Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Experte Drewer: Dämmung ist mehr als WDVS

Dämmstoff-Übersicht beschreibt 160 Produkte

Die Dämmung der obersten Geschossdecke zahlt sich schnell aus. © FMI

Rund 160 Dämmstoffe listet das Paderborner IpeG-Institut in seiner aktuellen Dämmstoffübersicht. Sämtliche technischen Daten wurden überprüft und auf den neuesten Stand gebracht.

Fast 160 Dämmstoffe hat das Paderborner IpeG-Institut recherchiert und wichtige Kriterien wie Wärmeleitfähigkeit, Wasserdampfdiffusionswiderstand, Baustoffklasse und vor allem auch Preise in Tabellenform übersichtlich zusammengestellt. Das Ergebnis ist eine nahezu vollständige Dämmstoffübersicht in mehreren Teilen, die ab sofort bei EnBauSa.de unter der Rubrik Dämmstoffe abgerufen werden können. Die Übersichten werden laufend erweitert und regelmäßig aktualisiert. "Ich denke am Ende werden wir bei 200 bis 300 Produkten landen", sagt IpeG-Geschäftsführer Arnold Drewer.

Drewer sieht sich selbst durchaus als "Dämmwahnsinnigen". Allerdings im positiven Sinne. "Wenn heute in den Medien vom Dämmwahn die Rede ist, dann geht es fast immer um Wärmedämmverbundsysteme, die das Ende aller schönen Architektur in unseren Städten bedeuten", erzählt er. Diese Darstellung sei zu undifferenziert, kritisiert der Dämmexperte, denn schließlich gebe es noch eine ganze Reihe andere Möglichkeiten ein Gebäude zu dämmen.

Das Angebot an Dämmstoffen ist riesig. Für jede Einbausituation hat die Industrie Lösungen entwickelt, etwa Einblasdämmstoffe für Gebäude mit zweischaligem Mauerwerk, Plattendämmstoffe für große Flächen, Matten- oder Schüttdämmstoffe. Zwar gibt es bereits Dämmstoffübersichten, Drewer hat insgesamt 30 gefunden. Doch die sind dem IpeG-Geschäftsführer zufolge nicht nur lückenhaft, sondern in Teilen auch veraltet.

Drewer will aufklären und aufräumen mit den Vorurteilen, dass Dämmung zu teuer ist und unsere Gebäude verschandelt. Als gutes Beispiel nennt er die Dämmung der obersten Geschossdecke. Die ist ab Ende 2011 ohnehin Pflicht und aus der Sicht von Drewer das effizienteste Dämmverfahren schlechthin. "Mit sehr geringen finanziellen Mitteln kann man die Wärmeverluste dieses Bauteils um den Faktor 20 verringern", sagt Drewer. Die Investition rechne sich je nach gewähltem Dämmstoff und realisierter Dämmstärke nach ein bis vier Jahren. Von außen sei davon nichts zu sehen, der Charakter des Gebäudes bleibe unverändert.

Trotz der Vorschriften der jüngsten Energieeinsparverordnung EnEV 2009 wird die Dämmung der obersten Geschossdecke vielfach nicht durchgeführt. "Viele Wohnungsbaugesellschaften berufen sich darauf, dass die Maßnahmen unwirtschaftlich sind. Laut EnEV werden sie in diesem Fall von der Durchführung befreit", berichtet Drewer aus der Praxis und kritisiert, dass bei einem Großteil der deutschen Wohnungswirtschaft nicht beharrlich genug nach günstigen, wirtschaftlichen Lösungen gesucht wird.

Beispielsweise sind viele Kehlbalkenanlagen, also die Decken zwischen Obergeschoss und Spitzboden hohl oder nur teilweise mit Asche, Lehm oder Schlacke gefüllt. Diese Decken lassen sich leicht mit Einblasdämmstoffen füllen. Dadurch wird die Dämmwirkung der Decke Drewer zufolge dreimal so gut wie vorher. "Die Kosten der Maßnahme liegen bei 15 Euro pro Quadratmeter und amortisieren sich in einem Zeitraum von fünf bis zehn Jahren."

In Drewers Dämmstoffübersichten wird nicht unterschieden zwischen ökologischen und konventionellen Dämmmaterialien. Alle Produkte stehen gleichwertig nebeneinander. "Die Aussage 'Öko gut, konventionell schlecht', die aus dem Lebensmittelbereich auf den Dämmbereich übertragen wurde, ist hier nicht angebracht", erläutert er und ergänzt: "Man muss den Begriff der Ökologie in Frage stellen." Zur Erläuterung stellt Drewer eine Frage: "Ist es ökologischer für 100 Euro Korkplatten zu kaufen, die 3.000 Kilometer durch Europa gekarrt werden, oder für 100 Euro Polystyrolplatten, die recyclingfähig sind und bei denen ich für die 100 Euro eine höhere Dämmwirkung erzielen, also mehr CO2 einsparen kann?"

Für Drewer ist die Antwort klar. "Wir haben in erster Linie ein Klima- und Energieproblem zu lösen. Ohne Dämmung werden wir die Energiewende nicht schaffen." Will heißen: Hauptsache ist, es wird gedämmt. Gerne mit Polystyrol. Und wenn es sich jemand leisten kann, sein Haus mit Holzweichfaserplatten so einzupacken, dass die gleiche Dämmwirkung erzielt wird, umso besser. Tatsache ist, dass Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen meist teurer sind.

Drewers Plädoyer: Planer und Hausbesitzer sollten immer alle Faktoren im Blick haben und abwägen. Nur den Blick auf die Wärmeleitfähigkeit eines Dämmstoffes zu richten, ohne den Preis im Blick zu haben, ist genauso falsch, wie nur auf den Preis oder die Ökologie zu schauen. "Entscheidend ist, dass zu vertretbaren Kosten ein vernünftiger Dämmstandard erreicht wird."

Von unserer Redakteurin Silke Thole

Eine Verwendung dieses Textes ist kostenpflichtig. Eine Lizenzierung ist möglich.
Bitte nehmen Sie bei Fragen Kontakt auf.