Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

CO2-Senkung

Dämmung aus Pflanzen

Pflanzenkohle soll im Hausbau zum Einsatz kommen und so langfristig CO2 aus der Atmosphäre entfernen. Foto: Empa

Empa-Forschende wollen ein neuartiges Dämmmaterial aus pflanzlichen Rohstoffen oder Abfällen entwickeln, dass das darin enthaltene CO2 durch eine spezielle Hitzebehandlung dauerhaft bindet. Nach dem Rückbau der Gebäude könnte die „Pflanzenkohle“ mitsamt dem gebundenen CO2 als Dünger im Ackerbau eingesetzt werden.

Der Gebäudebereich ist der materialintensivste Sektor und einer der wichtigsten Treiber des globalen Klimawandels. Nachdem in den letzten Jahrzehnten erhebliche Anstrengungen unternommen wurden, damit Gebäude weniger Energie verbrauchen, und im Betrieb des Gebäudeparks vermehrt erneuerbare Energie eingesetzt wird, haben sich die Treibhausgasemissionen hier merklich reduziert. Über den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden spielt jedoch deren Erstellung sowie die Herstellung der Baustoffe ebenfalls eine wesentliche, im Vergleich zum Betrieb aber noch wenig beachtete Rolle. Bei modernen Gebäuden sind die „grauen“ Treibhausgasemissionen, die auf die Erstellung des Gebäudes zurückgehen, ähnlich hoch wie die Emissionen aus dem Betrieb. Daher haben Baumaterialien, die der Atmosphäre langfristig CO2 entziehen, großes Potenzial, den ökologischen Fußabdruck von Gebäuden zu senken.

Wie sich CO2 langfristig binden lässt

Ein neues Forschungsvorhaben von Wissenschaftler*innen um Jannis Wernery vom „Building Energy Materials and Components Lab“, der Empa, basiert auf der Idee, CO2 in neu entwickelten Dämmstoffen langfristig zu binden. Dazu sollen pflanzliche Rohstoffe – idealerweise Abfallprodukte aus der Land- und Forstwirtschaft – zu Dämmmaterialien für Gebäude verarbeitet werden. Der größte Teil des in der Biomasse gebundenen Kohlenstoffs, den die Pflanzen während ihres Wachstums in Form von CO2 aus der Atmosphäre aufgenommen und gebunden haben, kann durch eine spezielle Hitzebehandlung dauerhaft fixiert werden; er bleibt in der so entstandenen „Pflanzenkohle“ während der gesamten Lebensdauer des Gebäudes – und sogar weit darüber hinaus – gebunden: Wird dieses zurückgebaut, kann die Pflanzenkohle nämlich direkt in Äcker eingebracht werden. Dort erhöht sie die Fruchtbarkeit des Bodens und bleibt über Jahrhunderte bis Jahrtausende stabil – im Gegensatz zu anderen pflanzlichen Baustoffen, etwa Holz oder Zellulosedämmung, die bei der Verrottung oder thermischen Verwertung das gespeicherte CO2 wieder freisetzen.

„Bis die Idee in die Praxis umgesetzt werden kann, gibt es aber noch viel zu tun“, sagt Physiker Wernery, der sich mit seiner Forschungsgruppe an der Empa auf die Erforschung und Entwicklung von Dämmstoffen spezialisiert hat und für diesen neuen Ansatz auch mit Forschenden an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) zusammenarbeitet. Dabei ist es unter anderem wichtig sicherzustellen, dass sämtliche Inhaltsstoffe der neuartigen Dämmmaterialien für eine spätere Verwendung als „Dünger“ geeignet sind. Ein marktfähiges Dämmmaterial muss natürlich auch punkto thermischer Isolation mit etablierten Produkten mithalten können sowie zudem einen ausreichenden Brandschutz gewährleisten.

Empa-Forscher Wernery ist überzeugt, dass Pflanzenkohledämmung die CO2-Bilanz der Schweiz künftig deutlich verbessern könnte – wenn es gelingt, dieses anspruchsvolle „Anforderungsprofil“ zu erfüllen. Eine erste Analyse hat gezeigt, dass sich durch einen realistischen Teilersatz konventioneller Dämmstoffe wie EPS oder Mineralwolle durch Pflanzenkohle gut eine halbe Million Tonnen CO2-Äquivalente jährlich einsparen ließe, einerseits durch Vermeidung von Emissionen bei der Produktion der konventionellen Materialien, andererseits durch die Langzeitspeicherung des CO2 in der Pflanzenkohle. Dies entspricht gut einem Prozent der gesamten Schweizer Treibhausgasemissionen.

Finanzielle Unterstützung – gleich aus mehreren Quellen

Ein ambitioniertes Konzept mit einem großen Potenzial – das fanden auch diverse Förderinstitutionen und unterstützen daher Wernerys Ansatz finanziell: Die Minerva-Stiftung, die sich unter anderem für einen nachhaltigen Umgang mit den natürlichen Ressourcen einsetzt und der ETH-Rat sowie das Bundesamt für Energie (BFE). Nicht zuletzt hat zudem erst vor kurzem der Klimafonds vom Stadtwerk Winterthur für die Erarbeitung der Grundlagen einen Förderbeitrag gesprochen, der aus freiwilligen Beiträgen von zwei Rappen pro bezogener Kilowattstunde Strom der Kundinnen und Kunden vom Stadtwerk Winterthur stammt.

Quelle: Empa

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