Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Kunden fragen Lösungen ohne Biozide bislang wenig nach

Biozidfreie Fassaden mit WDVS sind nicht der Renner

Putzfassaden ohne Biozide sind bislang kein Umsatzrenner. © Baumann

Hersteller bieten biozidfreie Lösungen für Fassaden mit WDVS an. Die werden bislang aber kaum nachgefragt.

Biozide an Fassaden sind immer wieder in die Kritik geraten. Sie halten gedämmte Wände algenfrei, werden aber mit der Zeit ausgewaschen und gelangen in die Umwelt. Die Hersteller wurden an den Pranger gestellt. Die tragen aber nur eine Teilschuld. Planer und Hausbesitzer hätten nämlich die Wahl, denn nahezu alle Hersteller bieten auch biozidfreie Dämm-Lösungen für die Fassaden an. Nur fragen wenige danach, vor allem bei größeren Objekten.

"Im Privatkundenbereich wird eher nach biozidfreien Putzen gefragt, bei Bauträgern weniger", beobachtet Roland Falk, Leiter des Kompetenzzentrums Ausbau und Fassade in Stuttgart. Das Komzet ist eingegliedert in die Struktur des baden-württembergischen Stuckateurverbandes. Für den vermehrten Einsatz von Bioziden hat Falk wenig Verständnis, er sei "kein Verfechter dieser Produkte. Ich finde es wichtiger, für konstruktiven Schutz der Fassade zu sorgen, etwa durch ausreichende Dachüberstände."

Außerdem sei die Furcht, sich bei einem Verzicht automatisch Algenbefall einzuhandeln, nicht berechtigt: "Das Risiko der Algenbildung ist bei biozidfreier Ausrüstung der Fassaden nicht zwangsläufig größer", sagt Falk.

Wichtig sei es, im Gespräch mit den Kunden zu klären, was Sinn macht. Aus Sicht der Handwerker ist es notwendig, sie vor Schadenersatzforderungen zu schützen: "Wir haben für unsere Fachbetriebe entsprechende Musterschreiben, dass Algenbefall kein Mangel ist bei biozidfreier Ausrüstung. Das bringt Rechtssicherheit für die Handwerker", so Falk. Rechtssicherheit für die Bauherren bringt das freilich nicht.

Es gibt unterschiedliche Konzepte, die verhindern sollen, dass Tau- und Regenwasser zu lange an der Fassade bleibt und für Algenbefall sorgt. Saint-Gobain Weber bietet als biozidfreien Putz seinen Aquabalance-Fassadenputz an. Der soll auf der Fassade die Oberfläche der Wassertropfen vergrößern, so dass das Wasser schneller verdunstet. Gleichzeitig nehmen Kapillarporen des Putzes Wasser von der Oberfläche auf und geben es später wieder ab, beschreibt der Hersteller die Wirkweise.

Ähnlich arbeitet das Ytong Multipor Mineraldämmsystem, wenn es mit einem mineralischen Oberputz in angepasster Saugfähigkeit eingesetzt wird. Die Feuchtigkeit aus Schlagregen oder Tauwasser wird in den kapillaraktiven Oberputz aufgesaugt und dort wie in einem Pufferspeicher zwischengelagert. Auch hierbei wird auf Biozide verzichtet.

Die beiden Schweizer Firmen Greutol und Keimfarben arbeiten mit einem ähnlichen Verfahren und einer Kombination aus Dämmplatten und mineralischem Putz. Die Putzschicht ist dick, Kapillarkräfte sorgen für den Abtransport von der Oberfläche.

Sto verfolgt einen anderen Ansatz und hat seit einiger Zeit Lotusan auf dem Markt. Das Wasser wird dabei nicht vom Putz aufgesaugt, die Oberfläche ist vielmehr wasserabweisend.

Aus Sicht des Experten Roland Falk "gibt es leider kein Patentrezept. Wir sind froh, dass es unterschiedliche Verfahren wie dickeren Putz oder unterschiedliche Ausrüstung der Oberfläche gibt. Es kommt auf unterschiedliche Faktoren wie Standort, Ausrichtung, aber auch Form des Gebäudes an was sich am besten eignet. Außerdem hängt es auch von der Oberfläche ab, die der Kunde haben will. Da ist Beratung gefragt.

Nicht zuletzt sei es auch eine Frage des Geschmacks und des Budgets: "Ob biozidfreie Ausführung der Fassade teurer ist hängt davon ab, wie sie gemacht wird. Wenn man sich für dickschichtigen Putz entscheidet, kann das teurer sein, da mehr Material benötigt wird, aber auch eine größerer Mehrwert besteht." von Pia Grund-Ludwig

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