Die Häuser, mit denen die TU Darmstadt an den Wettbewerben des Solar Decathlon teilgenommen hat, haben Deutschland schon zwei mal einen Platz auf dem Siegerpodest eingebracht. Doch es sind nicht nur Modellbauten. Sie sollen auch dazu dienen, die Baupraxis zu verbessern. Hannes Guddat, einer der Verantwortlichen für das Projekt von 2007 will dafür sorgen, dass das Projekt mehr bleibt als eine Eintagsfliege.
"Wir wollen vor allem die Arbeitsweise, die wir dort praktiziert haben weiterführen", sagt Guddat im Gespräch mit EnBauSa.de. Das wichtigste dabei aus seiner Sicht: die integrale Planung, "wir denken in der frühen Phase die Fachplanung mit und können damit Fehler am Anfang vermeiden". Aus seiner Sicht sei der Architekt nicht nur für die korrekte Bauausführung von Gebäuden verantwortlich, sondern auch dafür, dass ein Gebäude wirtschaftlich und behaglich bewohnbar ist.
Dazu gehört für ihn auch langfristiges Denken: "Wir bieten eine Schätzung der Lebenszykluskosten für unsere Gebäude an, davon sind die Energiekosten ein Teil." Sowohl für das vorgeschlagene Energiekonzept als auch für die Energiekosten strebt er dabei eine Garantie an. Die Kosten für Gebäude, die entsprechend seinen Konzepten gebaut werden, liegen zwischen 2.000 und 2.500 Euro pro Quadratmeter. Es sind Nullenergiehäuser, deren Restwärmebedarf von einer Wärmepumpe gedeckt wird. "Die Nutzungskosten sind so niedrig, dass sich das im Vergleich zum EnEV-100-Haus nach zehn Jahren rechnet", ist Guddat sicher.
Erprobt wurde das zunächst in einem Ausstellungsgebäude des Bundesbauministeriums. "Wir haben dafür im Vergleich zum Entwurf für die öffentliche Nutzung einige Dinge angepasst", berichtet Guddat. Das Gebäude hat eine größere Grundfläche sowie eine Reihe von technischen Neuheiten wie eine Lamellenfassade, die verschattet, Sichtschutz bietet und darin integrierte Fotovoltaikelemente, die Strom erzeugen. Die Fassade verwendet 3-fach und 4-fach-Verglasungen, Vakuumdämmung sowie Latentwärmespeicher. Es wurden überwiegend nachwachsende, naturnahe und recyclebare Materialien verwendet.
Wie das Haus in der Praxis funktioniert hat Guddat mittlerweile auch selbst im Langzeittest erprobt. Sein Büro ist seit zwei Jahren im ehemaligen Solar-Decathlon-Haus mit entsprechender Meßtechnik. Nachgerüstet hat er im Unterschied zum ursprünglichen Plan eine Fußboden- statt einer Luftheizung. "Ich würde niemand zu Luftheizung raten, Fußbodenheizung ist mittlerweile auch gar nicht mehr so teuer", lautet sein Rat.
Derzeit ist er als Berater unterwegs, bis 2012 soll es zwei Gebäude geben, in denen die Konzepte umgesetzt werden. Dazu hat Guddat das Architekturbüro Soap gegründet, die Konzepte sind gemeinsam mit dem Holzbauunternehmen Ochs aus Kirchberg bei Simmern entstanden. Geht es nach Guddat, erfolgt die Umsetzung am liebsten mit dem Baustoff Holz, "aber darauf sind wir nicht festgelegt", betont er. Als Klientel für seine Gebäude sieht er vor allem Investoren, die langfristig denken: Wer eine Immobilie nach einer gewissen Zeit weiterverkaufen will, der setzt auf entsprechende Standards", ist Guddat sicher. Derzeit hat er mehr Anfragen aus dem Nichtwohnungsbau. pgl