimaindex oft falsch erfasst, da dort nur Betriebe zu Wort kommen, die mehr als 20 Mitarbeiter haben. Im Bauhauptgewerbe sind aber 90 Prozent der Betriebe kleiner. "Sie haben Auftragsbestände bis zu einem halben Jahr", berichtet Pollmann weiter.

Doch die politischen Rahmenbdingungen sind nur ein Punkt, der die Stimmung der Baubranche beschreibt. Ein Thema, das von nahezu allen Akteuren immer noch zu wenig Beachtung finde, sei der demographische Wandel. Man habe in den letzten 15 bis 20 Jahren den Trend zum Älterwerden der Bevölkerung schlicht übersehen, mahnte Epping. Als positives Beispiel nannte er die Stadt Bielefeld, die das zu einem Thema der gesamten Kommune gemacht habe. "Das ist in anderen Städten noch nicht der Fall", mahnte er.

Dem widersprach Kurt Speelmanns, Leiter des Referats Forschung im Bauwesen und Technisches Gebäudemanagement am Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Das sei neben der Energieeinsparverordnung ein zentrales Thema der Initiative Zukunft Bau. Deren Ergebnisse seien aber bei den Architekten weitgehend unbekannt, konterte Carl Steckeweh von Pentapolis. Er verwies zudem darauf, dass die organisierte Wohnungswirtschaft bislang zu wenig Beachtung finde. "Die wird auf absehbare Zeit der wichtigste Auftraggeber von Planern und Herstellern sein, das wird zu wenig wahrgenommen", monierte er. Auf der Deubau gibt es für diese Zielgruppe an fünf Tagen spezielle Foren. pgl

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